IRDORATH – DAS BERÜHMTESTE MÄRCHEN NACH HERR DER RINGE

Mit ihrem neuen Album „The Final Sin“ haben die Österreicher von IRDORATH einstimmig gute bis sehr gute Bewertungen erhalten. Es ist also an der Zeit sich ein wenig näher mit dem Quartett zu beschäftigen. Gitarrist und Sänger Markus hat sich Zeit für unsere Fragen genommen.

Hallo Markus! Soweit ich das recherchieren kann gibt es die Band seit 2005, in der jetzigen Besetzung spielt ihr seit drei Jahren zusammen und Euer aktuelles Album „The Final Sin“ ist euer 5. vollständiges Album. Ist das soweit korrekt und/oder habe ich etwas Wichtiges übersehen?

Ja da hast du dich richtig informiert. Wir haben heuer unser 15jähriges Bandjubiläum und wollten das eigentlich mit unserem neuen Album „The Final Sin“ im Gepäck auch live dementsprechend feiern. Da hat uns, wie vielen anderen, die Covid-19 Pandemie einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch was die Besetzung angeht hast du recht. Thomas (Schlagzeug) und Mario (Bass) sind neben mir (als einziges noch aktives Gründungsmitglied) schon wesentlich länger dabei, aber vor drei Jahren haben wir unseren Posten an der 2. Gitarre mit Craig neu besetzt!

Laut Eurer Biographie habe ihr erst nach eurem ersten Album angefangen euren Black Metal vermehrt mit Thrash Metal Elementen anzureichern. Gab es einen speziellen Grund oder Auslöser hierfür?

Einen konkreten Grund kann ich dir jetzt gar nicht nennen. Bei unserem ersten Album „Götterdämmerung“ waren wir eine sehr junge, unerfahrene Truppe bestehenden aus fünf chaotischen Jugendlichen, die unbedingt ein wenig Lärm machen wollten. Erst danach und mit diversen Besetzungswechseln hat sich da eine Band mit einer gewissen stilistischen Richtung herauskristallisiert. Da zumindest ich als Haupt-Songwriter von Beginn an kein reiner Black Metal Hörer war, gab es sicher auch am ersten Album schon einige Einflüsse, die haben sich aber erst ab „Dekonstrukteur des Fleisches“ gefestigt und dann war uns auch klarer, in welche Richtung sich IRDORATH musikalisch entwickeln wird.In weiterer Folge hat sich herausgestellt, dass wir uns darin sehr wohl fühlen und ohne bei anderen „abzuschauen“ weiter komponieren können.

Ebenso stellt sich mir die Frage wann und warum ihr angefangen habt von deutscher Sprache auf Englisch umzustellen. Was war der entsprechende Umstand für die Änderung?

Als wir nach „Dekonstrukteur des Fleisches“ unseren Sänger, der auch für die Texte verantwortlich war, verloren haben, erlebten wir einen einschneidenden Moment. Da ich dann neben der Gitarre auch die Vocals übernahm und Thomas und ich dann auch gemeinsam die Lyrics zu schreiben begonnen haben, entschieden wir uns bewusst, zur englischen Sprache zu wechseln. Es fiel uns leichter, Texte auf Englisch zu schreiben und hat auch den Vorteil, dass man fast weltweit verstanden wird. Für uns haben textliche Inhalte einen doch hohen Stellenwert in der Musik, daher sind wir mit diesem Schritt nach wie vor zufrieden.
Wir fanden dann auch den gemeinsamen Nenner darin, dass wir die Texte zum Großteil nach einem eigens erarbeiten, thematischen Konzept schreiben. Somit ist auch „The Final Sin“ das Abschlussalbum unserer Trilogie über Gottes Sohn und die Abgründe der kirchlichen Institutionen.

Genug von der Vergangenheit, kommen wir zum Hier und Jetzt. Erzählt doch bitte etwas dazu wie das neue Album entstanden ist. Wann habt ihr angefangen Songs zu schreiben und wie verliefen die Studio Aufnahmen?

Ich habe die Lieder für „The Final Sin“, wie ich es eigentlich immer mache, nach einer kleinen Pause zum Vorgänger Album „Denial Of Creation“ zu schreiben begonnen. Da ich mich in der Regel nicht hinsetzen kann und erzwingen kann, Lieder zu schreiben, ist das jeweils ein unterschiedlich langer Prozess, bis ein fertiges Album entsteht.
Bei „The Final Sin“ hatte ich ca. ein Jahr vor mich hin komponiert,, und nachdem das Grobkonzept der Lieder stand, hatten Thomas und ich ca. ein halbes Jahr eine sehr intensive Phase, in der wir die Leider gemeinsam finalisierten, die Texte verfassten, Vorproduktionen machten und uns schließlich für die Aufnahmen vorbereitet haben.
Danach haben wir in unseren heimischen Studios des Vertrauens die Gitarren, Bass und Vocals aufgenommen, das Schlagzeug eingeprügelt und schließlich, wie auch schon bei „Denial of Creation“, das Album im Hertz Studio (Polen) gemischt und gemastert.
Der gesamte Prozess war diesmal sehr intensiv und nervenaufreibend, da wir sehr viel Arbeit in das gesamte Album gesteckt haben und natürlich das Ganze auch in ein qualitativ hochwertiges Gewand stecken wollten. Ich denke und hoffe, dass uns das gelungen ist.

Wie entscheidet ihr als Quartett darüber, ob ein Song auf das Album kommt oder nicht? Falls ihr demokratisch abstimmt, was passiert in einer Patt Situation? Also zwei sind dafür und zwei sind dagegen.

Das läuft bei uns (teilweise zum Glück) gänzlich anders. Thomas und ich sind für den Schreibprozess im Großen und Ganzen alleine verantwortlich. Mario spielt den Bass im Studio selbst ein, aber ich schreibe auch die Bass-Spuren vorher schon selbst. Er hat als Bassist natürlich noch die eine oder andere Änderung, aber zum Großteil sind die Lieder fertig. Craig ist am Songwriting Prozess nicht beteiligt, ist also ein reiner Live- Gitarrist.
Ich schreibe also in der Regel Lieder, Thomas gibt seine Meinung dazu ab, streicht Parts oder ganze Liedteile, bringt selbst Ideen ein und wir überarbeiten die Lieder eigentlich bis zur finalen Version so lange, bis wir beide zufrieden sind. Natürlich muss man auch mal Kompromisse eingehen, aber in der Regel gilt: entweder finden wir es beide gut, wenn nicht, weg damit.

Mir hat Euer Album ganz gut gefallen. Die Vermischung von Black und Thrash Metal halte ich für spannend. Wie würdet ihr einem Die Hard Black Metal Euer Album schmackhaft machen wollen?

Danke, derselben Meinung sind wir auch. Wir versuchen eine dynamische Mischung aus den Einflüssen der beiden Stile zu erreichen, wobei wir jetzt nicht völlig starr Riffs kategorisieren. Mir geht es eher darum, die treibende Kraft aus dem Thrash Metal mit den Harmonien und Stimmungen des Black Metal zu einer eigenen Einheit zu vermengen.
Ich bin mir aber auf deine Frage bezogen nicht so sicher, ob man die Mischung aus Black und Thrash nun einem Die Hard Black Metal Fan überhaupt schmackhaft machen muss:
1. Wir wissen wohl beide, dass viele „reine“ Black Metal Bands zum Beispiel auch deutsche Thrash Kapellen wie SODOM als Vorbilder haben. Es ist also nichts Neues, dass diese Stile sich teilweise vermengen. Für uns fühlt es sich auch immer sehr natürlich an, wenn wir Lieder auf diese Art und Weise schreiben. Das heißt, dem Großteil der Black Metal Hörerschaft sollte es eigentlich kein Dorn im Auge (oder Ohr) sein, hehe.
2. Gibt es da sicherlich noch die kleine aber feine, nennen wir es einmal „Möchtegern elitäre“ Szene, die Bands wie uns wahrscheinlich sowieso nie hören würden, das ist OK und da Geschmäcker verschieden sind, müssen wir uns auch bei niemanden anbiedern.

Und einem Die Hard Thrash Metal Fan?

Ich denke, die Argumente von vorher funktionieren auch hier ganz gut, bis auf, dass ich keine der Art „Die Hard Thrash Szene“ kenne, wie es sie im Black Metal gibt.
Ich sehe uns sowieso lieber als Teil der gesamten „Metal Szene“ und nicht einer Nische dieser sowieso schon Nischen-Musik.Wem es also gefällt, wenn Musik nicht nur monoton vor sich hinplätschert, sondern variantenreich ist, der sollte sowieso jeder Band und Sparte eine Chance geben!

Kommen wir einmal zu den Texten. Die Lyrics zu dem Song „Chains Of Virtue“ interpretiere ich wie eine Generalabrechnung mit jeglichen Religionen, und die fällt nicht positiv aus. Liege ich da richtig? Wie ist Eure allgemeine Meinung zu Religionen? Seht ihr Euch da in der Tradition der klassischen Black Metal Bands die im wahrsten Sinne des Wortes alles verteufeln müssen?

Gutes Thema, nein, so sehe ich uns gar nicht. Wir haben mit „I Am Risen“ eine Trilogie angefangen, die sich mit dem wohl berühmtesten Märchen nach Herr der Ringe beschäftigt, der Bibel; zentral ist hierbei der allgegenwärtige Hauptprotagonist Jesus Christus.
Über diesen Weg haben wir über drei Alben versucht, sowohl die Lügen und Verzerrungen der Bibel zu thematisieren, die Menschen zu kritisieren, die noch immer ihren Nutzen daraus schlagen sowie die Institution Kirche, die trotz allem wissenschaftlichem Fortschritt noch immer soviel Macht hat auf dieser Welt; und das, nachdem sie nachweislich über viele Jahrhunderte die eigentlich größte Verbrecherorganisation darstellt. Wie man noch immer Teil dieser Gemeinschaft sein kann und dabei glaubt, auch noch zu den Guten tu gehören, ist für uns gleichsam unverständlich wie abstoßend. Dies gilt aber eigentlich auch für alle anderen Weltreligionen, nur kennen wir uns da nicht so gut aus, da wir in Österreich schließlich mit dem katholischen Glauben aufwachsen.
Das heißt aber auch nicht, dass wir alles „verteufeln“ wollen. Glaube an etwas kann einem Menschen natürlich helfen, Kraft geben, Gemeinschaftsgefühle erzeugen usw. Die vorliegende Institutionalisierung dessen, und wie sie den Glauben nutzt, um Menschen zu unterdrücken etc. ist das, was uns dabei sauer aufstößt. Von den Gräueltaten, Kriegen etc. der Vergangenheit einmal abgesehen.

„The Final Sin“ enthält neun Songs mit einer Laufzeit von etwas mehr als 40 Minuten. Ich allerdings fand den Sound als etwas zu dünn. Würdet ihr jetzt noch etwas ändern wollen an Eurem Album?

Das finde ich sehr spannend. Wir haben mittlerweile schon die verschiedensten Rückmeldungen zu „The Final Sin“ erhalten und werden zum Großteil für den fetten, aber dennoch noch natürlichen und organischen Sound gelobt. Zu einem kleinen Teil sogar kritisiert, dass es fast schon zu überproduziert ist…Wir haben selbst noch beim finalen Mastering ein wenig Druck weggenommen, da es für unsere Ohren schon zu „fett“ war. Also ich muss dir ehrlich sagen, ich bin mit dem Sound den wir da gemeinsam erarbeitet haben nach wir vor zufrieden (aber die eigenen Kinder sind ja immer die Schönsten, oder? Das zeigt aber nur wieder, wie spannend es ist, Musik zu machen. Es wird nie die EINE Meinung zu einem Album, einer Band geben, und das ist eigentlich wirklich genial. Jeder Mensch erlebt Musik anders.

Wie geht ihr mit der aktuellen Corona Situation um? Hattet ihr eine Tour zur Veröffentlichung geplant oder Festivalauftritte im Sommer? Wie sieht für IRDORATH die nahe Zukunft aus?

Wie schon eingangs erwähnt, hatten wir ab dem Release Termin am 01.05.2020 einen ziemlich vollen Kalender. Durch Corona wurden natürlich auch unsere Shows alle abgesagt und die weiteren Pläne für Touren kamen zum Stillstand. Wir sind dabei, Ersatztermine zu finden und zu organisieren, alte Tourmöglichkeiten zu reaktivieren etc. Es ist bitter, wenn man so lange für ein Album arbeitet und dann der ganze Plan vernichtet ist. Aber uns geht es da einfach so wie vielen anderen. Da wir aber von der Musik sowieso nicht leben können, hat es uns auch nicht so hart wie andere getroffen. Man denke nun an alle (nicht reichen) Berufsmusiker, Mercher, Bühnenbauer, Clubbesitzer etc. Die sind nun die, die es richtig hart getroffen hat, wenn plötzlich alle Einnahmemöglichkeiten weg sind!
Wir können also nur darauf hoffen, dass es, sobald die Bühnen dieser Welt wieder bespielt werden dürfen, auch wir wieder die Gelegenheit haben, unsere Live Qualitäten und unser neues Album zu präsentieren.

Das letzte Wort gehört bei meinen Interviews immer der Band bzw. den Künstlern. Was möchtet Ihr unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

Die Corona Pandemie hat uns alle getroffen; sei es privat, beruflich, als Musiker oder natürlich auch gesundheitlich. Wir in Österreich haben das Glück, dass es sich bis dato gut in Grenzen hält. Da wir aber unser Album auch den Menschen zur Verfügung stellen wollen, die nun vielleicht ihre Jobs verloren haben, krank sind, nicht mehr genug in der Tasche haben, um ein Album zu bestellen oder dergleichen, kann man sich das ganze Album auf Youtube reinziehen; Wir freuen uns natürlich, wenn es gefällt und uns dies auch mitgeteilt wird. Einfach eine Nachricht auf unseren Online-Auftritten, ist ja heute leichter als je zuvor!
… und natürlich auch über eine Bestellung in unserem Shop.

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