Als ich noch eher kindlich in die böse Welt da draußen blickte, tauchte die kolumbianische Stadt Medellin selbst im fernen Deutschland häufig in den Nachrichten auf. Und das nicht unbedingt im positiven Kontext. Zumindest von außen betrachtet ist die Lage zwischenzeitlich deutlich ruhiger geworden, auch wenn sie sich für breite Bevölkerungsschichten nicht entscheidend verbessert haben dürfte. Worüber Medellin aber inzwischen mit Sicherheit verfügt, ist eine virale Metalszene. Immerhin ist DIAMOND CHAZER bereits die zweite Band aus der Stadt, die sich binnen weniger Tage auf meinen Tisch verirrt.
Bereut habe ich den virtuellen Besuch der kolumbianischen Freunde des klassischen Heavy Metal nicht. Zwar besticht die sauber produzierte Platte „Chasing Diamonds“ nicht in jedem Takt mit absoluter Souveränität, kann aber in anderen Zusammenhängen punkten. Sänger Stiven Giraldo zum Beispiel kommt nicht in jeder Sekunde der Platte hundertprozentig sattelfest daher, was bei den ambitionierten Tonlagen, die er ansteuert, durchaus auch mal vorkommen kann. Dafür triefen die Songs förmlich vom hörbaren Herzblut, das der Fünfer in sein erstes Langeisen investiert hat. Das Songwriting strotzt ebenfalls nicht unbedingt vor Neuigkeitswert und dennoch gelingen DIAMOND CHAZER etliche kleine Hits wie „The Whip“ und „Tokio Rendezvous“ (kleine Abzüge hier für den Keyboardsound). Nach unten abfallend sind lediglich „I Need You“ und „Freedom“ geraten. Und so bleibt am Ende eine Platte, der das Herz deutlich mehr Punkte schenkt, als das Hirn.