Mittlerweile sind genug Worte gefallen in Bezug auf Corona, Festivals und Konzerte. Wir alle darben und wir alle wünschen uns wohl nichts sehnlicheres zurück als in „unseren“ Clubs, Hallen und Festivals wieder Bands abzufeiern, gemeinsam einen zu trinken und glorreiche Musik abzufeiern. Aber bis dass wohl wieder in die Tat umgesetzt werden kann werden wir uns alle noch etwas gedulden müssen.
Und bis dahin muss man sich eben anders weiterhelfen, wobei ich hier auch keine Diskussion lostreten will über Sinn und Unsinn von Online/Stream Konzerten. Es gibt viele Argumente dafür und dagegen.
Da MOONSPELL ihr alljährliches Halloween Konzert nicht ausfallen lassen wollten, wurde alles in die Wege geleitet damit das Konzert stattfinden konnte. 300 Gäste wurde zugelassen, das Theater bestuhlt, es bestand Maskenpflicht und auch ansonsten wurden hohe Schutz- und Hygienemaßnahmen aufgefahren. Diese Tickets waren ratzfatz weg, auch in Portugal finden so gut wie keine Konzerte statt. Und natürlich wurde das Konzert live im Internet gestreamt. Für einen wirklich schmalen Kurs von EUR 5,30 konnte man weltweit dabei sein. Und übrigens kann man sich noch immer für diesen Kurs die Show anschauen (https://www.bol.pt/Comprar/Bilhetes/90840-moonspell-sala_virtual_pax_julia/Sessoes).
Wie es sich für ein Konzert gehört wurde für das totale Live Feeling eine Stunde vorher der Stream geöffnet, und so konnte man wie im Club (nur halt zu Hause) noch ein Getränk zu sich nehmen und darauf warten bis der Vorhang fällt.
Der fiel dann auch und MOONSPELL legten mit „Vampiria“ gleich richtig los. Sänger Fernando Ribeiro steht im Mantel mit Fledermausflügeln auf der Bühne und gibt den portugiesischen Blutsauger. Der Sound ist verdammt gut, die Lightshow weiß zu gefallen und man sieht zumindest die ersten zwei, drei Reihen der Besucher, die im Sitzen ihre Köpfe schütteln oder auch mal die Pommesgabel in die Luft recken. Der Frontmann entledigt sich nach dem ersten Song seines Mantels, was er aber nicht los wird sind einige Wackler in seiner stimmlichen Leistung. Gerade bei einem Hit wie „Opium“ fällt das einfach auf. Das kennt man ja eigentlich gar nicht von ihm, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern ihn auf einer Bühne so erlebt zu haben.
Das ist aber auch schon der einzige Schwachpunkt. Der neue Schlagzeuger Hugo Ribeiro fügt sich problemlos in das Quintett ein, an Gitarre und Bass wird gut gearbeitet (und durch den wirklich guten Souns ist nahezu jede Note vom Bass deutlich zu hören!) und Tastenmann Pedro Paixao spielt sich je nach Song Atmosphäre mal mehr, mal weniger in den Vordergrund. Die Setlist ist ein buntes Sammelsurium aus insgesamt acht MOONSPELL Alben.
Nicht berücksichtigt wurden Songs von „Sin/Pecado“, „Darkness And Hope“, „Memorial“ und „Under Satanæ“. Die ganze Liste findet ihr weiter unten.
Ein wenig als Bremse entpuppt sich die Tatsache, dass Sänger Fernando Ribeiro seine Ansagen und Danksagungen erst auf portugiesisch und dann noch einmal auf englisch ausspricht. Ich kann das zwar nachvollziehen, vergrößert aber ein ums andere Mal die Pause zwischen den Songs.
Dazu kommt, dass MOONSPELL live eher zu der Kategorie „Stehgeiger“ gehören und einen wirklich kleinen Bewegungsradius haben. Damit hält sich die Action auf der Bühne auch arg in Grenzen. Doch da funktioniert die Lightshow als Methadon und unterstreicht die Lieder immer wieder in blauen, grünen oder auch roten Tönen. So kommt man doch gerne dem Rat von Fernando Ribeiro nach und gönnt sich einen Schluck eines alkoholischen Getränks. Vorzugsweise einen portugiesischen Rotwein, laut dem Sänger der zweitgrößte Exportschlager aus Portugal nach MOONSPELL. Ja sicher…..
Nach insgesamt 4 Zugaben ist dann aber auch bei den Portugiesen Feierabend angesagt, und der ist nach insgesamt 17 Songs und einem 100minütigen Live Auftritt dann auch verdient!
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist kann unter dem oben angegebenen Link für wirklich kleines Geld ein starkes Konzert auf der heimischen Couch anschauen.
Setlist:
– Vampiria
– Wolfshade
– Em Nome Do Medo
– In Tremor Dei
– Opium
– Awake!
– Night Eternal
– Breathe
– Soulsick
– Butterfly FX
– Can’t Bee
– Everything Invaded
– Alma Mater
– Todos Os Santos
– Mephisto
– Full Moon Madness
– The Future Is Dark