Dritte Wahl – Alles darf – nichts muß!

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www.dritte-wahl.de

Hallo Gunnar, danke, dass du dir die Zeit nimmst mir ein paar Fragen zu beantworten. Erst einmal die wichtigste Frage vorneweg: In diesen Zeiten, wie geht es euch und wie erlebt ihr diese Zeit gemeinsam als Band und natürlich auch du persönlich?

Moin! Tja, es sind harte Zeiten für die gesamte Branche. Bei uns als Band geht es noch. Wir haben ganz tolle und solidarische Fans und haben über unseren Band Online-Shop viele Shirts usw. verkauft. Das hat uns sehr geholfen. Ich denke aber auch an die Clubs und an die Crew, die Caterer usw. Da sieht es ganz düster aus. Ich hoffe, dass der Spuk irgendwann ein Ende hat und dass wir da alle mit einem „blauen Auge“ wieder rauskommen.

 

Die Veröffentlichung eurer 11. Platte steht leider im Schatten der Corona-Pandemie. Inwieweit hat es eure Produktion beeinflusst? Mal ganz davon abgesehen, dass an eine normale Tour zum CD-Release – Stand jetzt – nicht zu denken ist.

Wir waren gerade in der Endphase. Es fehlten nur noch ein paar Gesänge und hier und da noch Kleinigkeiten und dann kam der Lockdown. Da war auf einmal die DDR zurück. Krel und Stefan durften M/V nicht verlassen und somit auch nicht in den „Westen“ ausreisen und in den Supermärkten gab es leere Regale und einige Artikel durfte man nur in begrenzter Anzahl kaufen. Unser Studio liegt in der Nähe von Münster und so lagen die Arbeiten an der Platte erstmal brach. Das war blöd, weil wir vorher soooo gut in der Zeit waren, wie noch nie und durch Corona wurde alles so wie es sonst immer war. Zeitdruck und Stress. Vielleicht muß es aber auch so sein, um sich hinterher gut anzufühlen!?

 

Der musikalischen Qualität eures neuen Werks scheint das auf alle Fälle keinen Abbruch getan zu haben. Man kann euch nur zu dem starken Werk gratulieren. Als ihr angefangen habt die Songs zu schreiben, war euch da klar wie das 11. Werk klingen soll oder hat sich das erst während den Arbeiten am Album herausgestellt? Denn ich finde die Zusammenstellung mega-rund, auch wenn ich mich in die 2. Hälfte des Albums ehrlich gesagt erst etwas reinhören musste.

Vielen Dank! Nein, am Anfang war alles offen und jede Idee willkommen. Es ist bei uns eh ein wenig so, dass wir uns bei einigen Songs vorher sagen „Hier haben wir mal was ganz anderes am Start“ und dann nehmen wir die Songs auf und es klingt nach Dritte Wahl. Aber wir setzten uns selbst im Vorfeld keine Grenzen. Alles darf – nichts muß!

Ich habe mich in meinem Review dazu geäußert, dass ich es besonders an euch mag, dass, obwohl es euch schon solange gibt, ihr es immer wieder schafft zeitgemäß rüber zu kommen, egal ob das musikalisch oder auch textlich ist. Ohne irgendeinem eurer Kollegen zu nahe treten zu wollen, scheint ihr den Entwicklungsprozess besser hinbekommen zu haben als andere über die Jahre. Woran liegt das? Gibt es letztendlich sogar eine geheime Frischzellenkur?

Gute Frage! Ich weiß nicht woran das liegt, aber wir freuen uns natürlich über solche Rückmeldungen. Wir gehen einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und sind immer noch interessiert an Musik und Literatur. Vielleicht spielt das mit rein, aber ganz genau weiß ich es auch nicht.

 

 

 

Hand aufs Herz, gab es eigentlich in den letzten Jahren irgendwann mal das Gefühl bei dir zu sagen „Okay, das war’s. Ich habe musikalisch alles gesagt.“?

Nein, es gab solche Zeiten mal. Zwischen „Fortschritt“ und „Gib acht“ z.B. lagen 5 Jahre und in den ersten drei Jahren ist uns sehr wenig eingefallen. Das muß man aushalten können und durchstehen. Und dann geht es auch irgendwann weiter. Die ersten Ideen zu „3D“ kamen aber schon kurz nach der „10“ und wir haben ja mit „Der große Tag“ sogar noch eine Geburtstags-Single mit drei neuen Songs zwischen die beiden Alben gepackt. Ich hatte keine Sorge.

In eurem neuen Track „Fabelhafte Voraussetzung“ habt ihr meiner Meinung nach genau das richtige Rezept für einen guten Song abgeliefert. Die nötige Härte, den richtigen Spannungsbogen passend zum Text und eine kleine Überraschung am Ende, die dafür sorgt, dass das Ganze zu einem echten Ohrwurm wird. Wie ist das für dich? Was denkst du sind die richtigen Zutaten und wie oft verwerft ihr vielleicht auch einen Song, weil ihr selber nicht ganz zufrieden seid?

Es kommt schon vor, dass man Ideen erstmal wieder aus dem Rennen nimmt, wenn man nicht weiterkommt. Wichtig ist meiner Meinung nach offen zu bleiben, auch dafür Sachen zu ändern, von denen man vorher dachte die wären wichtig für den Song. Wenn man in einer Sackgasse steht, muß man umdrehen und über einen Umweg versuchen ans Ziel zu gelangen. Auch hier ist Geduld gefragt. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut und auch ein guter Song entsteht leider nicht immer in ein/zwei Stunden. Oft ist es gut erstmal woanders weiter zu machen und sich dem „Problemsong“ später nochmal in Ruhe zu widmen.

Ein Rezept für ein gutes Lied habe ich leider auch nicht. Man braucht ein Thema, eine Idee wie man sich dem Thema nähern will, eine Musik, die dazu passt und einen Refrain, der eingängig und aussagekräftig ist. Eigentlich ganz leicht, aber doch so schwer!

Gibt es einen Song für Dich einer anderen Band, der all deine Vorstellungen eines perfekten Songs als Blaupause quasi widerspiegelt?

Nein, dafür sind Lieder einfach zu unterschiedlich. Manche beginnen mit dem Refrain, andere kommen ganz ohne aus, manche bauen sich langsam auf, andere poltern sofort los. Es kann alles cool sein, wenn es passt. Wichtig ist es eine Stimmung rüber zu bringen, ein Gefühl, dann kann nicht viel schiefgehen.

Was sind eigentlich deine ersten Erinnerungen in Zusammenhang mit Musik? Gab es ein Schlüsselerlebnis von dem du beispielsweise sagst, dass es dich immer angetrieben hat selber Musik zu machen?

Mein Vater kam aus dem Jazz, Dixieland, er spielte Banjo und so bin ich mit Musik aufgewachsen. Als ich das erste mal AC/DC hörte, wußte ich, dass ich Gitarre spielen lernen wollte. Die Energie und die Wucht von denen hat mich fast umgehauen. Bis heute eine meiner Lieblingsbands. Klar, eher die alten Sachen, aber es kommt ja wieder eine neue Platte und die höre ich mir auf jeden Fall mal an.

Wir sind ja eigentlich ein sehr Metal-lastiges Magazin, auch wenn es immer wieder ein paar Punk Rock Platten auf unsere Plattenteller schaffen. Wie ist das bei euch Jungs? Was ist so das Härteste, was bei euch Zuhause im CD-Player landet und auf welchen Metal Konzerten könnte man euch vielleicht auch mal privat treffen?

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Autor
"Wenn man einmal dem Metal verfallen ist, ändert man seine Gesinnung nicht einfach von heute auf morgen." ( Parramore McCarty, Warrior)