Tina Schüssler ist dreifache Weltmeisterin im Kickboxen. Noch nicht einmal ein Schlaganfall konnte ihre sportliche Karriere beenden. Zwei von drei ihrer Titel eroberte sie erst, nachdem sie genesen war. Und ich soll jetzt hier ihre Platte rezensieren? Natürlich erfordert es die Journalistenehre, maximal objektiv zu bleiben, auch wenn im Zweifelsfall eine Tracht Prügel droht, die sich gewaschen hat.
Mit einer Mischung aus Rock, Hard Rock und manchmal auch etwas Pop möchte Frau Schüssler nun also die Bühnenbretter erobern, nachdem sie die Bretter des Boxrings verlassen hat. Die vielseitig im Tierschutz engagierte gebürtige Ausgburgerin lässt dabei aber auch, trotz versierter Backing Band, erkennen, dass letztere Holzplanken ihr noch immer vertrauter sein dürften. Die Songs an sich sind zumindest solides Handwerk und geben, wenn man was mit der eingangs erwähnten Mixtur anfangen kann, keinen großen Anlass zur Kritik. Die deutschsprachigen Texte allerdings hätten durchaus noch ein wenig Feinschliff vertragen können. Schade eigentlich, denn gerade in den Songs mit eindeutig biographischen Bezügen wie „Adrenalin“ und „Hardcore“ wäre mehr zu holen gewesen. Das größte Manko der Platte ist jedoch Tina Schüsslers Stimme. Zwar verfügt sie über eine interessante Stimmfarbe, allerdings klingt sie stellenweise gequält, weil die Tonlage der Songs nicht wirklich zum Organ zu passen scheint und die Stimme obendrein nicht wirklich freigesungen ertönt. Das sind allerdings auch Dinge, die sich gegebenenfalls durch hartes Training und Willen beheben lassen sollten. Damit sollte sich eine ehemalige Kickboxerin ja bestens auskennen.