Gegründet im belgischen Kortrijk, haben Dyscordia mit „Delete / Rewrite“ ihren bereits vierten Silberling veröffentlicht. Die sechs Vollblutmusiker zelebrieren auf „Delete / Rewrite“ stilistisch relativ breites Musikspektrum und verbinden in ihrer Musik Melodic Death mit Power und Prog Metal, obwohl hier und da auch leichte Melodic-Core-Anleihen heraushörbar sind. Die meisten Lieder bewegen sich zwischen fünf und sieben Minuten Spielzeit, was schon auf keine Scheu in Punkto gewisser Song-Komplexität hindeutet. Meine Anspieltipps auf dieser äußerst kurzweiligen Scheibe: „Rage“ – mit einem ziemlich progressiven Song-Aufbau und recht schroffer Struktur, geilen Gitarren und präziser Rhythm-Section, sowie einer Nuance von Nevermore und Evergrey; „Merry Go Round“ – ein progressiver Up-Tempo mit gelungenen Stimmungswechseln, einer Wahnsinns-Instrumentalarbeit und nicht ganz so dominanten Chören (aber dazu später mehr); and last but not least, my absolute fave „Stranger To The Dark“ – ein richtig geiler Up-Tempo-Power-Song, mit recht verschachtelt strukturierten und abwechslungsreichen Melodien, geilen Instrumentaleinsätzen und noch besserem Gitarren-Solo. Die markante Growl-Stimme bläst einem die Schädeldecke weg und die mehrstimmigen Wechsel von der klaren Rock-/Metal-Röhre zum Core-Gegröle klingen hier echt harmonisch (auch wenn´s absurd klingt). „Stranger To The Dark“ gehört auf jeden Fall zur höheren Schule dieses Genres. Die Scheibe wurde in den Fascination Street Studios aufgenommen und Jens Bogren hat den Songs diesen Groove und Schliff verliehen, der einfach nur kracht und auf mehr hoffen lässt. Wie auf den meisten Veröffentlichungen gibt´s auch hier etwas zu bemängeln: Die in jedem Song sehr dominanten Chöre (bei „Merry Go Round“ bereits angesprochen), nerven etwas auf die Dauer und erinnern teilweise an Spinal Tap. Möglich, dass sie etwas erträglicher sind, wenn man Einzel-Song-Auswahl vornimmt und die gesamte CD nicht am Stück hört. Aber es ist rein subjektiv.
Den letzten Erguss dieser Scheibe– „Rise And Try“, ein Acapella-Song hätten sich die Jungs von Dyscordia jedoch komplett sparen können. Er unterstreicht hier so überdeutlich den Hang zum Einsatz sehr vieler Stimmen, ist aber auf dieser Scheibe einfach nur unpassend. Falls es als Gimmick gedacht war, einfach nur in Nina Hagens „Fisch im Wasser“ (1978) reinhören.