Die Wissenden auf dem Erdenrund feiern am 24. Dezember eines jeden Jahres die Geburt des Erlösers. Und auch, wenn die letzte Runde am eigens in die Privatgemächer geschafften Lieblingsflipper bereits ein paar Jahre her ist – das Erbe von Lemmy Kilmister lebt weiter. Mit MOTÖRHEAD sicherlich in der prominentesten Form. Deren, nicht nur aus kommerzieller Sicht, wohl wichtigste Platte war „Ace Of Spades“, deren 40. Geburtstag nun mit angemessenen Aufwand gefeiert wird.
Neben dem remastereten Aufnahmen des Studioalbums erwarten Jäger und Sammler so einige andere akustische Schmankerl. Zum einen je ein Live Mitschnitt von der Tour zum Album aus Orleans und Belfast. Während der Höllenlärm in Orleans mindestens die heilige Jungfrau von ebendort aus dem ewigen Schlummer erweckt haben dürfte (schließlich bezeichnete sich Lemmy ja auch immer wieder als besonderer Liebhaber der holden Weiblichkeit – mit unmittelbarer Auswirkung auf den Zustand der Jungfräulichkeit vermutlich), entfesseln MOTÖRHEAD hörbar bestens aufgelegt in Belfast kurz vor den Feiertagen einen derartigen intergalaktischen Orkan, dass es einen nur wundert, dass sich die Konstellation der Planeten dadurch nicht nachhaltig verändert hat. Einzig bittere Pille: MOTÖRHEAD sind logischerweise Geschichte, solche Konzerte wird es nie wieder geben – umso wichtiger sind derlei Zeugnisse, um zu belegen, dass MOTÖRHEAD schlicht louder than everything else waren. Wer jetzt denkt, dass er das sehen will – bitteschön, eine DVD mit Live-Mitschnitten und TV-Auftritten findet ihr auch noch in der Box. Obendrein gibt es dann auch noch eine Raritäten-Kompilation sowie einige Instrumentals, mit denen ihr beim Lemmy-Karaoke nachhaltig eure Stimbänder ruinieren könnt. Ihr wollt noch was zum Album selber wissen? Ein rundes Dutzend Klassiker, die direkt in die Blutbahn schießen und euch auf den Planeten Rock N Roll beamen. Bezeichnenderweise werdet ihr für jeden einzelnen der zwölf Tracks mindestens einen Fürsprecher finden, der euch weiß machen will, dass es sich hier um den besten Song der Platte, um den besten MOTÖRHEAD Song aller Zeiten, oder um die allergeilsten drei bis vier Minuten Rock N Roll der Menschheitsgeschichte handelt. Hört nicht auf diese Scharlatane. Wahre Kenner wissen, dass „(We Are) The Roadcrew“ natürlich der Abräumer schlechthin ist und jedem, der das Leben auch mal ein Stück weit gelebt hat, eine Gänsehaut auf die Arme zaubert. Zumindest sehe ich das so.
