Zugegeben, so richtig warm geworden bin ich mit Nile nie. Die brutale Tech Death Institution aus South Carolina fabriziert seit nunmehr 21 Jahren Studioalben, Musik auf Tonträger gar noch länger, doch irgendwas störte mich immer. Klar, technisch gesehen war selbst mir klar, dass da was geht, doch oftmals konnte man die spielerische Raffinesse nur erahnen. Zu viel ging im dumpf produzierten Gemörtel unter. Das Soundproblem wurde jedoch in den letzten Jahren sukzessive ausgemerzt und so tönt man heuer recht differenziert, was dem anspruchsvollen High Speed Death deutlich besser steht.
Vile Nilotic Rites“ ist das neunte Album der schwermetallischen Ägyptologen und sollte -trotz mir mundender Veränderungen- auch Fans der alten Werke zufrieden stellen, beinhaltet es doch soweit sämtliche Markenzeichen der Band. Komplexe Arrangements, wüstes (hah!) Drumming und Soli, die in der Sinnlos-Rangliste kurz hinter Slayers Kerry King kommen treffen auf düster klingende Sounds und Instrumente direkt aus der Grabkammer. So geizt „Seven Horns Of War“ nicht mit imposanten (Überraschung…) Hörnern und im eröffnenden „Long Shadows Of Dread“ gibt es gefühlte fünfzig mal eine mächtige Glocke zu hören. Mächtig auf die Glocke (ouh mann) gibt es in den rund 55 Minuten genrell, doch -und hier haben sie mich wieder ein Stück weit als Bewunderer gewonnen- sehr oft im getragenen Tempo, was ihnen ausgezeichnet steht. Langsam und alles zermalmend wirkt die Atmosphäre, die die Band transportiert deutlich böser als im Blast-Dauerfeuer. Natürlich werden Tutanchamun und Kollegen auch weiterhin im Rammlertempo aus ihren Stätten gejagt, doch hält man sich tempomäßig schön variabel; so auch der Gesang, der von relativ verständlichen Growls über Gekeife hin zum bekannten Socken im Mund alles bereit hält, was Pyramiden so zum Wackeln bringt. Mit dem Titelsong hat man gar einen formidablen, kleinen Hit in der Sänfte, der in Zukunft wohl seinen festen Platz im Live-Set finden wird.