Ab und zu kommt es mal vor, dass sich Musiker verschiedener Gattungen sich zu einem gemeinsamen Stelldichein zusammentun. Im Falle von progressiver Musik und Hardrock bzw. AOR kam es zum Beispiel vor ein paar Jahren zu einem Treffen des Norwegers Jorn Lande und dem Symphony X Sänger Russel Allen mit insgesamt drei Alben. Aber es gibt weitere Beispiele, wie etwa die gerne als Supergroup bezeichneten Flying Colors mit u.a. dem Deep Purple-Gitarristen Steve Morse und „Hans Dampf in allen Gassen“-Drummer Mike Portnoy. Klar, der ist ein echter Könner, nur wo der überall mitspielt, da frage ich mich schon manchmal, ob er das selbst alles toll findet oder ob da vordergründig finanzielle Gründe im Spiel sind? Jedenfalls ist er auch bei den Sons Of Apollo dabei, natürlich auch eine Supergroup (ich hasse das Wort!), die 2017 ihr Debüt „Psychotic Symphony“ veröffentlichten und letztes Jahr sogar mit einem Live-Album überraschten.
Jetzt komme ich auf meine einleiteneden Worte zurück, denn die instrumentale Fraktion kommt mit Mike Portnoy, Keyboarder Derek Sherinian, Gitarrist Ron „Bumblefoot“ Thal und Basser Billy Sheehan eher aus dem Bereich des Prog, während Sänger Jeff Scott Soto aus dem Melodic-Genre bekannt ist. Der Hüne, der vor vielen Jahren bei Talisman seine Karriere einläutete und bei Axel Rudi Pell der Vorgänger von Johnny Gioelli war, bewies bei besagtem Erstling der Sons Of Apollo, dass seine 1a-Rockröhre auch beim Prog Metal funktioniert.
Nun also das zweite Studioalbum „MMXX“, das viele progressive Elemente samt Gefrickel mit ein paar melodischen Parts mischt. Insgesamt gefällt mir das Ergebnis nicht ganz so gut, denn mir ist das zeitweise zu viel mit den extravaganten und überbordenden Solos der Beteiligten. Wie etwa bei „King Of Delusion“, bei dem sich Keys und Gitarren minutenlang um die Vorherrschaft „streiten“. Die allermeisten Stücke der acht Songs starken Platte sind ultrahart und sehr düster, so wie der Opener „Goodbye Divinity“, „Asphyxiation“ oder „Fall To Ascent“. Es geht also ganz schön zur Sache, was diese Geschichte für Fans von Dream Theater oder Symphony X interessant werden lässt. Es endet dann im fast 15-minütigen und ruhig beginnenden „New World Today“. Freunde des melodischen Jeff Scott Soto und seinen bekannten Arbeiten sollten hier aber die Finger weg lassen, wenn auch seine Röhre wie immer grandios und uverkennbar klingt!