Peter Moog von den Newcomern Mentalist, die eigentlich eher bekannte und unbekanntere Musiker im Rockbiz sind stand mir für ein ausführliches Interview zur Verfügung. Schön, wenn ein Musiker keine Promofloskeln von sich gibt.
Peter, ihr existiert ja seit 2018, wie kam es zur Gründung der Band, erzähl doch mal, vor allen Dingen wie ihr an Sänger Rob gekommen seid?
Eine gute Freundin und gleichzeitig meine Gesangslehrerin Rubina von der Band Systopia hat uns Rob empfohlen. Ich habe mir sein Cover von Iron Maidens „Caught Somewhere In Time“ angesehen und war sofort Feuer und Flamme. Unsere Band hat Rob daraufhin direkt kontaktiert und wir hatten ab der ersten Sekunde sehr gut verstanden. Nachdem wir ihm die ersten Songs geschickt haben, hat auch direkt zugesagt.
Durch Drummer Thomen Stauch seid ihr natürlich im Visier der „Gardinen“ Fans, habt euch aber in Sachen Songwriting nicht mal bei einem Lied hinreißen lassen auf old school Blind Guardian zu machen, oder sehe ich das falsch?
Alleine durch das Schlagzeugspiel von Thomen sind original Blind Guardian-Gene in unseren Songs. Wir Gitarristen und Haupt-Songwriter sind große Fans der 80er und 90er Jahre-Alben von Iron Maiden, Helloween und Blind Guardian. Die Einflüsse von Blind Guardian sind bei den Gitarren etwas subtiler aber auf jeden Fall in den Songs zu finden. Ich finde, dass unter anderem unser Song „Belief“ etwas nach Blind Guardian klingt. Bei einige Stellen trifft das auch auf den Song „Run Benjamin“ zu.
Gute Bandnamen zu finden ist ja schwierig alles ist ja schon weg, so werden gerne zwei Wörter bei einem Bandnamen benutzt da alleine es oft nicht geht, wie bei Shining Black. Mentalist ist noch recht unbefleckt, oder? Seid ihr von der TV-Serie inspiriert worden?
Es ist in der Tat schwierig Bandnamen zu finden, die nicht mehrfach belegt sind und auch eine Bedeutung haben, die es ermöglichen den Bandnamen thematisch umzusetzen. Der Bandname Mentalist entstand schon ungefähr im Jahr 2005, also lange vor der TV-Serie. Wir hatten den Namen zunächst ein paar Jahre für eine Cover-Band benutzt. Deshalb gab es auch zu dieser Zeit schon eine Domain und eine Webseite.
Mit einem echten Marschall Cover ist eine Band 2020 schon leicht exklusiv der berühmte Covermaler macht das ja nicht als Fließbandarbeit. Seid ihr über Drummer Thomen an den Künstler gekommen?
Wir sind sehr große Fans von Andreas Marschall. Andreas hat die Branche mit seinen Designs mitgeprägt. Aus unserer Sicht sind diese Cover auch zeitlos, also überdauern verschiedene Trends – und stehen wie keine anderen für melodischen Metal. Thomen hat aus seiner Blind Guardian Zeit zahlreiche Kontakt und wie Du schon richtig Schluss gefolgert hast, hat Thomen Andreas bezüglich des Covers kontaktiert. Die Arbeit mit Andreas war fantastisch. Er verstand ohne große Worte unsere Ideen und hat sie mehr als perfekt umgesetzt.
Was soll das Cover aussagen und sind die zu erkennenden Gesichter in der Menge eigentlich Abbilder von real existierenden Personen und ich habe den Gag nicht verstanden?
In der aktuellen Zeit sorgen wir uns etwas um die Demokratie. Die erste Single des Albums heißt „Freedom Of The Press“. Darum geht es allgemein um Rechtspopulisten, die ihre Länder nach und nach in Diktaturen umwandeln und die Balance-Checks aushebeln u.a. auch die freie Presse. Obwohl der Albumname „Freedom Of Speech“ heißt und damit allgemeiner gefasst ist, stellt das Cover den Song „Freedom of The Press“ visuell dar. Man sieht in der Form des Mentalisten einen Rechtspopulisten, der in einer Rede zu seinem begeisterten Publikum spricht, aber gleichzeitig hinter seinem Rücken eine Zeitung anzündet. Im Hintergrund sieht man stellvertretend für viele andere Länder ein paar Gebäude von Ländern, bei denen versucht wurde (oder aktuell versucht wird), die Balance-Checks auszuhebeln oder die freie Presse anzugreifen. Im anonymen Publikum ist die Band zu finden.
Im Albuminfo steht drin, dass die Figur des Mentalisten vom Cover und Titel soll auch auf der Bühne erscheinen, geht das in Richtung Eddie und Hector oder eher als Zaubershow?
Wir als Band finden es hilfreich ein Medium wie z.B. den Mentalisten ins Cover-Artwork und ins Gesamtkonzept einzubauen. Es ist geplant den Mentalisten auf die Bühne zu holen und ihn ggf. auch ein paar visuelle Effekte aufführen zu lassen. Das hängt natürlich stark von der Infrastruktur ab, die man im Rahmen eines Konzerts oder einer Tour vorfindet.
Ist das Album in Sachen Texten eigentlich ein Konzeptalbum, was ja viele Bands heute machen, oder thematisch frei?
Das Album ist kein direktes Konzeptalbum. Dennoch passen alle Songs irgendwie zu dem übergeordneten Thema aktuelle Probleme von Menschen oder sagen wir es positiver formuliert Herausforderungen von Menschen.
Wie sieht es eigentlich mit dem Songwriting aus bei euch, wer macht was und wie wollt ihr das mit eurem Sänger in Zukunft machen, der wohnt ja in Skandinavien, oder?
Es bestand schon ein Großteil der Songs bevor Thomen und Rob in die Band eingestiegen sind. Das Songwriting stammt bisher hauptsächlich von uns Gitarristen. Es ist jedoch Ziel in Zukunft die ganze Band verstärkt einzubinden. Das hat dann auch in den letzten Monaten und im letzten Jahr gut funktioniert. Wir haben eine qualmende Dropbox und eine sehr stark frequentierte WhatsApp-Gruppe, bei der wir ortsunabhängig die Song-Ideen sammeln, ergänzen und vollenden.
Ihr bringt ja euer Album mitten in einer Pandemie heraus, was habt ihr statt Konzerte geplant, oder was plant ihr für 2021? Manche Acts sehen sich ja eher als Studioformation denn als Livetruppe!
Wir sehen uns als vollwertige Band und möchten deshalb selbstverständlich nächstes Jahr eine Tour spielen. Wir arbeiten im Konkreten bereits an dem Plan 2021 gemeinsam mit einer gut befreundeten, bekannten Band gemeinsam zu touren – und hoffen, dass sich das realisieren lässt.
Viele Musikfans denken ja die Bands leben von der Musik, was größtenteils völlig unrealistisch ist! Aber viele Bands haben Jobs die irgendwie mit Musik oder Unterricht in Sachen Musik zu tun haben, wie sieht das bei dir aus?
Das trifft auch auf 40% unserer Band zu. Sowohl Thomen als auch Kai geben Unterrichtstunden. Florian, Rob und ich haben parallel einen regulären Job, der nichts mit Musik zu tun hat!