Als ausgewiesener Doom-Fan noch nix von MAGIC CIRCLE gehört zu haben, gereicht dem Schreiber dieser Zeilen nicht gerade zu Ehre. Denn auch wenn der dezent dämliche Name der Band auf keyboardlastigen Zwitschermetal mit inhaltlichem Schwerpunkt bei Feen, Zauberern und Regenbögen nahelegt, gibt’s hier gepflegt was auf die Retroglocke. Das klingt dann ungefähr so wie zu der Zeit, als Doom-, Prog- und Heavy Metal noch dichter beieinander lagen, damals, in den frühen bis mittleren 1970er Jahren. Als offensichtliche Verehrer dieser Zeit entblöden sich MAGIC CIRCLE nicht, sich reichlich schamlos aus den Katalogen ihrer offensichtlichen Vorbilder zu bedienen und zitieren großzügig von BLACK SABBATH (als die progressiv klingen wollten), JUDAS PRIEST (als die noch nicht so richtig wild waren), RAINBOW (Melodiebögen) und WITCHFINDER GENERAL (ganz grundsätzlich) und melieren britische Rockmusik mit US-Doom der 1980er Jahre, und hier hauptsächlich bei TROUBLE und SAINT VITUS. Klar, dass die Männer damit keinen Kranz für übermäßige Innovation gewinnen. Handwerklich einwandfrei gemacht und wirklich toll gesungen bleibt mir doch ein eher fades Geschmäckle zurück. Vor allem wegen der halbakustischen Nummer „A Day Will Dawn Without Nightmares“, die mit leicht orientalischen Flair (Akustikgitarre, Tablas) die berühmteste Coverband aller Zeiten in die Reihe der Einflussbands aufnimmt: LED ZEPPELIN.
MAGIC CIRCLE – Departed Souls
Fazit
MAGIC CIRCLE machen zwar Spaß, räubern sich aber reichlich unverschämt durch die Rockgeschichte. Mit "Nightland" haben sie auch einen richtigen Ohrwurm am Start, aber auch der klingt, als hätten hier zwei Herren namens Tipton und Downing die Gitarren eingespielt. Zum nebenbei Hören ein perfektes Album, bei mehr Aufmerksamkeit ist mir die Anzahl der "Entlehnungen" jedoch zu groß.
Alle gestandenen Retrofans und Lederjackenträger liegen hier prinzipiell richtig und haben mit Kippen, Bier und MAGIC CIRCLE einen schönen Abend. Oder Morgen. Egal.