Manchmal kommt es einfach so vor, dass ein Album einen so richtig packt und begeistert. So passiert beim Debüt der Combo Re-Machined aus dem Raum Mainz/Wiesbaden. „Wheels Of Time“ ist ein klassisches Stück Teutonen-Stahl und verfügt nicht nur über geile Songs, sondern auch die Spielfreude tropft literweise aus den Boxen. Grund genug mal nachzuhorchen, was die Band uns zu sagen hat. Sänger Thomas Ritter und Schlagzeuger Volker Brecher sprachen mit uns.
Euer Album ist nun seit einigen Wochen veröffentlicht und hat zahlreiche Reviews erfahren. Welches Fazit zieht ihr als Band bis zu diesem Zeitpunkt?
Thomas: Na ja, so lange ist das Album jetzt noch nicht auf dem Markt. Für ein Fazit ist es daher sicherlich noch zu früh. Aber mit den bisher eingelaufenen Rückmeldungen sind wir sehr zufrieden.
Volker: Die Qualität der eigenen Kompositionen einzuschätzen, ist extrem schwierig. Wir persönlich finden die Songs ja richtig geil, sonst hätten wir sie nicht veröffentlicht. Von daher waren wir natürlich ziemlich gespannt, wie die Scheibe letztlich beim Publikum und den Musikredakteuren abschneiden würde. Insofern sind wir wirklich happy, dass das Album durchweg gut abschneidet und teils auch richtig euphorisch aufgenommen wird. Einen richtigen Verriss haben wir auch noch nicht erhalten und von daher ist die Grundstimmung bei uns momentan sehr euphorisch.
Thomas: Was man auch mal betonen sollte, ist die wirklich gute Zusammenarbeit mit unserem Label Pride&Joy Music. Ohne diese Unterstützung wäre es uns nie gelungen, überhaupt eine solche Aufmerksamkeit zu generieren. Wir sind ja nun nicht mehr die Jüngsten und unser Bekanntheitsgrad in den sozialen Medien ist sicherlich ausbaufähig. Umso wichtiger war es, dass uns in dieser Beziehung das Label unter die Arme gegriffen hat. Obwohl wir zunächst ein wenig skeptisch waren, ob man heutzutage noch eine Plattenfirma braucht, können wir für uns diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt ganz eindeutig bejahen.
Was soll eigentlich der Bandname RE-MACHINED aussagen?
Volker: Den Ausdruck Re-Machined findet vor allem in der Tuning-Branche Verwendung und beschreibt Autos, die mit neuen Motoren ordentlich aufgemotzt wurden. Im übertragenen Sinne machen wir das auch mit unserer Musik. Die Zutaten sind ja alles andere als innovativ und wir geben gerne zu, dass wir es nicht darauf anlegen, das Rad neu zu erfinden. Die Kunst besteht darin, aus den Grundzutaten etwas Neues, Kraftvolles zu erschaffen, das eben nicht nur ein fader Abklatsch des Altbekannten ist, sondern einen neuen Drive hat. Wir denken, der Bandname, der übrigens von unseren Fans vorgeschlagen wurde, charakterisiert uns und unsere Musik ganz gut. Wir sind, wenn Du so willst, eine Gruppe von „Heavy Metal-Schraubern“.
Als ich euer Album zum ersten Mal hörte, erinnerte ich mich viele Jahre zurück, nämlich an den Tag, als ich mir „Power Infusion“ von Trance im Elektrogeschäft meines Vaters von Platte auf Kassette überspielen durfte. Das hätte auch „Wheels Of Time“ sein können. Wie komponiert man zeitlose Musik?
Volker: Die Frage kann ich Dir aus zwei Gründen nicht beantworten. Zum einen komponiert unser Gitarrist Andy die Songs, zum anderen vermute ich, dass es da auch kein Rezept gibt. Ob Musik zeitlos ist, bestimmt aber auch nicht der Komponist, sondern der Konsument. Und da, schätze ich, gibt es auch unterschiedliche Vorstellungen, was zeitlos ist. Vermutlich geht es Dir wie mir und genau die Musik, mit der wir aufgewachsen sind und an die sich viele schöne Momente und Erinnerungen knüpfen lassen, bewegt uns auch heute noch. Dadurch wird die Musik für uns zeitlos. Für jemand anderen muss die aber nicht zwingend nachvollziehbar sein. Bei Re-Machined haben wir alle eine ähnliche musikalische Sozialisation durchlebt, sind also mit den gleichen musikalischen Idolen groß geworden. Da verwundert es nicht, dass wir genau diese Musik nun auch selbst machen. Schön, dass unsere Musik bei Dir so tolle Assoziationen hervorruft.
Euer Band-Foto lässt nicht unbedingt auf Newcomer schließen. Wie entstand RE-MACHINED und was haben die Bandmitglieder vorher musikalisch verbrochen?
Thomas: Das stimmt. Wir machen alle schon seit langer Zeit Musik in unterschiedlichsten Bands. Unser Schlagzeuger Volker hat z.B. 18 Jahre lang bei Mad Zeppelin, einer sehr bekannten Led Zeppelin-Coverband gespielt. Ich selbst habe diverse Acoustic-Projekte an den Start gebracht und bei Watchtower gesungen, einer Jimi Hendrix-Coverband. Mit den Vorgängerbands von Re-Machined haben Bruno, Horst, Andy und ich aber auch schon viele Jahre eigene Songs veröffentlicht. Allerdings hat das Ganze erst mit dem Einstieg von Volker wirklich an Fahrt aufgenommen. Jetzt scheinen wir die richtige Bandchemie gefunden zu haben.
Eure Liebe zu Accept, U.D.O. und Saxon lässt sich nicht leugnen. Wollt ihr die Tradition dieser Größen, die es in ein paar Jahren nicht mehr geben wird, einfach so lange wie es geht fortführen, oder gibt es andere Gründe, warum man heute dieser Mucke frönt?
Thomas: Wir sind alle mit dieser Art von Musik groß geworden und freuen uns natürlich, wenn solche Musik solange wie möglich erhalten bleibt. Alle diese Bands sind auch heute noch relevant. Biff Byford hat gerade mit 69 Jahren seine erste Soloscheibe rausgebracht. Die haben wir gestern auf der Fahrt zur Probe im Auto gehört. Es ist der Hammer, wie geil und fett diese Musik klingt. Auch die letzten Scheiben von Accept oder Judas Priest konnten restlos überzeugen. Hoffentlich werden diese großen Bands auch noch einige Jahre weiter auf diesem Niveau veröffentlichen. Wir sehen uns aber nicht als eine Art Nachlassverwalter, sondern haben schlicht und einfach Bock auf diese Art von Mucke. Da steckt kein Plan oder ein höheres Ziel dahinter.
Ihr widmet die Scheibe dem genialen und unvergessenen Mark Shelton (Manilla Road), was momentan öfters bei Bands zu sehen ist. Neudi, der mit Mark in den letzten Jahren spielte, hat das Vorwort zur „Wheels Of Time“ geschrieben. Woher rührt die Verehrung und woher kommt die Verbindung?
Thomas: Wir haben ja nicht nur mit Manilla Road zusammengespielt, sondern waren auch mit Trance im letzten Jahr auf einer kleinen Club-Tour. Darüber ist schon eine Art Freundschaft zu Neudi entstanden. Als der CD-Release näher rückte, haben wir ihn einfach gefragt, ob er Bock auf ein Grußwort hat, da wir für unser Booklet noch nach etwas Originellem gesucht haben. Neudi hat sofort zugesagt und einige wirklich coole Worte verfasst.
Volker: Natürlich war Mark Shelton im letzten Jahr durch seinen unerwarteten Tod in aller Munde und vielleicht vermutet der ein oder andere hinter unserer Widmung ein gewisses Kalkül, aber dem ist nicht so. Tatsächlich war Mark der erste, der uns eine Chance gegeben und uns als absolute Nobodys gleich den Vorbandslot für zwei Gigs der letzten Manilla Road-Tour offeriert hat. Wenn man es so will, haben wir es Mark zu verdanken, dass unsere Karriere überhaupt erst beginnen konnte. Deshalb erschien es uns passend, ihm auch unsere CD zu widmen. Ohne Mark würde es Re-Machined in dieser Art sicherlich nicht geben.
Thomas: Ja und Mark ist ein ganz besonderer Mensch gewesen. In Frankfurt bei unserem ersten gemeinsamen Gig kamen Manilla Road genau während unseres Soundchecks in den Club. Mark blieb vor der Bühne stehen, hörte sich den ganzen Song an und applaudierte anschließend. Viele andere „Rockstars“ wären schnell im Backstage verschwunden und hätten eventuell aus Höflichkeit mal ein kurzes Hallo rausgestammelt. Mark hat uns von der ersten Sekunde respektiert und seine Wertschätzung uns gegenüber war nicht gekünstelt oder aufgesetzt. Wir sind wirklich stolz, dass wir mit Manilla Road spielen und mit Mark einen großartigen Menschen und Musiker kennen lernen durften.
Euer Album bringt von Anfang bis zum Ende ziemlich Laune und hat einige Hits am Start, die jeden Club zum Kochen bringen. Ihr macht aber auch kein Hehl daraus, wem ihr nacheifert. So gibt es anstatt der Songtexte, Erklärungen, dass Fear von Iron Maiden inspiriert ist, „Re-Machined“ nach Accept klingt und mein Favorit „Brother Sun, Sister Moon“ eine Hommage an Thin Lizzy ist. Betreibt ihr da Heldenverehrung und bewusstes Understatement?
Volker: Wir fanden es doof, einfach die Songtexte abzudrucken und wollten mal ein etwas anderes Booklet gestalten. Ich liebe es, wenn in den Booklets von Wiederveröffentlichung ausführliche Liner-Notes enthalten sind, die man dann parallel zum Anhören der Scheibe durchstöbern kann. Diese Texte sollen also eine Art Mehrwert bieten und vielleicht auch den ein oder anderen Leser dazu animieren, mal wieder eine Scheibe der genannten Referenzbands auf den Plattenteller zu legen. Man sollte diese Liner-Notes aber nicht dahingehend missverstehen, dass unsere Songs am Reißbrett entstehen. Wir setzen uns nicht in den Proberaum und einer sagt: „Wir sollten mal wieder einen Accept-Song komponieren.“ So was würde auch gar nicht funktionieren. Songs entstehen bei uns völlig organisch und ohne jedes Kalkül. Zumeist bringt Andy eine grobe Idee mit und dann wird an dem Song so lange gemeinsam gefeilt, bis wir alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Ich habe nach dem vielfachen Hören der CD richtig Lust auf ein Konzert von euch. Was erwartet mich denn bei einer RE-MACHINED-Show?
Thomas: Spaß pur und eine gute Zeit. Wir geben bei jedem Konzert alles. Eine CD zu veröffentlichen ist das eine, aber wir komponieren unsere Songs vor allem deshalb, weil wir Bock darauf haben, diese Songs live zu spielen. Das Publikum soll von uns das volle Paket bekommen und gut gelaunt nach Hause gehen. Wenn wir dieses Ziel erreichen, sind auch wir restlos zufrieden. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir vor 15 oder 500 Zuschauern spielen. Jeder der bezahlt hat, hat ein Anrecht darauf, das Beste von uns zu bekommen.
Als Mainzer ist man von Geburt an ein Karnevalist, 05er und liebt Wein. Richtig?
Thomas: Lach nein, keiner von uns liebt die Fastnacht und Wein ist auch nicht unser bevorzugtes Getränk. Wir trinken dann doch eher mal ein Bierchen. Aber die Mainzer sind schon ein etwas besonderer Menschenschlag und sicherlich ganz zutreffend mit den Attributen freundlich und offenherzig beschrieben. Du hast übrigens noch das ZDF und die Mainzelmännchen vergessen.
Letzte Frage: Wo seht ihr die Band in fünf Jahren. Was sind die Ziele von RE-MACHINED?
Thomas: Wir arbeiten alle in festen Jobs und verdienen damit unsere Brötchen um unsere Familien zu ernähren. Unsere Ziele sind aber trotzdem ziemlich klar: Wir wollen möglichst häufig live spielen und unseren Bekanntheitsgrad ausweiten. Vielleicht lässt sich ja der ein oder andere Traum erfüllen, z.B. einmal in Wacken oder beim Keep It True auftreten zu können.
Volker: In fünf Jahren haben wir bestimmt auch noch ein oder zwei weitere CDs veröffentlicht. Wir schreiben ständig neue Songs. Das Material für den Nachfolger von „Wheels Of Time“ ist schon zu einem Großteil komponiert. Wenn alles gut läuft und unsere Scheibe nicht in den Regalen versauert, sollte es also keine Ewigkeit dauern, bis wir unser zweites Album nachschieben können.