Kompositorische Vielseitigkeit gehört sicherlich zu den begehrenswertesten Attributen, besonders wenn die Musiker auch noch ihr Handwerk aus dem „Effeff“ verstehen und sich in punkto Virtuosität nichts vormachen lassen. Aber was die spanischen Musiker von Bring Out Your Dead auf ihrem selbstbetitelten Debüt präsentieren, übersteigt doch meine Vorstellung von einem schlüssigen musikalischen Konzept. Während „Macedonia“, „In The Blink Of A Snake´s Eyes“, “90” und “Кот Бегемот” den verwöhntesten Prog- und Tech-Fan einfach nur umhauen, bieten „Mad Girl´s Love Song“ und „Outrun“ Klänge, die man sonst von Tangerine Dream, La Düsseldorf und Jean Michel Jarre erwartet, die gerade eine Down-Phase durchmachen. Und als Krönung folgt der finale Song „Rain Over Fire“ als Kombination der beiden Extreme: in den ersten fünf Minuten ausgefeilte, filigrane, verschachtelte sowie intelligente Strukturen, und auf den verbleibenden sieben Minuten eine ganze Menge Elektro-Nichts aus Piano-Klängen und Radiogeräuschen. Und all das offensichtlich aus der Konserve. Das hat mit Crossover und Fusion absolut nichts zu tun. Vielmehr sind es irregeleitete Ambitionen, zu viele Eier in ein zu kleines Nest legen zu wollen. Es wäre auch interessant zu erfahren wie die Fans bei Bring Out Your Deads Auftritten reagieren, wenn geile Musik immer wieder durch diesen aussagelosen Synthi-Dung unterbrochen wird.
Fans von Caligula´s Horse, Haken und Bioplan werden die vier erstgenannten Titel sicherlich gut finden!