Herzerfrischend ist es zu sehen bzw. hören, wenn Bands sich geflissentlich über Genregrenzen und Stildefinitionen hinwegsetzen und ihr eigenes Ding machen. Manchmal bilde ich mir ein, dass das ein besonders unter Bands aus Australien und Neu-Seeland der Fall ist. Als aktuelles Beispiel hier „A Driftwood Cross“ von WITCHSKULL. Das Trio aus Australien kombiniert NWOBHM mit Doom US-amerikanischer Schlagseite, es erinnert sowohl an IRON MAIDAN als auch an ST. VITUS und schafft es dennoch, ein gerüttelt‘ Maß Eigenheit glaubhaft einzubringen. Diese mache ich an der in den oben genannten Metalspielarten eher untypischen Aggression fest, die auf „A Driftwood Cross“ immer wieder unvermittelt erumpiert und dem Hörer immer wieder schöne Aha-Momente beschert.
Nicht so pralle schlägt zu Buche, dass WITCHSKULL ihr Tempo auch unterAndrohung von Gewalt kaum zu ändern bereit erscheinen und sie mehr Spaß am MAIDAN-typischen Galoppsound haben als es grundsätzlich nötig wäre. Hier wäre Abwechslung einfach zu erreichen gewesen, und die hätte die Platte ohne großen Aufwand spannender gemacht. Auch der Gesang, der immer knapp am King Diamond-Falsetto vorbeischrappt, ist gewöhnungsbedürftig und nur bedingt mein Fall. In ihren Texten geht’s den Aussies um Isolation, Einsamkeit, Depression, Geisteskrankheit, Gier, Materialismus, die Zerstörung der Erde, also irgendwie um das wahre Böse. Das trotz aller Kritik schlüssig und homogen wirkende Album endet interessanterweise mit seinem titelgebenden Song „A Driftwood Cross“, der zum Ende hin zum härtesten Titel der Platte mutiert- keine Ahnung, ob das Ding live eingespielt wurde, aber es vermittelt ein tolles Gefühl einer echt organischen, aus dem Spiel entstandenen Stimmung und ist ein echtes Highlight auf einer ansonsten durchschnittlichen Scheibchen. Cool.