HEXVESSEL – All Tree

Albumtitel

All Tree

Label/Vertrieb

Century Media / Sony

Veröffentlichung

15.02.2019

Laufzeit

46:17 Minuten

Ich habe viel erwartet bei dem Namen HEXVESSEL, dass ich allerdings ein so zartes und gleichzeitig schönes wie emotionales Album zu hören bekomme, nicht. Gingen die Assoziationen bei dem Namen eher in Richtung Black Metal, werde ich unmittelbar mit den ersten Klängen eines besseren belehrt und muss feststellen, dass verzerrte Gitarren hier eher die Ausnahme sind. Doch die Melancholie und gleichzeitige Zerbrechlichkeit dieses wundervollen Stücks Musik hat mich unmittelbar in seinen Bann gezogen.

Die finnische Band mit den beiden Briten Mathew Kvohst McNerney und Andrew McIvor liefern mit „All Tree“ ihr viertes Studioalbum ab und nachdem sich die Überraschung gelegt hatte, stellte sich die Frage, in welche Schublade zur besseren Einordnung man HEXVESSEL packen würde. Am ehesten fallen mir da Opeth und das „Damnation“-Album von 2003 ein, oder auch die britische Band Code und ihr 2015er Album „Mut“. Und dennoch kann ich wenig vergleichbares finden, im Kopf bin ich jedoch irgendwo in Britanien im Mittelalter an einem Lagerfeuer, wo sich alte Recken in einer Welt, wo sich Hase und Igel „Gute Nacht“ sagen, Geschichten erzählen.

Was wohl vor allem eben daran liegt, das es hier vorrangig akustisch zugeht. Die Gitarren werden dabei auch immer wieder von Streichern, Flöten oder einem Klavier unterstützt, was die Melancholie noch deutlich fördert. Zudem klingt auch die Stimme von Sänger Mat McNerney dermaßen fragil, dass man sich kaum traut, irgendeine Tätigkeit zu laut auszuüben, vor Angst, man könnte etwas zerbrechen.

Dabei entwickelt „All Tree“ auch noch ein sehr spannendes Eigenleben. Während der Titeltrack enorm ruhig und eher minimalistisch gehalten ist, wird es im weiteren Verlauf etwas aufbrausender für jene Verhältnisse. So reißt „Ancient Astronaut“ den Hörer mit etwas mehr Tempo aus der Starre und verbreitet Aufbruchstimmung, nur um danach wieder mit „Visions Of A.O.S.“ in eine gewisse Psychedelic zurückzufallen. Diese lässt einen sobald auch nicht mehr los, denn auch wenn das Setting durch Vogelgezwitscher und einer entfernten Flöte völlig anders erscheint, so reiht sich „A Sylvan Sign“ genau dort ein.

Das ist wohl auch größte Eigenschaft dieses Album, das es dich innerhalb kürzester Zeit in verschiedene Stimmungen mitnimmt, die doch alle irgendwas gemeinsam haben. Und meist merkt man diese Umschwünge erst, als es schon lange geschehen ist. So werden die vielen Facetten von „All Tree“ erst beim genaueren Hinsehen ersichtlich, machen aber immer wieder aufs Neue Spaß und laden geradezu dazu ein, sich die Scheibe wieder und wieder anzuhören. Alles in allem eine völlig überraschende Neuheit für mich, die ich allen Freunden von melancholischen Klängen nur empfehlen kann.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

13
von 15
Hervorragend
Autor
Seit meiner Ausbildung in Kontakt mit myrev, seit meinem Studium als Rezensent dabei. Inzwischen Mädchen für Platten, die keiner machen will und der News-Bot. Sänger bei TORUS und zum Hass der Roadcrew großer Fußballfan der einzig wahren Borussia!