Kennt ihr das? Ihr hört Musik und sie versetzt euch zurück in eine andere Zeit? Ich mach Halls Of Oblivion (HOO) an und bin wieder ein Teenager. Wenn ich Mitte der 90er mit dem Mofa über die sanften Hügel der Eifel getuckert bin, hatte ich reichlich Zeit zum Musik hören. Oft genug im tragbaren Kassettenabspielgerät dabei: In Flames, Moonspell, Amorphis und Konsorten. Genau da knüpfen HOO zwanzig Jahre später mit „Endtime Poetry“ an.
Erste Bonuspunkte sammelt der Vierer aus dem Stuttgarter Speckgürtel schon mit dem Gitarrensound. Glasklar und trotzdem warm – trifft genau meinen Geschmack. Hauptsongwriter, Sänger und Rhythmusgitarrist Sebastian Ruf überzeugt auch gesanglich absolut. Die knapp bemessene Restfreizeit scheint er mit Apnoe-Tauchen zu verbringen. Nicht nur, dass die Stimme über angenehm viel Volumen verfügt, er schafft es auch sein Gekeife extrem in die Länge zu ziehen. Hut ab! Gelegentlicher Klargesang und Keyboardeinsätze ergänzen den doomig gestimmten Melodic Death der Truppe perfekt. Lediglich beim Schlagzeugsound wird mein Geschmack nicht getroffen, aber das ist zu verschmerzen. Bei der Songlänge bleiben die „vorzeigbaren Männer“ (O-Ton Promotext!) konsequent über fünf Minuten und kommen dabei aber trotzdem immer wieder zum Punkt. Keine künstlichen Längen, kein unnötiges Gefrickel – den Songs wird schlicht der Raum gegeben, sich frei zu entwickeln.