Einen Tag nach den Weihnachtsfeiertagen 2019, mitten in der Urlaubszeit vieler Menschen lockten Sodom ihre Fans auf eine nahezu ausverkaufte Mini-Tournee und wir waren im Juz-Live Club in Andernach dabei. Das Vorprogramm war mit zwei lokalen Acts bunt durchmischt.
Bei vollem Hause konnten die Andernacher Twens Incertain ihren neuen Sänger Carsten Dalecki präsentieren der gesanglich mehr in die Metalcore Richtung agierte und optisch wie eine jüngere und größere Version des Musikers Danko Jones aussah. Mit viel rotem Licht und fliegenden Mähnen an Gitarre und Bass ballerte sich Incertain durch die Hits ihres Debütalbums „Rats In Palaces“ und brachten auch neue Songs der frisch erschienenen EP. Trotz nur einer Gitarre machte der Vierer mächtig Druck und heizte dem vollen Juz mächtig ein. Von den Jungs bin ich auch nichts anderes gewohnt!
Eine musikalisch ganz andere Baustelle sind die Koblenzer Secutor die hier zum zweiten Mal mit ihrem nicht mehr ganz so neuen Hessenbarden Peter Cüsters auftraten und schon mal die Werbertrommel für das Ende Januar 2020 erscheinende 2. Album „Eexcutor“ rühren konnten. Dieses hatten die Herren auch schlauerweise dabei und klangen wie auf der neuen CD aufgrund des abwechslungsreichen Gesangsstiles des Frontmanns etwas mehr nach old school Heavy Metal als Thrash. Mit einer guten Mischung aus alten und neuen Liedern, sowie einem agilen Frontmann konnten die Koblenzer Punkte sammeln und hatten auch recht fette Backings am Start. Das Publikum zeigte sich gut gelaunt und machte mit. Neben alten Hits, gab es auch ein paar neue Tracks wie das flotte „Into Danger“ was ganz gut zündete.
Danach folgte ein Triumphzug sondergleichen für die seit zwei Jahren als Quartett agierenden Sodom. Der gut aufgelegte Frontmann Tom Angelripper erzählte der tobenden Menge dass er ja mit Onkel Tom schon mal hier gespielt habe und 2002 war er ja im legendären Package mit Kreator und Destruction da. Schön, dass die Verantwortlichen es endlich mal wieder geschafft haben die Kulttruppe aus dem Pott nach Andernach an den Rhein nach zu locken. Nch wenigen Liedern machte das letzte Originalmitglied , Bassist und Sänger Tom Angelripper erst einmal klar, dass dies ein zwei Stunden Set wird und lästerte sympathisch über diverse nicht genannte Acts die schon nach der Hälfte der Zeit oft nach Hause gehen. Die wenigen Ansagen sind eh Kult, egal ob die Frotzeleien über die leider immer noch aktuellen Playback Metal Bands mit Instrumenten oder Backings aus der Konserve, sowie Sprüche über seinen Bauch und Weihnachten mit anschließender Stripteaseeinlage bei der Angelripper Kutte und Shirt auszog und so bei Bullenhitze klatschnass weiter zockte Es war immer sehr witzig, echt und aus dem Bauch heraus. Bei den vielen Alben und auch Hits die Sodom nun mal haben hätten sie auch für meine Begriffe drei Stunden spielen können! Aber das war auch eine super Sache, wobei die Setlist neben den neuen Liedern von den EPs „Out Of The Frontline Trench“ und „Partisan“ auch jede Menge unkaputtbarer Klassiker wie „Agent Orange“, „Ausgebombt“ oder das schon doomige und endlich wieder ausgegrabene „One Step Over The Line“ im Programm hatte. Das Publikum feierte die vier Musiker nach allen Regeln der Kunst zu Recht ab. Mit zwei Gitarren gibt es keine Soundlöcher, der alte Sodom Haudegen Frank Blackfire ist der Sologitarrist und Backingsänger der auch mal ab und zu einen Spruch mit dem Publikum kommunizierte, während Yorck Segatz immer mit den Haaren im Gesicht den Rhythmussklampfer machte. „Dank“ Nebel und viel Dunkelheit ist der Ex-Desaster Drummer und Koblenzer Stefan Hüskens an den Drums kaum zu sehen, was ich schade fand. Er zollte seiner heimat noch mit Koblenzflagge Tribut. Die großen Knarrenheinz Figuren an beiden Bühnenrändern waren ebenso ein Hingucker und allgemein hat mich das viele rot bei der Lightshow an Slayer erinnert. Einige Circle Pits im Publikum liefen für meine Augen noch recht gesittet ab und am Ende gab es gar „Ausgebombt“ auf Deutsch, nebst „Bombenhagel“. Alle hatten Spaß und es war eine fette Metalparty. Der Sound war fett, die Band agil und wie immer bodenständig, Für mich und andere war das definitiv das Konzert des Jahres! Nicht nur weil es einen Tag nach Weihnachten statt fand. Leider war es auch das letzte Konzert mit Drummer Husky der nur wenige Wochen später im Januar 2020 nach zwei Jahren ausgestiegen ist.
Ich hoffe wirklich, dass Sodom nun nicht mehr so lange brauchen werden um noch einmal in Andernach zu spielen!