Burden Of Life – Die behelfsmäßigen Eroberer

Die Regensburger Burden Of Life haben mit „The Makeshift Conqueror“ kürzlich ihre vierte Studio-CD veröffentlicht. Christian „Kötti“ Kötterl erzählt uns wissenswertes zur Entstehungsgeschichte, seinen Vorlieben abseits von Burden Of Life sowie dem Loreley-Traum eines jeden Proggers.

Christian, erst einmal Glückwunsch zu „The Makeshift Conqueror“, einer richtig gut gelungenen Scheibe, bei der ich auch das Privileg hatte sie bewerten zu dürfen. Wie würdest du euren Forstschritt im Vergleich zu den Vorgängerscheiben bezeichnen? Welche Unterschiede sind, deinem Empfinden nach, die gravierendsten?

 Vielen lieben Dank, freut uns sehr, dass dir das Album gefällt. Wenn man eine Rückschau auf unsere Diskographie macht, finde ich, dass die Entwicklung ziemlich logisch und auch konsequent ihren Weg von relativ „klassischem“ Melodic Death Metal zu einer wesentlich vielseitigeren Ausrichtung gegangen ist, die ich wohl am ehesten als Progressive Metal beschreiben würde. Rückblickend finden sich aber schon immer Anleihen in unserer Musik, die bezüglich dieser Entwicklung ihre Schatten vorausgeworfen haben, finde ich zumindest.

 In welchem Studio habt ihr „The Makeshift Conqueror“ aufgenommen und produziert? Habt ihr alles in Eigenregie bewerkstelligt, oder wurde für den Mix und die Produktion ein Profi verpflichtet?

 Wir haben das Album bei Hubi Hofmann in seinem Slash Zero Studio in Abensberg aufgenommen. Hubi ist ein langjähriger Freund und auch öfter mal für unseren Livesound verantwortlich. Alles was man am Mischpult macht hat Hubi gemacht, da sind wir alle bei weitem nicht versiert genug. Bezüglich der Sounds hatte jeder natürlich bei seinem Instrument Vorstellungen – der eine mehr, der andere weniger – und auch hier sind die Fäden bei Hubi zusammengelaufen, der also bei Sound und Technik der Mastermind war. Die Produktion haben Hubi und ich uns beide geteilt, wobei ich quasi als Komponist aller Tracks das „Bigger Picture“ im Blick hatte und Hubi immer wieder wertvollen Input geleistet hat.

 Laut Band-Info habt ihr ein ganzes Jahr für die die Scheibe benötigt. Würdest du sagen, es war angemessen, oder habt ihr mit irgendwelchen Problemchen zu kämpfen gehabt?

 Ich finde das insofern angemessen, als dass wir ja nicht ein Jahr lang nonstop an der Platte gearbeitet haben. Wir haben etwa acht Monate in Songwriting und Proben investiert, wobei wir natürlich nicht jede Woche 9 to 5 im Proberaum waren. Wir versuchen normalerweise einmal wöchentlich gemeinsam zu proben und selbst das klappt nicht immer. Ich habe natürlich auch nicht nonstop an den Songs geschrieben. Manchmal passierte wochenlang quasi nichts, dann wurden mal in einer Woche zwei Songs fertig. Aufgenommen haben wir dann, auch mit Unterbrechungen, im Juli und August 2019 und dann kam natürlich noch die ganze Nachbereitung, die Promotion etc. Für eine Band wie uns sind das alles recht normale Zeitfenster würde ich sagen. Als Probleme würde ich das nicht verzeichnen. Du musst bedenken, wir haben ja alle „richtige“ Jobs und jeder hat noch ein eigenes Leben wo jede Menge passiert. Insofern bin ich mit dem ganzen Zeitplan sehr zufrieden.

Wer bei euch zeichnet verantwortlich fürs Songwriting und die endgültige Auswahl der Songs, die dann letztendlich auf der Platte vertreten sind?

 Geschrieben werden die Songs alle von mir. Ich mache das daheim alleine und arbeite die Lieder alle vollständig aus, bis sie meines Erachtens etwa 90% fertig sind, also ein erster Entwurf steht, den man von vorne bis hinten durchhören kann. Dann verschicke ich das an die anderen und wenn der Konsens ist, dass es allen gefällt, nehmen wir das Stück mit in den Proberaum und basteln nochmal gemeinsam dran. Hier werden dann nochmal Details bezüglich des Arrangements diskutiert und gegebenenfalls abgeändert. Jeder darf hier seinen Senf dazugeben bis wir eine Version haben mit der alle glücklich sind. Der Song ist dann in Bezug auf die Instrumente fertig und ich schreibe dann noch Text und Gesangslinien, wobei ich da auch oft im Entstehungsprozess schon grobe Ideen habe.

 As a matter of interest, wie kommt eine Prog Metal-Band mit offensichtlichen Death-Wurzeln dazu, „The Makeshift Conqueror Pt. I“, mit dem unüberhörbaren Walzer-Rhytmus aufzunehmen?! Solche Seitensprünge kennt man eigentlich nur von Bands wie Queen im „The Millionaire Waltz“.

 Ich finde, wenn du uns als Prog-Metal- Band bezeichnest, beantwortest du deine Frage ja quasi schon selbst, oder? Das ist so ein walzender 6/8-Takt jetzt nicht so weit hergeholt, meine ich zumindest. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass Queen eine meiner absoluten Lieblingsbands ist und ich ihre Vielseitigkeit und ihr Genie endlos bewundere. Ich würde sie jederzeit als einen meiner größten musikalischen Einflüsse bezeichnen.

 Ein anderer Fall wäre der lateinamerikanisch-/spanisch-anmutender Einsatz der Akustikgitarren im „Anthem Of The Unbeloved“, den man so auch in etwa von Queens „Innuendo“ kennt?

 Also auch ein Queen-Fan? Ob der besagte Teil in „Anthem Of The Unbeloved“ jetzt direkt von „Innuendo“ beeinflusst ist kann ich nicht beantworten. Überhaupt sind solche Zusammenhänge oft schwer zu erkennen, vor allem wenn man drinsteckt. Deine Analyse erscheint mir aber sinnvoll und ich empfinde sie als Kompliment. Insofern wird das hier einfach mal mit einem stolzen Lächeln durchgewunken.

 Luisa Funkenstein hat im „Trust My Own Heart“ mitgesungen und die Pianoklänge beigesteuert. Bleibt es bei dem einen Song mit Luisa, oder wird sie zukünftig auch verpflichtet?

 Fest einsteigen wird sie nicht, nein. „Trust My Own Heart“ ist, denke ich, ein Berührungspunkt zwischen unseren musikalischen Welten, aber ihr eigener Sound ist ein ganz anderer und so ein Talent wäre in so einer Krach-Kapelle ja direkt verschwendet. Bei unserer Release Show zu „The Makeshift Conqueror“ haben wir den Song allerdings zusammen live performt und das war ein Riesenerfolg. So etwas werden wir also sicherlich wiederholen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

 Mit „Sealing Our Fate“ seid ihr praktisch back to the roots, sprich: zum symphonischen/melodischen Death Metal.  Wer bei Burden Of Life gibt die Impulse bezüglich einer Verwendung der verschiedenartigen Genres in euren Songs?

 Ja, ich finde auch, dass „Sealing Our Fate“ mit am meisten einen Blick in den Rückspiegel wirft. Ich glaube, dass sich solche Fragen wie „Geht das oder geht das nicht?“ für uns gar nicht stellen. Auch wenn wir jetzt sicherlich viele neue Einflüsse in unsere Musik aufgenommen haben, haben wir deswegen die alten ja nicht verbannt. Wenn ich also einen Song wie „Sealing Our Fate“ vorstelle, sagt keiner von den anderen „Moment mal, sowas machen wir nicht mehr.“ Viel mehr wird sich gefreut, dass auch diese Facette wieder zum Tragen kommt und dann auch noch mit den neuen Einflüssen, welche wir uns inzwischen angeeignet haben, vermengt wird. Letzten Endes muss es einfach ein geiler Song sein, der allen gefällt. Dann sind der ganzen Sache eigentlich keine Grenzen gesetzt.

 Im Falle von „Regression (Goddess Return)“, das sicherlich komplexeste Stück dieser Veröffentlichung, bewegt ihr euch eindeutig in Richtung Dream Theater-Epen. Wie entstehen solche Songs und wie lange dauert es, bis ihr letztendlich vollkommen zufrieden seid?

 Oha, „Dream Theater-Epos“ ist jetzt aber schon ein dicker Vergleich, danke dafür! Wie ein Song sich, nachdem er meine Hände verlassen hat und ein Teil der Band wird, entwickelt, ist unabhängig von Länge oder Machart, das passiert immer so wie ich es vorher ausgeführt habe. Im Schreibprozess selbst, also solange ich den Song noch vollends in meiner Gewalt habe, gibt es allerdings viele verschiedene Möglichkeiten. Manche Songs schreiben sich wie von selbst und entstehen innerhalb weniger Stunden. An anderen Sachen muss ich wirklich lange schrauben, bis ich sie überhaupt gut genug finde, um sie herzuzeigen. „Regression“ selbst war, glaube ich, so ein Mittelding. Viele der Parts haben vorher schon als einzelne Ideen existiert. Dann habe ich sie irgendwann zusammengefügt und noch ein paar Übergänge gebastelt und die Sache war erledigt. Dass ich keine allzu explizite Erinnerung an den Schreibprozess habe bedeutet normalerweise, dass der Song weder sehr leicht noch sehr schwer zu schreiben war.

Können wir auf der nächsten Platte Jodel- und Alphorn-Einsätze erwarten [grins]? Spaß beiseite. Im Corona-Zeitalter ist es sicherlich schwierig Auftritte, geschweige denn ausgedehnte Tourneen zu planen. Aber wäre es nicht euer Ziel einmal bei Night Of The Prog auf dem Loreley-Felsen aufzutreten? Das Zeug dazu habt ihr allemal. Gibt´s da eventuell schon Kontakte?

 Ich habe mir, ohne Witz, schon lange die Facebook Seite einer Alphorn-Spielerin gebookmarkt. Bei jeder neuen Platte spiele ich wieder mit dem Gedanken sie zu kontaktieren. Irgendwann wird es passieren. Danke, dass du uns für tauglich genug hältst. Das klingt natürlich nach einem absoluten Traum und wer weiß, vielleicht tut sich da ja nächstes Jahr was? Dieses Jahr ist ja leider der Pandemie zum Opfer gefallen, aber wir würden spätestens 2021 gerne noch mit „The Makeshift Conqueror“ angreifen. Und vielleicht lässt sich ja auch bezüglich der von dir genannten Veranstaltungen was machen? Wir werden sehen!

Seit eurer letzten Veröffentlichung „In Cycles“ sind es vier lange Jahre vergangen. Was habt ihr denn sonst noch in der Zwischenzeit getrieben? Hast Du neben Burden Of Life noch Interessen bzw. Hobbys?

 Wir sind, wie gesagt, alle keine hauptberuflichen Musiker. Da gibt es in vier Jahren eben auch eine Menge andere Sachen zu tun. Manches muss gemacht werden, anderes will gemacht werden. Ich persönlich beschäftige mich auch in meiner bandfreien Zeit meistens in irgendeiner Form mit Musik. Ich höre sehr viel Musik, lese viel darüber, bin auch in anderen Projekten tätig etc. und habe neben Englisch auch Musik auf Lehramt studiert. Ansonsten interessiere ich mich für Filme, Serien, Videospiele, bin gerne mit Freunden unterwegs und hänge mit meinen zwei Katzen rum.

Ich würd´ mich freuen euch so bald wie möglich live erleben zu dürfen. Bis dahin wünsche ich dir und deinen Bandkumpanen gesund zu bleiben, alles erdenklich Gute und… natürlich gewinnbringende Plattenverkäufe!

Das würde uns auch sehr freuen! Wir hoffen, dass wir bald wieder auf der Bühne stehen dürfen, es geht uns schon echt ab. Dir ebenfalls weiterhin alles Gute und beste Gesundheit! Wer unsere Plattenverkäufe noch gewinnbringender gestalten will, darf gerne auf www.burdenoflife.bandcamp.com vorbeisurfen!

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