Semi-akustische, entspannt einlullende Gitarren wiegen dich in Sicherheit, doch nach nicht mal zwei Minuten dann – Hoppla, Morbid Angel hatten wir aber lange nicht mehr in gut. Doch nach 13 Sekunden ist dem geneigten Fan klar, dass er sich nicht in der Auswahl seiner Feierabendbeschallung vertan hat.
Despised Icon sind zurück. Zum zweiten Mal nach der Reunion, und selten habe ich eine solche heftiger gefeiert. Hatte man im Sommer 2016 mit „Beast“ doch schon eine Rückkehr nach Maß gefeiert, so waren die Erwartungen nach über drei Jahren des Wartens nicht gerade gering. Ich nehme es vorweg, wer die Franko-Kanadier für ihre bisherigen Alben geliebt hat, wird auch heuer nicht enttäuscht werden. Meines Erachtens häufig zu Unrecht in die Deathcore Ecke gestellt, pulverisiert das Sextett auf „Purgatory“ in gut 36 Minuten sämtliche 3-Akkord+sinnlose-Beatdowns-Schrubber mit einem lässigen Handkantenwedeln. Tatsächlich befindet sich die Band, trotz klarer Anleihen im Hardcore, wie eben derber Breakdowns auch knietief im extremen Death. Walzen wie das eröffnende Titelstück oder das bisweilen epische „Moving On“ findet man in dieser Form selten auf Platten gehypter Stumpfcorekapellen.
Abrisskommandos wie „Light Speed“ auf der anderen Seite könnten glatt als Death/Grind Hybrid durchgehen. Der Beatdown in diesem lieblichen Gepolter gereicht übrigens nebenbei zum Todschlag. Herrlich. Der Groove von „Snake In The Grass“ wiederum würde manchen New Orleans Sludge Monstern ebenfalls zu Gesicht stehen. Wie gehabt wird das alles mit einer viehischen Vehemenz durch die Boxen gedroschen, dass der Schaum vorm Mund im Pit für erhöhte Rutschgefahr sorgen wird.
Was Radiohörern natürlich nach wie vor wie ein Batzen (nur für Hunde, nicht für Katzen) Krach vorkommt, wird Lärm-Connaisseuren hingegen als abwechslungsreiches Menü de Getös munden.