Induction – Europäer unter einer Flagge

Eine neue Band namens Induction haut ein musikalisch wie optisch starkes Debüt heraus! Da musste ich mal ein Newcomerinterview mit Gitarrist Tim Hansen machen. Der gab mir bereitwillig Auskunft über die bisherige Bandgeschichte. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen das er der Sohn des berühmten Kai Hansen ist. Eigentlich schön, dass die Band und die Werbung da nicht drauf rumreitet wie bei anderen Kindern berühmter Eltern.

Wie kam es zur Gründung eurer Gruppe mit Musikern aus Deutschland, Niederlande und der Tschechei, wenn ich nichts vergessen habe, was ist seitdem passiert? Euer erster Song ist ja seit 2016 bei You Tube online.

Nachdem Martin Beck sich für die erste Single „The Outwitted Consecration“ mehrere Session Musiker zusammengesucht hat, war unser Frontmann Nick Holleman bereits an dem damaligen Projekt mit beteiligt. Martin entdeckte ihn durch seinen Gesang auf einer früheren Demo des Projektes „Aldaria“ und sah direkt sein Potenzial für INDUCTION. Er war der erste feste Member als sich das Projekt dann letztendlich auch mehr in Richtung einer Band bewegen sollte. Da mussten natürlich auch feste Mitstreiter her. Als zweiter wurde ich in das jetzige Line-up mit eingebunden, ich habe Martin bereits bei der Mixing Session von „The Outwitted Consecration“ in 2016 kennengelernt. INDUCTIONs Drummer, Sean Brandenburg wurde dann im Rahmen einer Audition vor den Aufnahmen des jetzt veröffentlichten Debut Albums mit ins Boot geholt. Durch Nicks Vorschlag wurden wir auf ihn aufmerksam und er hat sich zwischen den Kandidaten als am besten und flexibelsten was unser Material betrifft herausgestellt. Kurz darauf sind wir dann auf Werner Erkelens, ebenfalls aus den Niederlanden (so wie Sean und Nick) aufmerksam geworden. Wir haben mehrere seiner Videos auf YouTube und Instagram gesehen, und ihn erstmal ganz unverbindlich gefragt ob er nicht Lust hat, das Album für uns einzuspielen. Das hat sich dann im Laufe der Zeit zu dem was jetzt ist entwickelt. Werner ist inzwischen unser fester Bassist und begleitet uns überall mit hin. Neben dem zusammenfinden eines festen Line-Ups und dem Aufnehmen des Albums ist aber noch eine ganze Menge mehr passiert seit der ersten Single. Viele Menschen realisieren oft nicht wie viel Organisation und Absprache sein muss und Geld steckt auch hinter so einer Produktion. Das ist das erste Album in dieser Kombination und es gab auch für verschiedene einzelne viele Herausforderungen. Im Endeffekt haben wir uns aber versucht, die Zeit zu nehmen, alles auf einem professionellen und anspruchsvollen Level zu gestalten.

Wieso seid ihr denn für das Album nicht bei Roland Grapow geblieben, sondern zu Eike Freese gegangen nach Hamburg?

Einer der wichtigsten Faktoren dabei waren die Location und die kreative Umgebung. Roland hat ohne Frage einen ausgezeichneten Job geleistet bei TOC, aber die kreative Umgebung und der logistische Aufwand alles nach Tschechien zu verlagern ist dann doch eine Herausforderung. Auch finanziell hinsichtlich der Unterkunft der Band für mehrere Tage. Der andere wichtige Punkt ist das Tim bereits mit Eike zusammenarbeiten konnte und dabei kennen gelernt hat wie er arbeitet und wie umgänglich er als Produzent ist. Und da nicht nur die persönliche Ebene mit Eike bereits vorhanden war, sondern auch die Qualität seiner Produktionen für sich selbst sprechen, war das definitiv die beste Option für Induction zu diesem Zeitpunkt. Wir konnten uns in meinem Zuhause die Zeit lassen um kreativ zu sein und hatten keinen weiten Weg zum Studio. Das war uns auf jeden Fall wichtig, um uns einfach um die Aufnahmen kümmern zu können und nicht um die Logistik.


Das tolle Artwork samt Cover und Booklet sieht so aus als wäret ihr große Ägypten, „Stargate“ oder Maidens Powerslave Fan, vielleicht alles zusammen?

Also man kann definitiv sagen das jeder von uns diese Musik mag. Das ist jedoch nicht der Hintergrund des Booklets. Als wir anfingen mit dem Design, hatte ich den Einfall welcher im Endeffekt zu dem jetzigen Album Cover wurde. Wir planten schon vorher, dass wir eine Verbindung zu dem Artwork der vorherigen Single haben möchten.   Der jetzige Pharao ist im Prinzip die Reinkarnation des Alten, als eine übermächtige Kreatur, stärker, größer und mächtiger als zuvor. Wir wollten uns dabei von dem Bild eines klassischen Pharaos entfernen und unseren als eine technische und mystische Existenz darstellen. Ein großer Gedanke war unter anderem ihn so aussehen zu lassen, wie unsere Musik klingt. Und das ist uns in Zusammenarbeit mit Stan Decker, unserem Designer, wirklich gut gelungen.

By the way: Warum posiert ihr da eigentlich so goldfarben und oberkörperfrei im Booklet? (hab ja nix dagegen, aber wundert mich schon)

Ursprünglich war mein Gedanke auf unseren Körpern die blauen Linien, welche auch auf dem Körper des Pharaos zu sehen sind, nachzuempfinden und uns übermächtig im Kosmos schweben zu lassen. Durch zeitlichen Druck mussten wir dann aber die Linien von der Agenda streichen. Die jetzige Ästhetik ist jedoch auch einfach cool und passend, finde ich.

Frontkehlchen Nick Holleman singt ja u.a. bei Trance, Vicious Rumors, Methusalem, Sinbreed und anderen Projekten. Dabei fiel mir auf, dass er überall anders und dem Bandsound angepasst tönt. An welchen Acts habt ihr denn euch orientiert deiner Meinung nach?

Ich denke, das ist eine Frage die am ehesten Nick beantworten kann. Ich kann jedoch sagen das wir uns bei diesem Album an eine etwas rhythmische Herangehensweise in den Vocals und Melodien versucht haben, was vielleicht nochmal zu deinem Eindruck beiträgt. Was die Melodien und die Stilistik auf diesem Album betrifft habe ich persönlich einfach nach etwas gesucht was gut klingt und catchy sein könnte, da wir die Melodien hauptsächlich zusammen in der Band entwickelt haben. Im Endeffekt basiert dein Eindruck ja auf Nicks Umsetzung und Performance, und da habe ich leider keinen großen Einblick was ihn inspiriert haben könnte.

 Wer ist denn dieser Peter Crowley der bei nahezu jedem Lied mitgeschrieben hat und wieso?

Peter Crowley ist ein französischer Komponist, mit dem Martin seit der ersten Single für INDUCTION zusammenarbeitet. Seitdem ist er nahezu unverzichtbar für INDUCTIONs Stil und trägt zu unseren Arrangements das starke symphonische Element bei. Unter anderem schreibt er auch einige Parts. Die Zusammenarbeit mit ihm ist immer sehr flüssig und schnell und wir ergänzen uns gegenseitig sehr gut in dem Songwriting Prozess. Wir haben auch einen seiner Songs, „Tower Of Infinity“, neu arrangiert für uns. Martin hat die Gitarren geschrieben und wir haben Drums mit eingebracht und einige Sachen leicht abgeändert. Jetzt ist der Song neu betitelt „At The Bottom“ auf unserem Album vertreten.

Ohne die Keyboardorchestersounds würdet ihr metallischer und härter klingen, bzw. wären diese nicht zu sehr in den Vordergrund gemischt worden. Manchmal ist mir das zu viel! Zum Glück ist es aber nicht immer so. Wie werdet ihr das live machen, weniger oder gleich und aus der Konserve?

Live haben wir momentan einen Mix von unserem Orchester, und das wird dann einfach angepasst, je nachdem welche Frequenzen es gerade notwendig haben. Wir spielen auf einem Timecode und lassen das Orchester im Playback mitlaufen, mit zusätzlichen Klick-tracks die auf unsere In-Ears gehen. Es wird auf jeden Fall Wert daraufgelegt, dass das Orchester auch live gut durchkommt. Vielleicht werden wir auf dem nächsten Album das Orchester sogar noch etwas dynamischer fahren!

Ihr scheint alles selber zu machen ohne Plattenfirma etc. Habt ihr keine Lust mehr auf ein Label, waren die Angebote zu mies? Viele Musiker sagen mir das ist oft wie schlechter Kredit bei einer Bank, oder wenn es noch schlechter ist, eine Sache bei der man noch Geld in die Hand nehmen muss /drauflegen muss ohne effektiv besser als andere dazustehen.

Wir hatten zwar massig Interesse, jedoch nicht so viele Angebote. Die, die wir dann erhalten haben sind dann auch nicht beeindruckend gewesen. Es ist heutzutage einfach so, dass der Traum vom Plattenvertrag vorbei ist. Die Musikindustrie hat sich geändert und Leute kaufen kaum noch CDs. Das resultiert darin, dass die Plattenfirmen deutlich seltener, bis gar nicht, junge Bands unterstützen und finanzieren. Eine Plattenfirma will es sich heute nicht mehr leisten, ein Risiko einzugehen und sucht deswegen eher nach bereits etablierten Bands. Das ist der Zeitpunkt, an dem sich ein Vertrag auch lohnt. Ich habe jetzt mit diesem Album meine Erfahrung gemacht und würde definitiv sagen, wenn die Rahmenbedingungen vorhanden sind, also Kontakte vorhanden sind, lohnt es sich, Independent zu gehen. Das bedeutet unter anderem auch, dass man 100% von dem was man verdient wieder bekommt und es eben nicht in die Taschen einer dritten Organisation läuft. Da darf man aber auch bei einer fetten Produktion erstmal nicht zu viel erwarten. Das Geld was man tatsächlich rein steckt, bekommt man da nicht wieder raus. Aber wie es bei jeder Firma ist die aufgebaut wird, gibt es erstmal Investments. Wenn man gut ist, zahlt sich das nach ein paar Jahren aus.


Ihr geht mit Armored Dawn auf Tournee im Herbst, die sind in Europa auch sehr unbekannt, wäre eine Support Tournee nicht sinnvoller gewesen?

Die Tour mit Armored Dawn war ein super Angebot um erstmal uns Live ein zu pendeln und unser doch eher aufwendiges Live Set up durch den Härtetest zu ziehen. Eine Support Tour wäre zwar toll, ist aber sinnvoll im nächsten Jahr. Wenn auf einer größeren Support Tour etwas schief geht und wir den Fehler nicht direkt erkennen können ist das ein Problem, weswegen wir die Tour mit AD super finden und uns drauf freuen im etwas kleineren Rahmen erstmal ein paar Shows zu spielen!

Was sind eure weiteren Ziele?

Definitiv steht jetzt erstmal Live Performance im Vordergrund. Wir versuchen, viele Shows zu buchen und viele Leute dadurch zu erreichen. Für nächstes Jahr planen wir auf jeden Fall auf Tour zu gehen und haben da schon ein paar Gedanken! Parrallel dazu wird natürlich schon am zweiten Album geschrieben. Langzeitig wollen wir uns etablieren und mit unserer Musik möglichst viele Menschen erreichen. Und einen großen Dank an alle die uns unterstützen, die CD kaufen, zu den Live-Shows kommen und unsere Musik mögen!

Ich glaube schon, dass die Truppe eine Zukunft hat.

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)