Marty And The Bad Punch – Marty denkt in Vinyl!

Der Gitarrist, Songwriter und Produzent Martin Punsch ist ja nicht nur Musiker, sondern selbst auch schreibender Musikkritiker bei den Kollegen von Myrockworld. Vor gut 5 Jahren erschien unter dem Banner Marty & The Bad Punch sein vielbeachtetes Debüt „Moon Over Baskerville“, dass wir seinerzeit ja ebenfalls vorstellten. Bei unserem ersten Gespräch zum Interview kündigte er schon einen Nachfolger an, der jetzt endlich bald in den Regalen steht. Und bei „Walk A Straight Line“ ist vieles anders geworden, alles ist irgendwie größer und noch aufwendiger geworden. Und dabei beschränkt sich diese Entwicklung nicht nur auf die Quantität der Musik, wie ich betonen möchte. Es gab also reichlich Gesprächsstoff bei unserem zweiten Interview.

Martin, bei unserem ersten Telefonat hast du mir erzählt, dass du beim damals schon geplanten Nachfolger den Musikern gerne etwas weniger eigenen Freiraum einräumen würdest. Hat das jetzt eigentlich geklappt?

Ja, teilweise ist mir das geglückt, ich habe die Zügel etwas fester in der Hand gehalten. Alles war eine gute Portion professioneller. Dabei war mir das Fundament sehr wichtig, was sich vor allem auf den Schlagzeug-Sound ausgewirkt hat. Mein Bassist Martin Motnik hat mir den Carsten Enghardt empfohlen, mit dem ich mittlerweile recht gut befreundet bin. Er ist nicht nur ein großartiger Drummer, sondern hat auch ein tolles Studio draußen in Gachenbach und war von Anfang an in die Produktion mit eingebunden. Ich finde, dass gerade die LP professioneller aussieht, oder?

Absolut, aber es ist ja auch mehr Musik drin als beim Debüt!

Das stimmt, dabei wusste ich selbst nicht, dass die Platte so umfangreich werden wird. Das hat sich einfach so ergeben, plötzlich habe ich so viele Songs gehabt. Zuerst wollte ich ein paar streichen, weil ich Angst hatte, dass es zu viele sind, aber dann habe ich mir überlegt, dass ein Doppelalbum auch toll ist. Und wenn ich nur drei Seiten gehabt hätte, wäre es ja auch dämlich gewesen, denn Vinyl-Verschwendung mache ich nicht.

Alles klar! Wobei auch zwei kürzere Synthie-Instrumentals vertreten sind, die vordergründig nicht zu einem Gitarristen passen und mich an die Soundtracks von Serien der Achtziger wie „Miami Vice“ erinnern. Wie kam es dazu?

Das war volle Absicht. Die erste Platte war ja stilistisch eher an die Ende Siebziger angelehnt. Bei „Walk A Straight Line“ wollte ich vermehrt in die Achtziger hineinlauschen und dachte mir, dass ich 2 schöne Melodien sozusagen als Verbindungen zwischen zwei Songs einbauen könnte. Ich spiele ja auch Keyboard und dachte dabei tatsächlich vom Stil her an Miami Vice und auch an John Carpenter. Als ich die Melodien hatte, habe ich sie dem Robert Karasek gegeben mit der Bitte, was daraus zu machen, haha!

Auch eher selten ist ein eigenes „Making Of“ zum Titelsong. Was hat es damit denn auf sich?

Das ist eine Hommage an einen Künstler den ich total verehre, und zwar Russ Ballard! Ein Lied von ihm heißt „The Fire Still Burns“ und davon gibt es eine inoffizielle Version, die auf einer LP ist, die wieder zurückgerufen wurde. Diese Maxi-Version mit einem Making-Of gefällt mir derart gut, dass ich unbedingt auch so etwas draufhaben wollte. Da hat sich dann „Walk A Straight Line“ angeboten und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie ich den Song aufsplitten könnte. Anschließend habe ich JK Northrup gefragt, ob er bei dem Stück als Sprecher fungieren möchte und er hat zugesagt. Ich wollte es allerdings nicht so lange haben wie damals bei der inoffiziellen Version vom Russ Ballard. Jetzt habe ich halt eine offizielle Version davon, total geil!

 Schade, dass es keine Aufnahme von unserem Gespräch hier gibt. Dann könnten unsere Leser nämlich hören, mit wieviel Begeisterung du über Musik sprichst! Ich gehe deshalb davon aus, dass du Musik in erster Linie für dich selbst machst?

So ist es, genau! Ich bin auch wirklich happy, dass die Platte jetzt fertig ist und ich sie mir ins Regal stellen kann, es kann doch nichts Geileres geben, oder?

Das glaub ich gerne. Du bist und warst in der jüngeren Vergangenheit in Sachen Werbung u.a. in den sozialen Medien fast schon hyperaktiv! Du hast ja auch in der Musikszene gute Kontakte, weshalb viele Stars aus der Hard & Heavy-Welt dein Album in kurzen Clips ankündigen. Wenn also unsere Metal-Queen Doro oder Kiss-Zunge Gene Simmons Werbung für dich machen, erhöht das nicht ungemein den Druck?

 Nein, ich fühle mich von Niemandem unter Druck gesetzt. Ich mache Musik ja immer noch als Hobby und da finde ich es einfach nur unglaublich nett, wenn mir jemand „Good Luck“ wünscht. Das wertet die Geschichte irgendwo sogar noch etwas auf für mich. Umso besser, wenn es den Leuten dann noch gefällt.

Wo wir gerade bei bekannten Musikern sind: Auf „Walk A Straight Line“ sind ebenfalls einige Exemplare dieser Spezies vertreten.

Ja, das ist richtig. Ich habe den Frank Pané von Bonfire mit dabei, der mir sehr wichtig war. Auch dass Tommy Denander mitgemacht hat war eine große Freude. Tommy hat mir den Kontakt zu Bruce Kulick hergestellt, was natürlich genial ist. David Cagle ist mit JK Northrup befreundet und so kam eins zum anderen. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ich es tatsächlich mit so vielen Gästen machen sollte, aber so viele sind es ja letztendlich auch nicht und es wertet meine Platte auch auf. Ein bisschen wollte ich auch selber noch spielen.

Ja, knapp am All Star-Album vorbeigeschrammt. Mich hat es ehrllich gesagt ein wenig gewundert, da du ja selbst Gitarrist bist. Stellst du da denn dein Licht nicht etwas unter den Scheffel?

Haha, glaube mir, bei den Songs mit den Gästen möchtest du die Original-Solos von mir nicht hören! Da bist du froh, dass ich ein paar Gäste dabei habe, die das wirklich können! Nein wirklich, du hörst schon wer Profi ist und wer nicht. Ein All Star-Album wollte ich aber nicht machen, weil man so etwas dann mit anderen Vergleichen würde und es wäre ja auch nichts Besonderes mehr.

Wobei du ja nicht nur auf große Stars zurückgegriffen hast. Mit Sarah Straub ist ja eine zumindest in der Rockszene relativ unbekannte Sängerin mit dabei. Wie kam es dazu?

Sarah kenne ich seit etwa fünf Jahren. Sie hatte damals ein englischsprachiges Album veröffentlicht und war beim gleichen Label wie ich mit dem Debütalbum. Ich finde ihre Stimme umwerfend und wollte, dass sie mal ein Duett mit David singt. Das war für „Feels Like Heaven“ eigentlich nicht geplant und David hat den Song zunächst auch alleine eingesungen. Ich glaube, David war zuerst auch nicht so begeistert von einem Duett. Doch als er den fertigen Song hörte, war er hellauf begeistert. Wir haben auch vor, noch ein Video dafür zu machen. „Feels Like Heaven“ fällt ja ein wenig aus dem Rahmen, weil es ein sehr kommerzielles Lied ist.

„Walk A Straight Line“ ist ja im positiven Sinne abwechslungsreich. Klar kostet so eine aufwendige Sache nicht nur viel Zeit, sondern auch eine ganze Menge Kohle. Hat es sich bis dato denn gelohnt für dich?

Also ich erwarte wirklich nicht, dass ich von meinem investierten Geld viel zurückbekommen werde. Ich bin ja nicht blauäugig und kenne mich in der Szene auch zu gut aus, um davon zu träumen, dass ich meinen Lebensunterhalt mit der Musik unterhalten kann. Ich habe mir aber den Traum von der zweiten Platte erfüllt und die ersten Rückmeldungen waren auch allesamt positiv. Das macht mich dann auch ein Stückweit stolz, wenn es einigen Leuten gefällt was ich mache. Und das Vinyl ist richtig Klasse geworden, deshalb habe ich es auch gemacht.

Nachvollziehbar. Als „Moon Over Baskerville“ fertig war, stand für dich schon fest, dass es eine zweite Scheibe geben wird. Bist du jetzt wieder soweit, einen Nachfolger anzukündigen?

Mmmmhhh, also, ich habe auf meinem Computer schon einen Ordner drauf, auf dem „Album Nummer 3“ draufsteht. Ein paar Ideen existieren auch schon im Hinterkopf, aber ich brauche jetzt noch ein wenig. Ich bin jemand, der beim Songwriting seine Ruhe haben muss…aber ich sage jetzt nicht grundsätzlich Nein!

Na prima, geht doch! Da bin ich auch schon bei meiner letzten Frage angelangt! Ihr habt ja schon 2 schöne Videos gedreht, und zwar zu „My Demons“ sowie für die erste Single „Zakopane“. Beide kamen überaus gut an. Welchen Bezug hast du denn zu Zakopane, ich kenne den Ort nur von den Skisprung-Übertragungen im Fernsehen?

Das mit den Videos ist wirklich super gelaufen, unglaublich wie schnell sich diese Clips weltweit verteilten. Gerade „My Demons“ mit Bruce Kulick, dabei macht er bei solchen Geschichten üblicherweise nämlich gar nicht mit. Er hat mir die Aufnahme zugeschickt, als er sein Solo für „My Demons“ eingespielt hat und wir haben diesen Clip einfach ins Video integriert. Als ich Bruce das fertige Video gesendet und ihn um Erlaubnis gefragt habe, fand er es super, wieviel Mühe wir uns gegeben hatten, so dass er uns sein Einverständnis für die Veröffentlichung schließlich gegeben hat. Zakopane habe ich vor drei Jahren kennengelernt. Da war ich im Tatra-Gebirge in der Slowakei für ein paar Tage wandern. Polen liegt auf der anderen Seite des Tatra-Gebirges und Zakopane liegt nicht weit davon entfernt. Die Stadt hat mir von Anfang an unheimlich gut gefallen, seitdem war ich 2017 und 2018 nochmal dort. Das Flair der Stadt hat mir gut gefallen, man kann ihn etwas mit Garmisch hier vergleichen. Den Song habe ich dann als Erinnerung an Zakopane für mich gemacht. Wie eine Postkarte, die mich beim Anschauen an die Zeit dort erinnert. Vom Stil her wollte ich dabei in eine Mike Oldfield-Richtung gehen und wie bei „Tubular Bells“ ein paar Glocken integrieren. Er hat sich dann zum Schluss hin schön entwickelt und aufgebaut mit den Kirchenglocken, Hammer! Und dann spielt der Tommy Denander ein traumhaftes Solo!

Definitiv! Wir drücken dir ganz fest die Daumen, dass vor allem die Vinyl-Fans deine Bemühungen zu würdigen wissen und wünschen viel Erfolg für ein rundum gelungenes und schönes Album!

Die Melodie muss stimmen!