Terra Atlantica – Früher war vieles besser!

Tief im Underground steckten bisher die Bremer Metaller Terra Atlantica. Mit neuem Label, neuer Besetzung und natürlich neuem Album wollen die Fans von alten Gardinen, Rhapsody, Edguy und Konsorten richtig den deutschen Metalmarkt erobern. Wir sprachen mit Tristan Hardes, Sänger und Songwriter der Truppe.

Euer Sound macht ja keinen Hehl draus, ihr liebt die frühen 2000er und Bands wie Edguy, Rhapsody und Konsorten. Ärgert es euch das sich viele dieser Bands weiter- oder wegentwickelt haben von dem was sie ausmachtet und nun seid ihr mit einem Album und wollt die Lücke schließen?

Ja das ärgert uns in der Tat sehr! Natürlich können wir es verstehen, dass Bands sich weiterentwickeln und irgendwann auch keine Lust mehr haben immer dasselbe zu machen. Aber Fans der frühen Werke bleiben dabei oft auf der Strecke. Das ist eben nicht mehr die Musik, in die wir uns verliebt haben. Besonders bei Edguy, Avantasia oder Sonata Arctica ist es besonders hart. Einige wenige Bands werden allerdings auch immer besser, wie zum Beispiel Blind Guardian (lacht) Wir haben es uns tatsächlich als Ziel gesetzt, Power Metal wie in den 2000ern zu machen, was auch, wie wir denken, ganz gut klappt. Allerdings bringen wir auch neue Facetten mit ein, wie zum Beispiel unser Orchester, das ja schon eher modern klingt. Und manchmal streuen wir auch Elemente aus ganz anderen Genres mit ein.

Mir kommt es so vor als hättet ihr im Info Bands wie Running Wild oder Orden Ogan tunlichst vermieden, bei dem Cover und dem Bandfoto eigentlich eine logische Frage von mir, oder?

Mit Running Wild wurden wir tatsächlich schon oft verglichen, was uns wundert, weil wir die jetzt nicht gerade zu unseren Vorbildern zählen. Liegt wohl an der Optik. Orden Ogan haben ja mit jedem Album ein neues Konzept und sehen dementsprechend immer anders aus. Deren Musik finden wir zwar gut aber würden nicht sagen, dass unsere damit vergleichbar ist. Die klingen ja viel moderner. Auf Tour würden wir trotzdem gerne mit ihnen gehen!

Verstehe. Mir hat mal einer gesagt: um heute im Kopf der Leute zu bleiben muss man eine Gimmick Metal Band mit Bühnenklamotten, Schminke und ebensolchen Promopics sein. Wie seht ihr das und sehr ihr euch auch als Angehörige dieser Schublade an? Wie seht ihr denn live aus?

Das stimmt auf jeden Fall. Wenn man ein Konzept und einen thematischen Look aufweisen kann hat man es schon mal einfacher, den Leuten im Kopf zu bleiben. Wir machen es aber auch hauptsächlich deshalb, weil wir Spaß dran haben, uns zu verkleiden. So kann man sich auf der Bühne besser in seine Rolle hineinversetzen und wir können unsere Geschichte besser präsentieren. Bei uns war es von Anfang an der Plan, ein Kozept auszuarbeiten und uns sowohl optisch als auch inhaltlich danach auszurichten. Live sehen wir aus wie Seeleute aus dem 19. Jahrhundert mit eindeutigen Steampunk-Tendenzen. Aber eines wollen wir mal klarstellen: Wir sind keine Piraten!

In Ordnung. Ihr habt ja immer tolle Artworks, sind die quasi für euch gemacht worden oder habt ihr die Bilder bei dem Coverkünstler entdeckt?

Das erste Albumcover hat noch ein Bekannter von uns gemacht, für das zweite haben wir etwas mehr Geld in die Hand genommen und Dusan Markovic angeheuert, der auch schon für andere Power Metal Bands die Artworks gemacht hat. Wir wollten auf jeden Fall ein individuelles Cover haben, was den Inhalt des Albums wiederspiegelt.

Ihr habt jetzt zwei Konzeptalben gemacht, ist das euer Ding, werdet ihr das beibehalten?

Ich kann mir komischerweise gar nicht mehr vorstellen ein Album zu schreiben das kein Konzeptalbum ist. Das ist eben meine Art, Geschichten zu erzählen. Und unsere Geschichte wird auf jeden Fall weitergeschrieben werden. Die nautische Thematik wollen wir auch beibehalten.

Schaut man sich Artwork, Konzept und Musik an könnte man denken ihr seid große Film, Hörspiel oder generell Fantasynerds. Was hat euch bei dieser Scheibe beeinflusst? Steampunk und die alten Atlantis Geschichten?

Wir können uns auf jeden Fall als große Fantasy-Fans bezeichnen und haben bei uns zuhause Drachenfiguren und Schwerter rumstehen, wie sich das gehört. Das neue Album ist definitiv beeinflusst von Fluch der Karibik, griechischer Mythologie und Disney-Zeichentrickfilmen. Es gibt eine selbstausgedachte Geschichte, die im ersten Album begann und nun fortgesetzt wird. Die kann man übrigens auf unserer Website lesen.

Mit vier Musikern und orchestralen Sounds gehe ich davon aus, dass live bei euch wie bei vielen Acts aus Kostengründen viel aus der Konserve kommt. Oder tönt ihr live eher basisch? Kannst du Leute verstehen, die denken, dass Metalbands in unserer Zeit auf der Bühne oft steril tönen?

Anfänglich wollten wir eigentlich einen Keyboarder haben. Nach monatelangem, erfolglosen, Suchen haben wir dann aufgegeben und uns gedacht: „Okay dann kommt das Keyboard halt vom Band, machen andere Bands ja auch so.“. Mittlerweile hatte sich das Orchester sowieso so komplex entwickelt, dass ein einzelner Keyboarder es sowieso nicht hätte spielen können. Trotzdem legen wir sehr großen Wert darauf, unsere mehrstimmigen Gesänge live umzusetzen. Ich denke, dass Bands heutzutage versuchen, ihre Songs live genauso umzusetzen wie auf der Studioaufnahme. Da viele Bands auch mit Backingtracks arbeiten bleibt natürlich wenig Raum zum Improvisieren. Ich finde das schon manchmal etwas langweilig. Deswegen freue ich mich auch immer, wenn sich live jemand verspielt oder irgendwas schiefläuft. Die CD kann ich mir auch zuhause anhören.

Ihr bringt euer Album mitten in der Corona Krise heraus! Mit Liveauftritten sieht es ja schlecht aus. Seid ihr eher die Fraktion durchhalten oder versucht ihr auch ein Onlinekonzert oder ein Autokonzert auf die Beine zu stellen?

Eigentlich wollten wir hier sagen, dass wir eine Releaseparty am 16.8.2020 geplant haben, aber sie wurde gerade heute abgesagt. Wir suchen zurzeit nach einer Alternativlösung. Online Konzerte machen uns nicht so viel Spaß, dabei kann man das Publikum ja nicht mitsingen hören. Mal sehen, vielleicht spielen wir einfach auf einem Boot und machen ein Bootskonzert.

Gute Idee!

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"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)