Ostfriesland, gelegen am nordwestlichen Ende der Republik, ist auch unter Kennern nicht gerade als musikalische Hochburg bekannt. Und doch formierte sich dort, genauer gesagt, in Wittmund, im Jahre 2012 mit HEIRS OF THE VOID ein Trio, das sich recht klassischem Doom skandinavischer Prägung verschrieben hat. Bereits im Gründungsjahr gingen die drei Rabauken mit ihrer Debüt-Demo-EP „Evil Spirit“ an den Start, dem im Jahre 2014 das Debütalbum „Four Horsemen Of Doom“ folgte. Doommäßig und hektikbefreit schieben HEIRS OF THE VOID jetzt mit „Rites Of Lucifer“ ihr neuestes Werk nach- und das folgt einer Linie, die die drei Rabauken seit gut sieben Jahren verfolgen: hypnotische Zeitlupenriffs, trocken-monotone Bässe und stoisch vorgetragene Trommeln transportieren Songs, die mehrheitlich jenseits der zehn-Minuten-Grenze angesiedelt sind. Sänger Christian springt mit spielerischer Sicherheit zwischen klagend-klarem, an REVEREND BIZARREs Albert Witchfinder erinnernden Gothic-Klargesang und hässlichem Blackmetal-Gekeife hin und her.
Geschwindigkeitsmäßig legen HEIRS OF THE VOID sich nicht gern fest und beherrschen spielerisch das Spektrum von langsam bis saulangsam und werden hiermit auch manchem Funeral-Doom-Fan à la SKEPTICISM eine kleine Freude bereiten. Überhaupt, sofern das Wort Freude in Zusammenhang mit einer Doomplatte über teuflische Rituale befremdlich wirken mag: HEIRS OF THE VOID haben es über die Jahre geschafft, ihren Sound weiter zu entwickeln und auch ihr neuestes Werk klingt für eine Eigenproduktion erstaunlich professionell. Auf „Rites Of Lucifer“ kreieren die Niedersachsen eine eisig kalte, böse Atmosphäre, die uns den vorm Fenster aufkommenden Frühling schnell vergessen lässt und daran erinnert, dass zumindest aktuell noch auf jeden sonnigen Tag eine kalte, feuchte Nacht folgt.
Wie oft im Doom entfaltet das Album seine volle Wucht erst über seine Spielzeit; wer hier ungeduldig durchzappt, beraubt sich selbst eines seltenen, sehr konfrontativen Hörerlebnisses. „Rites Of Lucifer“ braucht Zeit. Lähmender Dampfwalzensound, der mit überraschenden Blackmetalpassagen „aufgelockert“ wird: ganz starke Sache.