Wer die Pretenders nennt, meint damit in erster Linie Gründerin, Frontfrau und Aushängeschild Chrissie Hynde! Seit Ende der 70er Jahre macht die britische Band Musik, wobei man anfangs lediglich auf der Insel sowie in den USA so richtig erfolgreich war, während es bei uns in Deutschland erst Mitte der 80er und den Alben „Learning To Crawl“ (1983) bzw. „Get Close“ (1985) mit der Hit-Single „Don`t Get Me Wrong“ so richtig losging. Seltsam jedenfalls, dass Chrissie Hynde zusammen mit UB 40 und dem Lied „I Got You“ den größten Hit ohne ihre Band vorweisen kann. Aber Wurscht, denn jedermann kennt schließlich ihre tolle Stimme und mit ihren mittlerweile 69 Lenzen steht die gebürtige Amerikanerin immer noch verdammt gut im Strumpf, um es mal etwas lapidar auszudrücken.
Vor vier Jahren erschien mit „Alone“ das letzte Studioalbum, das Chrissie zusammen mit ihrem Gitarristen James Walbourne schrieb. Auch die nunmehr elfte Platte „Hate For Sale“ wurde komplett von dem Duo komponiert. Die Pretenders müssen niemandem mehr etwas beweisen, was man den zehn neuen Liedern auch anhört. Denn wer ein „altersmildes“ oder eher ruhiges Werk erwartet, dem erteilt das Quartett schon mit dem eröffnenden, sozialkritischen Titelsong eine Absage. Überraschend punkige Vibes sind zu hören, was natürlich zum zeitaktuellen Text, in den der Hörer durchaus Donald Trump oder andere politischen „Symphathieträger“ hineininterpretieren darf, passt. Die erste Single „The Buzz“ bietet dann gut abgehangenen und melodischen Rock, der sich sehr charmant und durchaus radiotauglich schmeichelnd in den Gehörgängen festsetzt. So abwechslungsreich wie zu Beginn geht es dann auch weiter. Mit lockerem Reggae-Rhythmus ist etwa „Lightning Man“ versehen, während bei „Turf Accountant Daddy“ die Gitarren wieder schrabbeln dürfen. „Didn`t Want To Be This Lonely“ erfreut meine Ohren durch seine tanzbare Rock`n Roll-Attitüde, ebenfalls ein kleiner Ohrwurm. Kein Pretenders-Album ohne opulente Balladen, hier dürfen sich die Fans mit „You Can`t Hurt A Fool“ und dem abschließenden „Crying In Public“ auf zwei wirklich großartige Exemplare freuen. Sehr schön zu hören jedenfalls, dass sich die Pretenders immer noch in einem frischen und erfreulich kreativen Zustand befinden. Deutlich macht dies für mich auch das Cover-Artwork, bei dem der Titel durch ein simples Aufkleber-Imitat dargestellt wird. Auf die gleiche Weise werden übrigens die einzelnen Songs auf dem Back-Cover präsentiert. Mein einziger Kritikpunkt ist die doch sehr dürftige Laufzeit von gerade mal einer halben Stunde, da hätten es durchaus zwei oder drei Lieder mehr sein dürfen.