The Unity – …wollen unbedingt penetrant sein!

Es wird wohl kaum jemanden geben der behaupten kann, dass die immer noch „junge“ Band The Unity sich zu viel Zeit nimmt, um neue Musik unters Volk zu bringen. Schließlich gründete sich der Sechser erst 2017, wobei Support-Tourneen mit u.a. Axel Rudi Pell oder Edguy sowie zwei bärenstarke Studioplatten zu Buche standen. Bis jetzt, denn mit „Pride“ steht nun schon in drei Jahren Bandgeschichte Werk drei in den Startlöchern, wobei die Gruppe um die Gamma Ray-Mitglieder Michael Ehré (Drums) und Henjo Richter (Gitarren) seit Februar schon wieder live unterwegs ist. Das nenne ich mal Tempo, was ich auch gleich beim netten Gespräch mit Michael Ehré anbringe und ihn auf die hohe Produktivität anspreche, wobei ja die Gefahr besteht, dass man den Hörern eben genau dadurch ZU überpräsent sein könnte.

Nun, es ist ja so, dass wir alle keine 25 oder 30 Jahre alt sind, sondern um die 50, plus minus ein paar wenige Jährchen. Tatsächlich haben wir gar nicht mehr so viel Zeit, um eine Band über 10-15 Jahre lang aufzubauen. Wie du schon sagtest, was wir in den letzten drei Jahren mit drei Platten, den Tourneen und Videos, war schon eine enorme Energieleistung. Wir wollen einfach The Unity möglichst schnell so erfolgreich wie möglich machen und Stillstand gibt’s dabei halt nicht. Das würde nämlich bedeuten, dass wir dabei Zeit verlieren und das geht nicht. Immer wenn du eine Band aufbaust, musst du dich im Gedächtnis der Leute festmeißeln, sonst bist du ganz schnell wieder vergessen. Die finden dich anfangs vielleicht mal ganz cool, aber sobald die neue Platte ihrer Lieblings-Band, die sie schon seit 10 oder 15 Jahren geil finden, rauskommt und schon bist wieder vergessen. Deshalb müssen wir im Moment so ein bisschen mit Penetranz aufwarten! Außerdem ist ja nicht so, dass wir Metallica oder Sabaton sind. Wir befinden uns ja immer noch im Aufbau, es gibt immer noch so viele Menschen, die uns noch gar nicht kennen, wobei ich denke, dass wir diese potenziellen Fans alle noch erreichen müssen. Und wie sollen wir das machen, wenn wir nichts machen? Wir müssen eine gewisse Präsenz zeigen und wenn das halt bedeutet, dass der ein oder andere ein wenig genervt von uns ist, müssen wir das in Kauf nehmen. Ich glaube aber solange wir dabei immer Qualität abliefern und keinen Mist bauen, gibt es auch keinen Grund sich über uns zu beschweren. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir Gefahr laufen, mit unserem dritten Album Gefahr laufen, langweilig zu werden. Ganz im Gegenteil, die Journalisten und Freunde, die das Album schon gehört haben bescheinigen uns unabhängig voneinander eine stete Weiterentwicklung. Von daher ist „Pride“ ja auch ganz im Sinne der Fans die wir bereits haben.

Wer ist denn bei euch für das Songwriting verantwortlich? Ich frage deshalb, weil eure Songs ja stilistisch sehr unterschiedlich daherkommen, was ich äußerst positiv finde!

Wir sind ja eine Sechs Mann-Band und fünf von uns sind auch Songschreiber. Das heißt, das macht es auch relativ einfach, in so kurzer Zeit Qualität abzuliefern. Wir haben zwar keinen übermäßig großen, aber einen guten Pool an Songs. Wenn jeder von uns zwei Songs abliefert, dann haben wir ja fast schon ein Album voll. Und das sollte doch innerhalb eines Jahres möglich sein, oder? Das ist zwar schon eine große Leistung, aber wenn ich mir anschaue was in den 60/70er Jahren Bands wie Led Zeppelin oder Deep Purple gemacht haben, die haben ja teilweise 2 Alben in einem Jahr rausgehauen. Bei uns hat jeder irgendwo seinen eigenen Stil und Vorlieben. Wir versuchen grundsätzlich, uns einen roten Faden zu erhalten, versuchen aber auch gleichzeitig, ein wenig nach links und rechts zu schielen, wir wollen uns ja nicht wiederholen und Gefahr laufen, dass es für die Leute langweilig wird.

Gehen wir mal zurück zu eurem Start 2017. Von außen betrachtet hatte es den Anschein, dass ihr ziemlich schnell recht erfolgreich gewesen seid. Habt ihr mit diesem Erfolg eigentlich gerechnet?

Boah, das ist eine gute Frage, man hofft ja immer, dass die eigene, neue Geschichte irgendwann mal Früchte trägt. Ich bin 2012 zu Gamma Ray gekommen und habe mich in ein gemachtes Nest gesetzt. Ich bin seit letztem Jahr bei Primal Fear, da habe ich mich in ein gemachtes Nest gesetzt. Was wir mit Unity machen, ist was komplett anderes. Wir haben ja einen Aufbau im Prinzip von Null aus gemacht. Sonst macht man sowas ja nicht, wenn du keinen Traum oder eine Vision hast, würdest du dir diesen unfassbaren Batzen an Arbeit und diese Energieleistung auch gar nicht erst antun! Wir alle haben sehr mit unserer Freizeit zu kämpfen und investieren sehr viel, damit wir dieses Thema weiterentwickeln. Es war damals ehrlich gesagt nicht wirklich zu rechnen, aber gehofft haben wir es natürlich. Es war aber auch nicht so, dass ich nachdem das Album draußen war gesagt habe, jetzt muss dies oder jenes aber geschehen. Wir waren schon so realistisch, erst einmal abzuwarten ob das überhaupt ankommt bei den Leuten. Es hätte ja auch sein können, dass The Unity überhaupt keinen interessiert, allein rein musikalisch gesehen. Dem war ja Gott sei Dank nicht so. Aber was wir bis jetzt gemacht haben mit den ganzen Tourneen und den Videos usw. war bisher finanziell gesehen eine Nullnummer. Wir investieren immer noch und jetzt komme ich darauf zurück, was ich eben mit Sabaton meinte. Die sind ja wirklich riesig geworden, aber guck dir mal an, wie lange die schon am Start sind, das war auch nicht innerhalb von drei Jahren erledigt. Sowas dauert eben und diese Zeit haben wir einfach gesagt nicht mehr, was die ganze Sache nicht einfacher macht. Du darfst mich jetzt nicht falsch verstehen, wir wollen uns nicht beschweren und freuen uns tierisch über den großen Zuspruch. Wir wissen, dass wir auf einem wirklich guten Weg sind, sind aber noch nicht angekommen…man wird wahrscheinlich sowieso nie ankommen, haha! Nein, es hätte ja auch ganz anders kommen können, etwa dass wir keine Tourneen spielen können oder die Alben keinen interessieren. Ich erzähle dir ja kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die CD-Verkäufe allgemein dermaßen eingebrochen sind, dass man über diese Schiene kaum noch Geld generieren kann. Um Musik zu machen, braucht man aber auch Geld, weshalb du über die Live-Schiene gehen musst. Glaub aber nur nicht, dass nur weil da Leute von Gamma Ray auf der Bühne stehen jeden Abend 400 Leute kommen, so ist das auch nicht. Deshalb haben wir auch die ganzen Support-Tourneen gemacht, um den Namen The Unity erstmal bekannt zu machen, ist doch logisch. Aber auch das kostet Geld, denn wir müssen von A nach B kommen, wir müssen irgendwo schlafen, wir müssen Techniker bezahlen und und und. Was wir momentan betreiben ist Investition in eine hoffentlich positive Zukunft.

Heißt für dich persönlich, durch deinen Job bei Primal Fear bedingtes kluges Zeitmanagement, oder?

Absolut, das wird sich jetzt bald tatsächlich zeigen, aber das lässt sich alles miteinander vereinbaren, da wir ja mit The Unity schon in Kürze auf Tour gehen. Mit Primal Fear geht es dieses Jahr noch auf große Welt-Tournee, wobei mit Sicherheit drei, dreieinhalb Monate für mich blockiert sind. Aber das Jahr hat ja dann immer noch achteinhalb Monate, da kann man schon was anderes machen, es ist halt alles eine Koordinations-Frage. Wenn du so wie ich Berufsmusiker bist, ist das auch anders gar nicht möglich. Dann tritt die Musik selbst oftmals in den Hintergrund, was etwas schade ist, weil du die meiste Zeit mit Business-Arbeit und Koordination beschäftigt bist. Das ist halt die Kehrseite der Medaille.

Interessante Einblicke die du uns da lieferst, die der eigentliche Fan beim Konsumieren garantiert nicht auf dem Schirm hat. Ich spinne jetzt mal ein bisschen wenn ich folgendes behaupte: Gamma Ray ist ja momentan offiziell nur auf Eis gelegt, da Kai Hansen bekanntlich mit der Reunion von Helloween sehr stark und übrigens auch erfolgreich eingebunden ist. Wenn das Thema erledigt ist kommt Kai zu euch und sagt, lass uns doch ein neues Gamma Ray-Album machen. Dazu habt Henjo und du aber keine Lust mehr, weil The Unity mittlerweile durch die Decke gegangen ist. Was sagst du zu dieser These?

Hohoho, da muss ich herzlich lachen! Bei aller Euphorie, ich glaube das wird nicht passieren! Ich habe ja gesagt, dass wir bei Unity Träumer und Visionäre sind, aber den Stellenwert von Gamma Ray zu erreich, dass in Prozenten auszudrücken traue ich mich nicht zu bewerten! Ich habe es ja mitgemacht, mit Gamma Ray das war wirklich Luxus und ich hatte wirklich großes Glück, in dieser Band spielen zu dürfen. Wir waren auf der ganzen Welt auf Tour, haben Platten gemacht die super erfolgreich waren und sich auch gut verkauft haben. Das wir das mit Unity auch erreichen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn es vielleicht pessimistisch klingt, das wäre utopisch. Aber du hast recht, wenn eines Tages Kai zu mir kommt und was Neues machen will, muss ich eh erstmal schauen ob es passt. Ich bin ja noch bei Primal Fear und was mit Unity dann so ist, müsste ich auch abchecken, ob ich das aufgeben möchte. Da muss man die Kirche eben im Dorf lassen, aber das weiß Kai natürlich auch. Kai ist Vollprofi und würde nie verlangen, dass alle Gewehr bei Fuß stehen müssen wenn er es will.

Gelassenheit ist also angesagt, was ja auch vernünftig ist. Ihr geht in Kürze schon mit Rhapsody Of Fire auf Tour, und dass fast einen Monat vor Release. Danach geht es mit Freedom Call erneut auf Reisen, bevor ihr im April erst 2 Release-Shows spielt, was doch eher ungewöhnlich ist.

Ja, das gebe ich zu, wobei die Tour mit Freedom Call just in time ist. Zur Tour mit Rhapsody Of Fire haben wir uns sehr kurzfristig entschieden, weil sie uns in Länder führen wird, wo wir noch nicht waren. Wir waren noch nicht in Belgien, Holland, Polen oder Dänemark, da haben wir einfach gesagt: Hey, das machen wir jetzt! Wir werden vor Rhapsody auch nur eine neue Nummer spielen, nämlich „We Don`t Need You Here“, dass wir auch schon als Video draußen haben. Ansonsten spielen wir noch das Programm der letzten Tour und nutzen einfach die Gelegenheit, uns in diesen Ländern mal blickenzulassen. Das ist genau das, was ich eben meinte, wir werden einen Teufel tun und stillstehen. Ganz egal ob da eine Platte kommt oder nicht, die Leute müssen uns sehen, dann entscheiden ob sie uns cool finden oder nicht. Das kann natürlich einen positiven Ruck für das Album geben, das erst drei oder vier Wochen später rauskommt.

Apropos neues Album: Den Titel „Pride“ hätte ich eher von einer US Südstaaten-Band erwartet, obwohl auch ein sehr bekanntes Lied einer sehr bekannten irischen Band so heißt.

Dazu kann ich natürlich was sagen. Wir haben sehr lange überlegt, ob wir das machen können. Der Vorschlag kam aus der Band und wir haben uns viele Gedanken gemacht, was so ein Titel bedeutet, gerade wegen der deutschen Vergangenheit. Doch wir wollten uns von den ganzen Diskussionen zurzeit auch bei den sozialen Medien nicht kirre machen lassen. Erstens ist „Pride“ ein englisches Wort und zweitens ist die Übersetzung „Stolz“ grundsätzlich kein Begriff, der negativ belastet ist. Nur wir Deutschen schleppen diesen Begriff ja aufgrund unserer Geschichte auf dem Buckel mit, wie viele andere Sachen ja auch. Klar, irgendwo auch zurecht, aber für uns bedeutet der Titel nur, dass wir stolz auf alles sind, was mit dieser Band zu tun hat! Das Wort bezieht sich nur auf das, was wir in den letzten drei Jahren alles geleistet haben. Sei es dass wir es geschafft haben drei Alben gemacht zu haben, die scheinbar gut ankommen, sei es dass wir es geschafft haben mehrere Tourneen zu spielen und die Fanbase immer größer wird. Auch dass wir es geschafft haben überhaupt zusammen zu bleiben, das ist ja heutzutage in der schnelllebigen Zeit nicht selbstverständlich. So dumm wie das vielleicht klingt, sechs Leute in der Band bedeutet nicht, jeden Tag Friede, Freude, Eierkuchen. Ist doch ganz klar, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist. Der Punkt ist einfach, wie man als Band mit solchen Situationen umgeht, ob man erwachsen im Sinne des großen Ganzen entscheidet oder ob man Egotrips fährt. Jeder Musiker hat sowas schon kennengelernt und da bin ich ehrlich gesagt richtig stolz, dass dies bei uns nicht so funktioniert. Ich sage es ganz deutlich, unser Bandname The Unity wurde sehr cool gewählt und passt zu 100 Prozent!

Mit „We Don`t Need Them Here“ und „Hands Of Time“ zwei Songs mit sozialkritischen Texten auf „Pride“. Ist euch das wichtig, nicht nur über belangloses Zeug zu singen?

Genau, solche Lieder gab es auf den ersten beiden Alben auch schon. Wir sind keine Band, die Songs über Drachen, Burgen und Schwerter schreibt. Nicht dass ich das nicht geil fände, ich stehe total auf solche Bands, aber in unserem Kontext würde sowas nicht funktionieren. Wir suchen uns lieber Themen aus, die schon sozialkritisch oder politisch aktuell sein dürfen, Dinge die jedem normalen Menschen im täglichen Leben begegnen können. Klar, das können durchaus auch ausgedachte Geschichten oder Beziehungskisten sein, aber keine Fantasy-Sachen. Und dann kommst du zwangsläufig auf diese Themen, die abends in der Tagesschau vorkommen. Und es bietet sich für uns auch an, über diese Themen zu schreiben, weil sie wichtig sind.

Ebenfalls aufgefallen ist mir der Song „Angel Of Dawn“, bei dem in den Background-Vocals kräftige Growls zu hören sind. Macht das auch euer Sänger Gianba Manenti?

Ja tatsächlich, der Gianba ist sehr vielseitig! Ich muss dir unbedingt noch ne kleine Story zu ihm erzählen. Auf dem ersten Album gibt es den Song „The Wishing Well“, bei dem es eine unglaublich hoch gesungene Passage gibt. Die Frau von Gianba singt ebenfalls und ich hätte wirklich mein Haus darauf verwettet, dass sie diesen Part im Studio eingesungen hat. Viel später haben wir uns darüber unterhalten und ich habe ihn darauf angesprochen. Aber er hat das tatsächlich selbst gesungen, ist schon Wahnsinn, was dieser Typ für eine Range hat.

Das Gesamtpaket stimmt also bei The Unity. „Pride“ wird übrigens eine Bonus-CD aufweisen, bei der man sich auch von den Live-Qualitäten des italienischen Sängers überzeugen kann! Wir beobachten diese starke Band gerne weiter!

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Die Melodie muss stimmen!