Oha! Die STRAY CATS, die wichtigste Band meiner Jugend, kommen mit einer neuen Platte um die Ecke. Je nach Zählweise handelt es sich dabei um ihr zehntes Studioalbum, das, auf die Bandgründung im Jahre 1979 verweisend, „40“ genannt wurde. Damals, als Punk und Wave einerseits und Synthesizer, Bombast und Prog andererseits der heißest mögliche Scheiß waren, gaben die drei jungen Kerle aus Massapequa/New York einen Dreck auf die musikalischen Gebote der Zeit und spielten Rock’n’Roll, wie ihn Gene Vincent und Eddie Cochran rund 25 Jahre zuvor gelehrt haben: roh, wild, minimalistisch, auf die Fresse. Ausgrüstet mit halbakustischer Gitarre, Kontrabass und einem winzigen, stehend gespielten Schlagzeug zogen die STRAY CATS zuerst nach London und eroberten von da aus die Welt. Naja, zumindest zeit- und teilweise.
Auf „40“ machen die inzwischen nicht mehr ganz so jungen drei Kerle das, was sie zuletzt auf dem Album „Original Cool“ (1993) getan haben: erdigen, handgemachten, im Studio live eingespielten Rock’n’Roll. Die vorab veröffentlichten Singles „Cat Fight (Over a Dog Like Me)“ und „Rock It Off“ beweisen eindrucksvoll, dass sich bei den STRAY CATS auch nach 26 Jahren rein gar nix geändert hat, dass das alte Konzept nach wie vor bestens greift und die Magie der späten 1970er auch heute noch funktioniert. Musikalisch sind Brian Setzer (Gesang, Gitarre), Lee Rocker (Bass, Gesang) und Slim Jim Phantom (Schlagzeug) so fit und wild wie am ersten Tag; jedoch sind die Songs auf „40“ etwas durchwachsen geraten. Neben den bereits erwähnten Titeln gibt’s mit „I’ve Got Love If You Want It“, „When Nothing’s Going Right“ und „Mean Pickin‘ Mama“ echt hitverdächtiges Material- und mit „Cry Danger“ oder „I Attract Trouble“ irgendwie seltsame Nummern, die den guten Gesamteindruck der Platte zum Glück nicht wesentlich schmälern.
Die genreübergreifend bewunderte Gitarrenarbeit von Brian Setzer ist auch diesmal über alle Kritik erhaben- dass es ihm immer wieder gelingt, dem stilistisch engen Korsett des klassischen Rock’n’Roll durch behutsames Addieren von Einflüssen aus Country, Blues, Swing und Jazz seinen persönlichen Stempel aufzudrücken fasziniert mich auf „40“ erneut. Kaum eine andere Band hat es über so lange Zeit immer wieder geschafft, mit so minimaler Ausrüstung sowohl im Studio als auch live so große Fässer aufzumachen wie die STRAY CATS. Ich freu‘ mir jedenfalls ’nen Knallfrosch und rate allen, die das hier lesen, zum Erwerb des Albums sowie zum Besuch eines der vier STRAY CATS-Konzerte in Deutschland. Das wird super.