Nach drei Jahren Wartezeit endlich neues Material von GRAVELROAD aus Seattle/Washington, VS von A! Auf „Crooked Nation“, seinem inzwischen achten Studioalbum, setzt das Quartett seine Zusammenarbeit mit dem Grunge-Erfinder Jack Endino fort, der zuvor bereits die GRAVELROAD-Alben „Capitol Hill Country Blues“ (2017) und „Mississippi Time“ (2018) aufgenommen, gemischt und gemastert hat.
Auch diesmal gibt’s beim Sound von GRAVELROAD zwar ein paar kleine Änderungen, aber im Großen und Ganzen bleiben die vier sich treu und spielen rockig bis harten Blues, der seine Inspiration sowohl aus den Sümpfen am Mississippi-Delta als auch von Boogie-Größen wie John Lee Hooker und ZZ TOP bezieht. Außerdem gibt’s eine Menge fuzziger- und Slidegitarren, die GRAVELROADs Spiel zeitlos und dynamisch machen. Los geht das Ganze mit dem programmatischen Titel „Got Me Movin'“, bei dem die Band ihre Stärken gekonnt und doch ungekünstelt unter Beweis stellt: die grundsolide Rhythmusgruppe, bestehend aus Martin „Marty“ Reinsel (Schlagzeug) und Joe Johnson (Bass) liefert ein dickes, erdiges Fundament, über dem sich die beiden singenden Gitarristen Kirby Newman und Stefan Zillioux mit traumwandlerischer Sicherheit die Bälle, d.h. Lead/Rhythmus- und Slidepassagen zuspielen, dass es eine wahre Freude ist. Das folgende, dem Album seinen Titel gebende „Crooked Nation Blues“ ist ein politischer Song, in dem GRAVELROAD ihrem Unmut über die seit rund 3,5 Jahren währende Präsidentschaft von Donald Trump Ausdruck verleihen, unter der die USA -zunehmend, muss man sagen, denn der Trend ist ja nicht ganz neu- zur „crooked nation“, also zu einem kaputten, heruntergewirtschafteten Land, werden. Bisschen wie hier.
Da GRAVELROAD jedoch keine primär politische Band sind, geht’s ab „Got You On My Mind“ wieder angenehmer, und zwar mit dem Thema Nummer eins, der Liebe, weiter. Ergänzt durch die räudige Bluesharp von Dustin Arbuckle (MORELAND & ARBUCKLE, DUSTIN & THE DAMNATIONS) erinnern die vier hier an Muddy Waters und die frühen Tage des elektrischen Chicago-Blues. In die gleiche Richtung gehen „Downtown“ und „Brown Treasure“, für die GRAVELROAD Kellie Everett von den HOOTEN HALLERS als Gast am Saxophon gewinnen konnten. Und so gibt’s auf „Crooked Nation“ Blues in verschiedenen Spielarten zu hören, Ausflüge werden in Richtung verwandter Genres wie Psychedelic- und Südstaatenrock unternommen, so dass hiermit unterm Strich eine sehr hörenswerte, weil facettenreiche, trotz ihres ernsten Titels super angenehme Platte vorliegt. Für den Sommer wär’s der perfekte Soundtrack zu Urlaub, Grillen und Bier- aber das funktioniert notfalls auch daheim im Garten. Wirklich schade ist, dass GRAVELROAD die Platte hierzulande bis auf Weiteres nicht live präsentieren werden.