Das Ende des Konzertjahres 2018 hatte mit CALIBAN, LIONHEART und BAD OMENS noch einen echten Kracher am Start. Da will 2019 natürlich nicht hinterherhinken und tischt mit einem Hammer Billing im Bereich Melodic Death Metal auf. Und wenig verwunderlich, dass die Markthalle in Hamburg schon ein paar Wochen vorher das „Ausverkauft“ Schild zum Aufhängen bereit legen konnte.
So ist der Andrang heute auch richtig groß, denn gleich die erste Band hat mit ihrem aktuellen Album „Black Frost“ für ein erstes echtes Ausrufezeichen im Jahre 2019 gesorgt. NAILED TO OBSCURITY eröffnen den Abend mit dem Titeltrack des aktuellen Silberlings. Die Markthalle ist für die erste Band des Abends richtig gut gefüllt, und die fünf Ostfriesen knien sich richtig rein. Das Hamburger Publikum zeigt sich heute aber von seiner lethargischen Seite, und so verflacht der Auftritt ein wenig. Da NAILED TO OBSCURITY nur wenig Spielzeit haben gibt es vier Songs von „Black Frost“. Mit „Desolate“ Ruin“ kommt nur ein Lied von einem anderen Album, nämlich „King Delusion“. Auch wenn es anhand der Reaktionen vom Publikum nur schwer zu erahnen ist, ich habe trotzdem das Gefühl dass vielen Anwesenden der Auftritt gefällt. Die Musik lädt halt eher zum Zuhören ein als wild zu headbangen oder Circle Pits zu starten.
FOTOS: NAILED TO OBSCURITY
Als nächstes kommt der einzige musikalische Ausreißer am heutigen Abend. JINJER aus der Ukraine betreten die Bühne und für die Fotografen beginnt der schwierigste Teil des gesamten Konzertabends. Zwar ist die Frontfrau der Band Tatiana Shmaykuk ein gutes Fotomotiv, und ihre zeitintensive Aufmachung wird dem auch heute gerecht, allerdings ist das alles für den Eimer da auf der Bühne kein Frontlicht vorhanden ist! Das ändert sich auch nicht wirklich im Laufe des Auftritts, was für eine Farce. Musikalisch konnte ich die Truppe noch nie wirklich einordnen. Irgendwo in der Schnittmenge zwischen Djent, Progressive und Metalcore findet man JINJER. Dieser Mischmasch ist zwar aller Ehren wert, echte Begeisterungsstürme löst das heute aber nicht aus. Und wenn man ehrlich ist suchen doch einige Besucher den Weg in den Vorraum der Markthalle für ein gemütliches Getränk. JINJER lassen sich jedenfalls nichts anmerken und ziehen weiter ihr Ding durch. Im Dunkeln….
FOTOS: JINJER
Die Zeit ist reif für einen der beiden Headliner des heutigen Abends, und SOILWORK legen mit dem Titeltrack des neuen Albums „Verkligheten“ auch gleich volles Rohr los. Und obwohl die Markthalle jetzt wieder sehr gut gefüllt ist, will keine richtige Stimmung aufkommen. Das Licht ist gut, der Sound ist erste Sahne, die Schweden von SOILWORK haben Bock und spielen einen Querschnitt durch nahezu alle Alben. Warum der Funke nicht überspringt kann ich leider nicht sagen. Das Publikum nimmt das Ganze zur Kenntnis, spendet ein wenig Höflichkeitsapplaus und das war es. Sänger Björn Strid versucht zwar immer wieder die Leute zu animieren, resigniert aber irgendwann weil einfach keiner so wirklich mitgehen will. Und dabei bieten sich doch Songs wie „The Phantom“ oder „Bastard Chain“ dafür an. Lediglich auf der Zielgeraden, als SOILWORK „Witan“ und „Stabbing The Drama“ intonieren geht ein kleiner Ruck durch das Publikum. Und als das Abschlussfoto gemacht wird heben auch alle brav die Arme. Geht doch!
FOTOS: SOILWORK
Es gibt wohl nur ganz wenige Bands, die so konsequent die musikalische Weiterentwicklung vorangetrieben haben wie AMORPHIS. Und auch wenn ich einige Songs vom letzten Album recht „poppig“ finde, live sind die Finnen immer noch eine Macht. Auch heute liegt der Schwerpunkt bei der Setlist auf dem Material des letzten Albums „Queen Of Time“, aber ähnlich wie ihre Vorgänger auf der Bühne haben auch AMORPHIS ein paar Songs aus anderen Zeiten dabei. ZU allererst wacht aber auch endlich das Publikum auf, hat ja auch lang genug gedauert. Endlich wird mitgegangen, mitgesungen und Körperteile bewegt. Das lässt die Spielfreude auch bei den Skandinaviern noch etwas nach oben schrauben. Während die beiden Gitarristen Tomi Koivussari und Esa Holopainen immer mal wieder schelmisch grinsen, verrichtet Santeri Kallio am Keyboard Schwerstarbeit. So könnte mahn zumindest seine Mimik deuten wenn er mit viel Gefühl und Andacht in die Tasten haut. Vorneweg am Mikro wie immer Tomi Joutsen, der sogar ab und zu mal eine paar Aufforderungen ans Publikum richtet. Bei Songs wie „Sky Is Mine“, „Message In The Amber“ oder auch „Silver Bride“ ist es aber eigentlich gar nicht nötig. Warum man aber den Song „Daughter Of Hate“ mit seinem komischen Rhythmus ins Programm genommen hat muss mir nochmal verraten werden. Hier ist umgehend der Stimmungsabfall deutlich spürbar, wirklich schade und meiner Meinung nach unnötig. Mit „Hopeless Days“ und „Black Winter Day“ ist dann vorläufig erst einmal Ende, aber nach kurzer Pause kommen AMORPHIS selbstverständlich wieder zurück und feuern noch „Death Of A King“ und „House Of Sleep in das begeisterte Publikum.
FOTOS: AMORPHIS
Ein starkes Konzert ist zu Ende gegangen, und die Menschen in der ausverkauften Markthalle machen sich auf den Weg nach Hause. Es gab drei starke Melodic Death Metal Bands und einen Exoten, dass Alles für einen mehr als korrekten Kurs. Nur leider kam das Publikum irgendwie nicht so richtig in Wallungen, sondern machte seinem lethargischen Ruf (der meistens wirklich nur ein blödes Gerücht ist!) alle Ehre. Wirklich schade, an den vier Bands lag es wirklicht nicht, und alle anderen Rahmenbedingungen wie Sound und Licht waren hervorragend.