Kontinuität und ein hohes Maß an musikalischer Qualität sind für den Bochumer Guitar Wizard Axel Rudi Pell ein wesentlicher Bestandteil seines Schaffens. Mehr als drei Jahrzehnte, erfreut er seine stetig wachsende Fangemeinde mit hervorragenden Silberlingen. Zur neuen Scheibe „Sign Of The Times“ baten wir den Meister zur Audienz.
Axel, schön dass wir uns nach geraumer Zeit erstmalig wieder zum Interview zusammenfinden. Ich kann dir verraten, dass Gespräche mit dem „Meister“ sehr beliebt sind in der Kollegenschaft.
Tatsächlich (lacht). Ok dann muss ich wohl mehr merkwürdige Antworten geben, damit das aufhört. Nein im Ernst, das freut mich natürlich. Besser so als anders herum.
Auch beim neuen Album, welches zu deinen besten Werken zu zählen ist, erkennt man wie gehabt deine Handschrift, aber du scheinst immer in der Lage zu sein, an gewissen Punkten Veränderungen vorzunehmen, mal ein wenig mehr Melodie und weniger episches oder auch umgekehrt. Ein festes Schema hast du aber nicht?
Nein, denn vieles entspringt aus spontanen Ideen, daraus wird dann ein fertiger Song gemacht. Ich gehe also jetzt nicht her und nehme mir vor, „Morgen schreibst du einen epischen Song oder eine Ballade“. Das würde auch gar nicht funktionieren.
Manch Kritiker hält dir vor, dass man oft nicht mehr weiß, welcher Song, von welchem Album stammt. Letztlich aber doch deine große Stärke, Stichwort Kontinuität?
Ganz genau, denn diese Kritik könnte man auch Bands wie AC/DC entgegenbringen. Mal ganz ehrlich wüsstest du dies zum Beispiel bei dieser sehr erfolgreichen Band immer zuzuordnen? Das spielt aber auch letztlich nicht die große Rolle, sondern die Qualität der Songs ist das Entscheidende, völlig egal auf welchem Rundling der Titel zu finden ist.
Auch meine Ansicht, hast du zeitlich gesehen da eine feste Agenda, sprich ein Zeit Fenster, wo hauptsächlich Titel geschrieben werden?
Auch nicht, ganz im Gegenteil. Ich schreibe eigentlich stetig an neuen Titeln. Das was mir in den Sinn kommt recorde ich ganz schnell, damit die Grundidee nicht verloren geht. Inspiration ist eh immer genug vorhanden, das mache ich aber nicht von äußeren Einflüssen abhängig. Ich habe da genug eigene Kreativität oder besser gesagt eigene Ideen, die ich jederzeit umsetzen kann. Ich bin nicht der Musiker der nach Plan A oder B vorgeht und sich wochenlang ins Studio setzt, mit dem festen Vorsatz, etwas Kreatives entstehen zu lassen. Hin und wieder nutze ich die Zeit , wenn man mal kurz zur Ruhe kommt um ein wenig zu „klimpern“ , einfach mal nach Interviews, so wie hier, sich abzulenken oder mal eine Idee auszuarbeiten. Das Riff zu „Sign Of The Times“ ist mir mal bei einem Soundcheck eingefallen, direkt aufgenommen und später zu einem fertigen Song werden lassen.
Edit: Kurz nach dem Interview, musste Axel seine gesamte Tournee, auf Grund der aktuellen Lage nach hinten verschieben. Demzufolge kann der Part der kommenden Konzerte außen vorgelassen werden. Aber das Live Erlebnis letztes Jahr in Moskau wirkt doch noch nach?
Das kann man sagen. Eine ganz besondere Geschichte, die dort stattgefunden hat. Die Anfrage hierzu kam bereits ca. 7-8 Monate vorher, aber wir konnten das Ganze erst nicht so ganz zuordnen. Es wurde jedoch schnell klar, dass es hier nicht um ein kleines Event handelt, ganz im Gegenteil. Die Agentur, die angefragt hatte, gehört zu den großen in ganz Russland. Die Größenordnung war uns vorab auch nicht geläufig, aber die Managerin wusste zu berichten, dass man schon Wochen vorher „Sold Out“ vermelden konnte. Da säumten sich Tausende von Fans im weiten Rund, wobei der Zusatz „Bravo“ sich nicht auf das bekannte Magazin bezieht, diese Veranstaltung heißt vor Ort einfach so. Zugegen waren auch bekannte Musiker wie Michael Bolton oder Chris De Burgh, mit dem ich eine sehr lustige Story verbinde. (lacht) Es sei so viel verraten dass es um „Fahrstuhlprobleme“ ging. Ein unglaublich netter und umgänglicher Musiker. Eine großartige Veranstaltung.
Was Gigs, Festivals usw. angeht, so hast du bereits auf allen Bühnen gespielt, gibt es da überhaupt noch eine Herausforderung für dich? Die Zeche Bochum, stellt ja eher eine Art „Wohnzimmer“ dar.
Die gibt es immer, wobei ich dir grundsätzlich recht gebe. Wir haben schon alle großen Bühnen bereist, „Bang Your Head“, „Wacken“, „Rock Of Ages“, „Sweden Rock“ um nur einige zu nennen. Bedarf gibt es aber trotz allem. UK also Großbritannien zum Beispiel. Du wirst es kaum glauben aber nach Deutschland haben wir da die höchsten Social Media Zahlen. Wir haben auch mal in zwei Clubs dort gespielt, mit sehr unterschiedlichen Eindrücken. Aber dort mal wieder aufzutreten ist definitiv mehr als eine Option.
Sind wir gleich beim Thema. Wie wichtig findest du den Social Media Sektor?
In jedem Fall zuträglich was auch Promotion und ähnliche Dinge angeht. Nehmen wir mal das große Interesse an unserer offiziellen Facebook Seite, das ist schon sehr positiv zu bemerken. Lediglich von Instagram bin ich kein Fan.
Auch die Radio Landschaft hat sich sehr verändert, welche Gewichtung hat dieser Bereich aktuell für dich, zudem hast du mir mal verraten, das Platz 1 in den Album Charts eine Wunschvorstellung wäre?
Zum Thema Radio könnte ich jetzt einige Storys zum Besten geben. Zum Beispiel, die als wir Mitte der Neunziger mal auf Radio Promo Tour waren. Die Erlebnisse sind fast druckreif (lacht). Platz eins, klar wäre toll. Aber manchmal hat man das Pech, dass ausgerechnet irgendein Megaseller zum selben Zeitpunkt ein Album rausbringt. Die letzten Alben waren alle unter den Top 20, sehr erfreulich. Mal schauen was die Zukunft bringt.
Viele Musiker setzen sich nach und nach zur Ruhe oder verlegen ihren Tätigkeitsbereich hin zum produzieren und/oder Songs für andere komponieren/produzieren. Eine Option auch für dich?
Eher weniger, mal ein Riff zu einem Song beisteuern wie z.B. für Wolfpakk, gar kein Thema, bin ich gerne dabei. Aber ansonsten lieber eigene Musik machen, ich denke ich habe noch genug eigene Kreativität anzubieten. Das bleibt auch meine vorrangige Intention.