Seit 1985 verpflichtet Mastermind Ralf Hubert variierende Gastmusiker für sein Projekt Mekong Delta. Anfangs haben die Musiker unter Pseudonymen mitgemacht, da sie aus vertragsrechtlichen Gründen in den Credits namentlich nicht genannt werden durften. „Tales Of A Future Past“ ist die mittlerweile 11. Studioveröffentlichung des international anerkannten Prog-Projektes unter Ralfs Leitung. Im Gesamtpaket außergewöhnlich anspruchsvoll, sowohl musikalisch, textlich, als auch hinsichtlich des Cover-Artworks, das ein Bild von David Demaret ziert, ursprünglich zu H.P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ kreiert. Die Musiker sprengen auf dieser CD sämtliche konventionelle Rahmen, indem sie ihren Songs haufenweise überraschende Impulse verabreichen, die sich jenseits etwaiger Oberflächlichkeit und simpler Strukturen bewegen. Während sich die Texte mit sozialkritischen und politischen Themen befassen, sind die Song-Gerüste äußerst komplex, vielschichtig und verschachtelt. Obwohl die zehn Titel generell unter dem Deckmantel „Extreme Prog/Tech Metal“ klassifiziert werden sollten, werden Einflüsse aus Thrash, Power Metal, Cineastic sowie spanischer und klassischer Musik meisterlich miteinanderverwoben. Das Endergebnis wird für den Otto Normalverbraucher nur schwer verdaulich sowie kaum nachvollziehbar sein. Das Gefühl, der gute Ralf hätte diese bombastischen Prog-Metal-Kracher zusammen mit Richard Wagner und Claude Debussy komponiert, überwiegt bei der Mehrheit der Stücke. „Tales Of A Future Past“ ist eine der seltenen Scheiben, die absolut keine Schwachstellen beinhalten. Aber als kleinen Appetitanreger möchte ich die folgenden vier Titel nennen, die einen dazu zwingen diese Scheibe immer wieder aufzulegen: „Menthal Enthropy“, „A Colony Of Liar Men“, „Mindeater“ und „The Hollow Men“.
Was die Musiker anbelangt: Martin LeMars Gesang ist allererste Sahne, unabhängig davon ob ein- oder mehrstimmig, sanft oder gebrüllt. Alex Landenburgs Drumming kann als königlich bezeichnet werden. Ralf Huberts genialer Bass gibt den Songs den nötigen Druck und konkurriert des Öfteren spieltechnisch mit der Lead-Gitarre. Peter Lake kann mit seinen Soli, den gewaltigen Riffs und klassischer Gitarre jeden Könner begeistern. Gelegentlich gehen seine Soli leider etwas unter, da sie meiner Meinung nach zu leise abgemischt wurden. Die brachial und pompös eingesetzte Orchestration gibt den Songs eine ungeahnte Tiefe und vermittelt nicht selten das Gefühl, das man bei einer Konzerthallenaufführung eines klassischen Werkes zugegen ist.