Bei Toundra handelt es sich um eine rein instrumental ausgerichtete spanische Band, die seit mittlerweile 13 Jahren ihr Unwesen auf internationalen Bühnen treibt. „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ist eine 1:1-Vertonung des, auf den Tag genau 100 Jahre alten deutschen Stummfilmes, also schon als ein Konzeptalbum zu betrachten. Man sollte es sich jedoch nur simultan zum Film anhören (auf YouTube erhältlich). Erst dann ergeben sich bei den sieben überlangen, übergangslosen, melodramatischen und verdammt einheitlich klingenden Songs gewisse Spannungsmomente, die natürlich auch einige expressionistische Qualität unter Beweis stellen.
Allesamt Eindrücke, die bei rein phonetischer Bemusterung gänzlich untergehen. Aus diesem Grund auch keine Anspieltipps. Bei der offenbaren Beherrschung der Instrumente und offensichtlich klassischer Ausbildung der Musiker, ist die handwerkliche Darbietung sicherlich sehr ansprechend. Auch Hut ab vor der Hingabe zur synchronen Untermalung eines 100-Jahre-alten kinematografischen Schinkens, der vielleicht nur einem Prozent der noch existierenden Bevölkerung bekannt sein dürfte. Musikalisch betrachtet ist „Das Cabinett des Dr. Caligari“ am ehesten mit den Ambient- und Psychedelic-Sachen von Tangerine Dream und Hawkwind, sowie den kinematischen Rick Wakeman-Soloalben vergleichbar, jedoch bei Weitem weniger Elektro-Einflüsse sowie das Eine oder Andere an solistischer Virtuosität vermissend. Die lt. Band-Info erwähnten Vergleiche mit Long Distance Calling sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen, da diese Scheibe auch rein instrumental eigespielt wurde. Jedoch die Härte, die für LDC so bezeichnend ist, fehlt leider auf ganzer Linie.
Ich behaupte mal, größtenteils ist die Scheibe sogar mit den ehemals tendenziellen Relaxing-Ergüssen (u.a. Oliver Shanti) sehr vergleichbar, die vor nicht allzu langer Zeit unter den Esoterik-Begeisterten so gefragt waren. Alles relativ flache und symptomatische Versuche eine völlig überbewertete Nummer aus dem Keller herausholen zu wollen.