Manche Musiker haben neben ihrer Hauptband noch Zeit für ein Projekt! So auch Voodoma Gitarrist Mikk Hollenberg der sich mit Ghostreaper einen Traum von Western Metal mit Konzeptstory und vielen Gastsängern aus aller Welt gönnte. Dabei hat er aber nicht die üblichen hired guns an Bord, sondern unbekannte, frische Stimmen. Auch mit den viel zitierten Metalopern hat das nichts zu tun, kommerziell ist die Sache auch nicht. Zusammen mit Voodoma Drummer Wolle Haitz und Mikk selbst an Gitarre, Bass und Drums wurde Scheibe eingespielt. Das Ergebnis kann sich hören lassen!
Du bist ja Musiker bei Voodoma und stampfst nun das Projekt Ghostreaper aus dem Boden! Bist du nicht ausgelastet?
Es waren zu dem Zeitpunkt keine Aktivitäten geplant, also hatte ich die notwendige Zeit dafür. Außerdem wollte ich musikalisch etwas anderes machen, was sich deutlich von Voodoma unterscheidet, denn wir sind ja eher im Gothic Metal beheimatet. Mein einziges Ziel war es, die bestmöglichen Songs zu schreiben. Eingängig mit tollen Melodien & Riffs und abwechslungsreichem Gesang. Ein komplettes Ghostreaper Album war anfangs auch gar nicht geplant, sondern hat sich so ergeben, als ich angefangen habe mit anderen Sängern und Musikern aus verschiedenen Ländern zu arbeiten. Das hat zu meiner Überraschung vom ersten Moment an unfassbar gut geklappt und so hat sich das über Monate von Song zu Song immer weiterentwickelt, bis jetzt ein fertiges Album vorliegt. Das Wild West Konzept fiel mir ein, als ich merkte, dass viele Songs ein Westernfeeling hatten, also habe ich das auch textlich dahingehend ausgebaut. Ich wollte auch nicht das übliche Fantasy oder Science-Fiction Thema bedienen, das gibt es schon zur Genüge.
Normalerweise spielt ein Haufen typischer, eingekaufter, bekannter Gastsänger/ innen auf sogenannten Konzeptalben unbekannter Bands, Gitarristen und sogenannter Metalopern. Bei dir ist das Gegenteil der Fall und daher echt spannend, wie kam es dazu unbekannte Sänger/innen in Sachen Metal aus der ganzen Welt auf die Scheibe zu packen?
Wir hatten bei Voodoma bereits in der Vergangenheit einige fremdsprachige Gastsänger/innen, daher war mir das nicht ganz fremd. Zu einigen Sängern hatte ich bereits Kontakt, die anderen habe ich durch Suchen gefunden und dann einfach kontaktiert. Ich fand es spannend zu sehen, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, aus welchem Land und welcher Kultur jemand kommt, egal ob männlich oder weiblich. Jeder Musiker ist extrem gut mit den Songs klargekommen, ob Instrumentalist oder Sänger, da gab es nie irgendwelche Schwierigkeiten. Musik & Metal vereint einfach alle, da gibt es keine Grenzen!
Wolltest du damit zeigen wie viele geile, unbekannte Metalvokalisten doch existieren?
Ja, es gibt tatsächlich viele gute Sänger/innen, die es wert sind gehört zu werden! Es müssen ja nicht immer die üblichen Verdächtigen sein, die Szene ist groß! Besonders die weiblichen Protagonisten hatten sehr viel Spaß bei den Songs, denn das sind nicht alles typische Metalsängerinnen.
Erzähl mal was zum Namen Ghostreaper und dem Cover nebst Geschichte, es gibt doch eine Konzeptgeschichte, oder?
Ja, es gibt eine Geschichte über eine Bande von geächteten Outlaws, denen auch eine weibliche Revolverheldin namens Black Widow angehört. Für das Coverartwork wollte ich unbedingt ein Maskottchen, das man auch künftig weiterverwenden kann. Als mir ein Grafiker das fertige Layout zum ersten Mal schickte, fiel mir dann direkt der Name Ghostreaper ein. Der Albumtitel „Straight out of Hell“ ist doppeldeutig. Er hat nicht zur zum textlichen Thema einen Bezug, sondern auch für mich persönlich, denn die Songs entstanden in der schlimmsten Phase meines Lebens, was mit Todesfällen innerhalb meiner Familie zu tun hatte. Das Songwriting war also sicher auch eine Art Schmerzbewältigung und das Album hat dadurch eine Tiefe, die sonst wohl nicht möglich gewesen wäre. Die Songs sind zwar textlich zusammenhängend, musikalisch dafür aber losgelöst, es ist von Hardrock über Power Metal bis zu modernem Metal alles dabei und jeder Song funktioniert wie eine separate Single für sich selber.
Du scheinst auf Power Metal, Western (welche?) und Nightwish in ihrer frühen Form zu stehen, wenn ich mir die Scheibe so anhöre, oder?
Im Prinzip höre ich jede Art von Metal, aber Melodic- und Power Metal am liebsten. Ghostreaper hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Lieblingsmusik und mein bevorzugtes Filmgenre miteinander zu vereinen. An Filmen mag ich sowohl Klassiker mit John Wayne, Henry Fonda usw. als auch Italo Western mit Clint Eastwood. Aber natürlich auch moderne wie „The Revenant“ und „Django Unchained“…und früher natürlich „Bonanza.“ Außerdem mochte ich auch immer die für Western typische Filmmusik.
Solche eine CD wie du gemacht hast ist ja dazu verdammt auf Konserve gehört zu werden, oder willst du das mal eine Band mit nur einem Sänger umbauen? Gibt es denn Pläne für einen zweiten Teil und wenn ja bleibst du bei diesem Konzept mit den verschiedenen Frontleuten?
Momentan ist live nichts geplant, aber da bei Ghostreaper bisher alles anders (und besser) als geplant läuft, will ich das nicht gänzlich ausschließen. Live wären aber sicher mindestens 2 Sänger und eine Sängerin nötig, um das Album umzusetzen. Im Übrigen hatte ich tatsächlich bereits beim Komponieren des Albums das Gefühl, das ich gerne noch eine weitere Platte machen würde. Das Thema und die Story geben noch so viel her und erste Songideen habe ich bereits aufgenommen. Dem Western Thema und den verschiedenen Sängern würde ich auch weiter treu bleiben, denn das ist ja das Konzept von Ghostreaper. Anders könnte ich mir das auch gar nicht vorstellen. Ob es aber jemals ein weiteres Album gibt, hängt natürlich nur von den Verkaufszahlen und meiner Plattenfirmenchefin ab. Ohne Livekonzerte, bei denen man üblicherweise CDs verkauft, bin ich also ausschließlich auf Videos, Reviews, Interviews, Social Media und Mund zu Mund Propaganda angewiesen.
Bis auf den Drumsound gefällt mir die Scheibe echt gut, meinst du nicht mit einen Produzenten Profi könntest du in Zukunft noch mehr rausholen, wenn es das Budget zulässt?
Der Drumsound ist ja auf vielen Alben die ewige Geschmacksfrage, dem einen gefällt’s, dem anderen nicht. Aber natürlich könnte man in jedem Fall noch mehr rausholen, das ist immer eine Frage des Budgets. Das Album war auch so schon recht teuer und eine noch aufwendigere Produktion lohnt sich nur bei entsprechenden Verkaufszahlen. Also hoffen wir mal das Beste, dann kommen die Outlaws sicher noch mal zurück.
Da sind wir jetzt wirklich gespannt und hoffen auf eine gelungene Fortsetzung des Debüts.