Martin Punsch ist der Musik mit Haut und Haaren verfallen. So ist er nicht nur ein schreibender Kollege im Musikjournalismus, sondern auch ein aktiver Musikschaffender. Sein erster Output unter dem Banner Marty And The Bad Punch „Moon Over Baskerville“ ist nun auch schon gut fünf Jahre alt und darf durchaus als Erfolg bewertet werden, denn die Platte heimste 4 Awards beim Deutschen Pop-und Rockpreis 2015 ein. Bei der Verleihung kam es seinerzeit sogar zu einem Live-Auftritt, was ja aufgrund der amerikanischen Herkunft des Sängers David Cagle bzw. der weit verstreuten Wohnorte der anderen Beteiligten nicht so einfach gewesen sein muss. Okay, genug über die Vergangenheit gequatscht, denn die Gegenwart ist mit dem baldigen Erscheinen des 2. Langdrehers ebenso spannend und vielversprechend.
Der Gitarrist und Songwriter macht schon seit Monaten reichlich Werbung in den sozialen Netzwerken, so lässt er sein neues Werk von vielen bekannten Künstlern wie „Kiss-Zunge“ Gene Simmons oder unserer Metal-Queen Doro durch Video-Botschaften ankündigen. Wohl dem, der so gute Kontakte pflegt. Das verpflichtet dann aber irgendwie auch, weshalb wir der neuen Scheibe mal etwas auf den Zahn fühlen wollen.
Wie das o.a. Debüt auch schon, so ist „Walk A Straight Line“ tief in der musikalischen Wohlfühl-Oase der Achtziger beheimatet. Und doch ist einiges anders, was allein schon an der Anzahl an neuen Liedern, nämlich inklusive des abschließenden „The Story Of The Making Of Walk A Straight Line“, ganzen 18 (!!) Tracks, belegbar ist. Darunter befinden sich mit „Marty`s Theme“ und „The Messenger (Interlude)“ zwar auch kürzere Synthie-Instrumentals, die mich ein wenig an TV-Themes à la „Miami Vice“ erinnern sowie am Ende der Platte das „Making Of…Walk A Straight Line“, ein Spoken-Music-Mix. Naja, man kann jedenfalls auch nicht behaupten, dass sich der Künstler keine Gedanken gemacht und auf alle Fälle weder Mühen noch Kosten gescheut hat, was ich ihm hoch anrechne. Aber der geneigte Hörer darf sich auch auf eine Vielzahl an wirklich superben Songs freuen, die sowohl von einer großen Eingängigkeit, liebevollen Details als auch von dieser wunderbaren Stimme des Amerikaners David Cagle leben. Womit ich auch schon bei den positiven Eigenschaften von „Walk A Straight Line“ angekommen bin, nämlich den Songs selbst, die sich irgendwo zwischen AOR/ Melodic Rock und Pop Rock einpendeln. Sämtliche Lieder zeichnen sich durch wirklich tolle Melodien aus, denen Freunden etwa von Foreigner, den Eagles, Toto und/oder Journey verfallen sollten. Beispiele gibt es reichlich, so z.B. der eröffnende Titelsong mit feinem Orgel-Thema, das nicht minder starke „Glass Mountain“, die erste Single und Liebeserklärung an die gleichnamige polnische Stadt „Zakopane“, die aktuelle Auskopplung „My Demons“ (Hammer-Teil!-siehe Video), dem Synthie/Gitarren-Ohrwurm „Universe“ oder das gute Laune-Lied „Say Hi To Eileen“, das viele textliche Hinweise an die guten alten 80er und deren Way Of (Music-) Life enthält. Im Gegensatz zum Debüt hat Martin sich noch einige bekannte Gäste angeln können, so wie die Gitarristen Tommy Denander (u.a. Radioactive, AOR), Bruce Kulick (u.a. ex-Kiss) und Frank Pané (Bonfire). Aber auch die nicht so berühmte Sängerin Sarah Straub macht bei der feinen Country-Halbballade „Feels Like Heaven“ als Duettpartnerin von David Cagle eine ausgezeichnete Figur! Eigentlich gehört derart schöne Musik ins Radio und wer so einen großartigen Song wie „Southbound Train“ schreiben kann, der sollte doch bitteschön auch bekannter werden können…wenn es denn einigermaßen gerecht in dieser Welt zugehen sollte. Auch die Produktion ist auf einem absolut professionellen Niveau, wenn auch die Gitarren etwas mehr Power gut vertragen hätten. Aber das ist letztendlich kleinliches Gemecker, denn insgesamt gefällt mir auch die zweite Platte von Marty And The Bad Punch überaus gut, weil Synthies und Gitarren in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, die Singstimme des David Cagle schlichtweg großartig ist, es gibt eine Vielzahl schöner Lieder und die Melodien stimmen auch noch! Was will man also mehr?
Die Scheibe wird in verschiedenen Formaten sein, neben dem üblichen Download und der CD auch als hochwertiges, sogar wahlweise orangefarbenes Doppel-Vinyl, welche das hübsche und passende Sci-Fi Cover besonders gut zur Geltung bringen. Im Melodic-Sektor gibt es nicht viel Besseres zur Zeit.