Ich frage mich wirklich hin und wieder, wieso gerade aus Skandinavien so viele Melodic Rock/AOR Bands kommen. Okay, die Schweden spielten sich schon in den Vordergrund, wobei die Norweger und Finnen ihnen auf den Versen sind. Es vergeht kein Monat, in dem nicht gefühlt 20 neue oder ältere Gruppen bzw. auch Wiedervereinigungen aus dem Norden Europas mit ihren Platten bei uns Schreiberlingen an die Tür klopfen. Naja, müßig darüber länger nachzudenken.
Auch Stoneflower kommen aus Skandinavien, genauer gesagt aus Norwegen. Wie ihr in meinen Eingangszeilen und vielleicht an der Plattenfirma AOR Heaven erkennen könnt, handelt es sich bei der Musik des Fünfers um melodische Rockmusik. Die Geschichte der Gruppe beginnt Ende der Neunziger, als Gitarrist Tom Sennerud Stoneflower gründete. „Finally“ ist aber erst die dritte Scheibe, wobei auch schon der dritte Sänger zu hören ist. Alles also irgendwie keine guten Vorzeichen für größeren Erfolg, obwohl der aktuelle Frontmann John Masaki bei der norwegischen DSDS-Ausgabe „Norwegian Idol“ mitgemacht hat. Gewonnen scheint er aber nicht zu haben, sonst hätte man mir das in der Info sicherlich mitgeteilt. Aber stimmlich kann der Gute sich durchaus hören lassen, ab und an erinnert er mich sogar an Bobby Kimball, was zur Folge hat, dass hier und da Toto für meine Ohren durchklingen. Okay, die Schweden von Work Of Art machen das irgendwie besser, dafür aber auch penetranter wie ich finde. So klingen Stoneflower durchaus eigenständig und Songs wie „Calling All Stations“ oder der Opener „Gonna Let You Go“ haben merklich Potential. Klar, besonders heavy klingt diese Geschichte nicht, aber wenigstens hält sich der Zuckerguss durch nicht zu viele Synthies neben den Gitarren in einem erträglichen, sogar angenehmen Rahmen. Nicht jede Melodie zündet unbedingt sofort, dafür kann ich mir die gesamte Platte aber problemlos mehrmals anhören, ohne dass mir langweilig wird. Chöre, gute Hooklines, eine ausgewogene Gitarren/Keyboard-Mischung und gute Ideen machen aus „Finally“ ein sehr gelungenes Exemplar in der überbordenden Auswahl im Melodic-Sektor. Meine Favoriten sind das lockere und höchst eingängige „Shivering Hands“, die mich an Styx erinnernde Semi-Ballade „Through The Fire“ sowie der abschließende Tränendrücker „Fall“. Für mich und alle anderen Melodic-Nerds wäre es also schön, wenn „Finally“ nicht das letzte Lebenszeichen von Stoneflower wäre.