Die Düster-Rocker von Nachtgreif veröffentlichen mit „Schattenwandler“ nun auch schon ihr viertes Album, beweisen also Durchhaltevermögen. Beim letzten Album „Spukhaus“ bediente Sänger Thorsten Fries ja auch die Gitarren, was jetzt mit Bernd Basmer wieder ein hauptamtlicher und erfahrener Gitarrist übernahm. Der brachte sich zudem als Songwriter gleich ordentlich mit ein. So sind Nachtgreif neben Drummer Arndt Hebel sowie dem schon erwähnten Ex-Winterland Sänger, Komponist und Texter Thorsten Fries wieder ein Trio.
Was beim „Schattenwandler“ mir zunächst positiv auffällt ist das Cover-Artwork, das richtig ins Auge sticht. Zudem passt es perfekt zu den meist wie gewohnt sozialkritischen, düsteren Texten und setzt somit die Musik auch optisch sehr gut um. Das wünsche ich mir ehrlich gesagt viel öfter auch von bzw. gerade von weitaus bekannteren Gruppen. Klar werden sich an der sonoren, tiefen Bariton-Stimme von Thorsten Fries erneut die Geister scheiden. Dahingehend wird es sicher nur zwei Meinungen geben, entweder man mag sie oder eben nicht. Ich persönlich mochte dessen Klangfarbe schon früher bei Winterland gerne, weil die Stimme halt auch unverkennbar und damit irgendwie einzigartig klingt.
Musikalisch wird zwar weiterhin eine Mischung aus Industrial, NDH, etwas Gothic und Heavy Rock bevorzugt, jedoch brachte der neue Gitarrist Bernd Basmer auch eine gehörige Portion Power und Heavyness in die neuen Songs mit. Leider kenne ich die Musik von Red Raven nicht, das ist die Band in der er sonst noch tätig ist. Dass dabei die Eingängigkeit nicht zu kurz kommt, ist neben den wertvollen Texten ein weiteres Plus bei „Schattenwandler“. So könnten Lieder wie „Rabenvögel“ oder „Bis Kein Licht Mehr Scheint“ durchaus bei Rock-Radiosendern wie Radio BOB bestehen, für die herkömmlichen kommerziellen Sender wären sie jedoch nicht so sehr geeignet. So müssen Nachtgreif offensichtlich weiterhin ihr Dasein im Untergrund fristen, leider bin ich geneigt zu sagen. Denn Themen wie die Umweltzerstörung und ihre fatalen Folgen („Bis Kein Licht Mehr Scheint“ oder „Asche“), Raffgier („Babylon“) oder die Vorkommnisse bei der Kölner Silvesternacht 2015/16 („Tiger“) sind es allemal wert, in die Köpfe der Menschen getragen zu werden. Das darf bei Nachtgreif dann durchaus auch mal mit einer guten Prise Ironie passieren. Mit „Eisige Schönheit“ wurde eine Ballade vom letzten Album „Spukhaus“ in der aktuellen Besetzung und mit großem Unterschied zur ersten Version noch einmal aufgenommen, die „Schattenwandler“ mit ruhigen Klängen abschließt. Leider wurden die exquisiten Texte wieder nicht ins Booklet zum Mitlesen übertragen, ein Umstand über den ich erneut meckern muss.