Auch wenn die Verbindung lausig war und Luca Turilli dadurch schwer zu verstehen war, dieses Interview hat echt Spaß gemacht! Zumal ich von der ersten Rhapsody Scheibe Fan des Italieners war und seit dem nie zu einem Interview gekommen ist, musste ich den Gitarristen echt mal löchern, was dieser ganz locker und auskunftsfreudig über sich ergehen ließ. Es gab ja auch viel zu fragen, da er ja wieder mit seinem alten Kollegen Fabio Lione und unter einem neuen Rhapsody Banner segelt.
Luca, für mich ist es eine wirkliche Überraschung, dass du wieder mit Fabio Lione zusammen spielst. Was war der Grund?
Der Grund war zuerst die Reunion und Farewell Tour zu spielen und danach wollten wir uns anderen Dingen und Projekten widmen. Um es wirklich kurz zu machen: Es ist eigentlich komplizierter, wir planten nur sieben Konzerte, Sommerfestivals und dann waren wir auf einmal über 70 Shows in zwei Jahren am spielen. Es war ein großer Erfolg. Nach dieser Zeit merkten wir, dass unsere Beziehung stand gehalten hat und wir wollten was zusammen machen. Die Idee war ein Symphonic Rock Projekt im Stile von Queen! Was komplett anderes. Fabio fand das gut, aber zur gleichen Zeit wollten alle Promoter dass wir weitermachen. Aber wir hatten doch versprochen dass es eine Farewell Tour wird. Wir sagten dann wir können die Musik spielen die wir lieben und eine neue Band gründen. Das gaben wir dem Management und den Promotern so weiter. Aber für die einen war es in Ordnung, für die Promoter nicht! Die Angebote waren sehr schlecht, so war es als wir wieder als Band von vorne anfangen würden. Um es wirklich kurz zu machen: Wir brauchten einen Namen als Kompromiss. Wir konnten nicht als Rhapsody gehen, was die Promoter wollten, wir packten unsere Namen dann oben drauf, änderten das Logo und machten es moderner. Musikalisch nahmen wir dann andere Elemente in unsere Musik auf um uns von der Vergangenheit abzugrenzen. Das eine Kapitel ist geschlossen, wir haben auf der Reunion Tour Lieder so oft gespielt, die werden wir nicht mehr spielen da diese nicht mehr zum heutigen Sound passen, andere schon. „Zero Gravity“ wurde der Name des Albums, so sollte eigentlich die Band heißen. Der Untertitel „Rebirth and Evolution“ kam dann als Motto für die Band hinzu. Wir haben nun 2019, das soll man hören!
Das neue Album ist aber auch viel mehr Metal und heavy als zum Beispiel Luca Turilli’s Rhapsody? Da war es mehr Symphonic und Cinematic.
Ja, auf jeden Fall! Luca Turilli’s Rhapsody war ein Mittelding zwischen den alten und neuen Rhapsody. Es war für viele Leute auch zum symphonisch und deshalb auch kein Metalalbum mehr für sie! Ich denke es macht keinen Sinn das zu wiederholen. Als ich das Album geschrieben habe wurde es von Dolby und Yamaha ausgewählt, ich hatte mein Ziel erreicht. Das wurde dann in Dolby Atmos als erstes Album dieses Genre abgemischt, aber am Ende war es auch für viele Leute schwierig. Jetzt mit der neuen Bandinkarnation wollten weniger symphonisch sein, sind aber noch sehr viel mehr symphonisch als andere Bands. Aber wir haben uns dieses Mal sehr auf die Lieder fokussiert. Es sollte symphonischer, moderner Metal sein. Fabio und ich mögen diesen modernen, lowtuned Metal und das wollten wir hier auch. Es war die erste Scheibe, inklusive alles was ich gemacht habe, mit einem heavy Gitarrensound. Es war alles in C gestimmt, das war völlig toll für Fabio und auch für mich zu spielen. Es gab auch viel Platz für die anderen Frequenzen. Die Stimme von Fabio ist dann unser Highlight und das Zentrum des Universums für die neuen Rhapsody.
Das ist eine tolle Erklärung! Ich muss aber gestehen, ich vermisse den Sound der ersten beiden Luca Turilli Scheiben mit Olaf Hayer!
Nein, das ist der altmodische Sound den ich nicht mehr höre. Dieses Kapitel ist für mich geschlossen, da ich die Musik auch nicht mehr höre und wenn ich sowas machen würde wäre es nur wegen des Geldes was ich nicht will!!
In deinem Labelinfo stand auch, dass du auch an Soundtracks und Projekten beteiligt warst?
Ich habe ein Pianoprojekt, das Klavier ist mein Lieblingsinstrument. Es ist mit nur akustischen Instrumenten, das wird bald bei youtube veröffentlicht. Das ist etwas total anderes. Ich sehe mich auch eher als einen Komponisten. Dann habe ich auch noch ein weiteres Projekt was bald heraus kommt. Das betreibe ich dann wenn Fabio mit Angra beschäftigt ist, vermutlich 2020. Ja, ich arbeitete mit meiner Firma für einen Amerikaner. Wir machten ein Demo eines Soundtracks. Ein moderner, symphonischer Hybrid. Klassik und Elektronik trafen sich, wir fanden sogar einen Agenten in Hollywood. Der wollte, dass ich 50 kleine Stücke in diesem Stil komponiere! Aber ich war so beschäftigt mit anderen Dingen, dass ich das nicht machen konnte. Vielleicht war das auch doof von mir, aber es ging nicht anders! Ich wollte ja immer noch live auf der Bühne stehen, danach habe ich noch diverse Projekte, meine Lieblingsband ist übrigens Muse. Auch wollte ich was im Stil von Queen machen da ich ein großer Queen Fan bin. Ich habe bestimmt 20 Alben gemacht mit allen Bands und bin von alter Musik gelangweilt. Versetz dich mal in meine Position (lacht), ich will was Neues machen und hören. Bands wie Dream Theater, Within Temptation, Myrath oder Muse mag ich, progressiv und symphonisch. Dieser altmodische Metal ist nicht mehr my cup of tea.
Ich denke die Queen Einflüsse hört man auch auf zwei Songs meiner Meinung!
Queen gehören zu den Referenzbands für mich und Fabio, wir waren kurz davor den Metal zu verlassen – für immer. Aber wir wollte das Queen Projekt machen, aber nun sind wir mit Metl sehr happy. Der Einfluss der Gitarre ist größer und klar haben wir paar alte Elemente drin, aber das macht nichts. Wenn ich aber andere Musik machen würde, würde ich die Gitarre vermissen. Aber wenn ich normalen Power Metal machen würde, dann würde ich die anderen Elemente vermissen. Ich versuche auch unser Image reinzuwaschen, wenn ich die alten Videos von Rhapsody anschaue, bin ich wirklich beschämt. Ich liebe die Musik, wir spielen auch ein paar alte Hits die zu dem neuen Sound passen, manche spielen wir nie wieder. Aber zum Glück klappen ein paar alte Lieder unglaublich gut. Sowas wie „Emerald Sword“ werden wir aber nie wieder spielen (lacht). Für das gibt es Rhapsody Of Fire, die haben auch diese mittelalterlichen Touch, so eine Art Herold Metal.
Mit dieser total ehrlichen und auch netten Aussage, immerhin erwähnt er seine alte Band positiv überrascht mich Luca und ich hake nach: Du willst damit sagen, dass ihr somit zwei sehr unterschiedliche Bands habt, das jeder seinen eigenen Stil spielt?
Ja, jetzt müsste für jeden doch der Unterschied klar sein! Rhapsody Of Fire spielen den alten Stil und wir sind mehr von Queen, Prog und Symphonic beeinflusst. Wir haben keine Sagas und mittelalterliche Einflüsse. Das was bei uns kommt ist wirklich mein Herz und Seele. Da wir kein übergeordnetes Thema haben, können wir auch viel freier sein und mit anderen Instrumenten loslegen die wir sonst nicht hatten wie z.B. ein Saxophon. Wir haben auch viele ethnische Instrumente gehabt wie eine Sitar. Oh mein Gott so viele, Indien, Asien, Persien und Tibet.
Auch das Artwork sieht sehr modern aus, wie bei einem Sci-Fi Film und die Soundeffekte erinnern an die Funksprüche von Apollo 11!
Ja, ja du bist sehr gut, mein Freund! Das ist daher, der Start der Apollo repräsentiert in einer metaphorischen Weise unsere Entwicklung.