Die schwedische Rocktruppe Soen darf man ganz bestimmt als Prog Supergroup bezeichnen, schließlich befinden sich mit Drummer und Haupt-Songwriter Martin Lopez (ex-Opeth, ex-Amon Amarth) und Sänger Joel Ekelöf (ex-Willowtree) sehr bekannte Namen im aktuellen Line-Up. Dabei tobte sich die Band auf ihren bisherigen drei Alben in vielen Genres aus, da war eine gekonnte Mischung aus Prog, melancholischem Alternative Rock und Melodic Metal zu vernehmen. Auch konnte man sich von Album zu Album immer noch steigern und so den eigenen Stil nach und nach verfeinern. Für Album Nr. 4 hat sich die Multi Kulti-Gruppe jetzt den Kanadier Cody Ford als Ersatz für Marcus Jidell (Avatarium) gesichert, der aus welchen Gründen auch immer nicht mehr zur Verfügung steht. Dem hohen Niveau der Musik tat das freilich keinen Abbruch, denn wer sich auch nur halbwegs für gehaltvolle Rockmusik interessiert, wird alle Platten von Soen sowieso schon längst im Regal haben. Für mich ist die neue Scheibe jedoch ganz klar die bisher stärkste Scheibe von Soen! Dabei ist es auch bei „Lotus“ egal, ob die Songs wuchtig und direkt ins Ohr geschossen kommen so wie der kraftvolle Opener „Opponent“ oder „Covenant“, oder verträumt und melancholisch wie das wunderschöne Titelstück oder die Ballade „River“. Gerade in den ruhigeren Momenten entfaltet „Lotus“ seine größten Stärken! Nicht falsch verstehen, die Platte ist zu keinem Zeitpunkt kommerziell oder sich irgendeinem Trend anbiedernd, vielmehr wird viel Wert auf Stimmungen, Texte und Nachhaltigkeit gelegt. Und dann diese tolle Stimme des Sängers, die jedem Lied eine eigene Nuance einhaucht und bei mir für eine Gänsehaut nach der anderen sorgt. Im Internet werden Soen oft mit Tool und Anathema verglichen, doch teile ich diese Meinung nur bedingt. Okay, diese offensichtlichen Einflüsse sind nicht gänzlich von der Hand zu weisen, doch würde ich diesen gerne noch Porcupine Tree und Marillion als Anhaltspunkte für diejenigen hinzufügen, die diese Band noch nicht kennen sollten. Fairerweise muss ich auch die ehemalige Stammband von Martin Lopez,Opeth, als wichtigen Eckpfeiler nennen, denn Soen holen im Vergleich zu Opeth qualitativ immer weiter auf! Dieses Gespür für anspruchsvolle Musik bekommt man eben nicht allzu oft vorgesetzt und ist dann auch ganz bestimmt nicht von der Stange so wie die Klamotten bei KIK. Das alles wird jetzt allein schon beim Coverartwork untermauert, denn ein dermaßen aufwendiges Digipack habe ich zum letzten Mal bei Ken Hensley und seinem „Blood On The Highway“ in den Händen halten dürfen. Das Frontcover mit der geprägten Kupfer-Pyramide ist nämlich aufklappbar und offenbart ein Mädchen, das von der Aura berührt wird…so grandios wie die Musik selbst! Und beim nächsten Album knacken Soen die Höchstwertung, davon bin ich überzeugt. „Lotus“ lässt jedenfalls das überflüssige Re-Release von „Lykaia“ vergessen!
Soen – Lotus
Fazit
Anspruchsvoll und wertig...so muss guter Prog klingen!