Auch die Norweger Wig Wam, eine Band die mit Glam Rock die Karriere einläutete, wollten eigentlich im Frühjahr ihr Comeback-Album „Never Say Die“ live vorstellen, stattdessen bleibt es erst einmal bei der Veröffentlichung des Studio-Silberlings. Besonders hart für eine Gruppe wie diese, deren stimmungsvolle und mitreißende Musik doch genau für eben jene Live-Auftritte bestimmt ist. Ich durfte mich mit Frontmann Åge Sten Nilsen aka Glam aber auch über andere interessante Dinge wie Querverbindungen aus dem Hause Wig Wam unterhalten.
Euer letztes Langeisen erschien im Jahre 2012, das ist lange her! Warum die lange Pause?
Weil unsere Band sich ein Jahr später getrennt hat. Glücklicherweise bekamen wir jetzt eine neue Chance vom Label. In der Zwischenzeit haben wir aber nicht aufgehört Musik zu machen, sondern waren in einigen anderen Projekten aktiv. Ich durfte z.B. bei der Supergroup Nordic Beast mit Mickey Dee von Motörhead, Hal Patino von King Diamond oder John Norum von Europe mitmischen, das war natürlich eine große Ehre für mich! Dann gründete ich zusammen mit Erik Mårtensson Ammuntion. Bernt und Trond arbeiteten derweil mit Jorn Lande zusammen. So hatte jeder von uns was zu tun, bevor wir mit dem Songwriting für „Never Say Die“ anfingen.
Ich denke, dass sich euer Stil im Vergleich zu den fünf Vorgängern ein wenig geändert hat. Die Songs klingen insgesamt eine Spur härter, etwas rifflastiger, obwohl es an den griffigen Melodien, für die ihr ja bekannt seid, nicht mangelt. Wie zum Beispiel bei „Kilimanjaro“, dem mit Abstand poppigsten Song auf dem Album, der förmlich nach Airplay schreit! Liegt dieser Umstand vielleicht an eurem Alter?
Haha, nun, jeder wird schließlich jedes Jahr ein Jahr älter. Das ist doch ganz normal und wir sehen diesen von dir angesprochenen Umstand eher als eine Art Entwicklung bei uns! Also geplant war das definitiv nicht, das würde auch nicht funktionieren. Kann aber schon sein, dass in dem ein oder anderen neuen Song etwas mehr Hardrock zu hören ist, aber ehrlich gesagt sehen wir alle in der Band keine allzu großen Unterschiede vom Glamrock zum Hardrock. Logisch, dass du wie im Fall von Bernt und Trond, wenn du zwischenzeitlich Musik mit Jorn Lande machst, dessen härteren Sound irgendwie verinnerlichst und dass sich das auf uns ein wenig abgefärbt hat. Wir sind jedenfalls eine gut funktionierende Einheit und jeder gibt sein Schärflein zum Gelingen des großen Ganzen bei, bei mir sind es eher persönliche und zugegebenermaßen etwas melancholische Dinge, die mir wichtig sind. Unser Anspruch ist es aber, abwechslungsreiche und ehrliche Musik zu machen.
Was euch mit dem neuen Album meiner Meinung nach hervorragend gelungen ist! Kein Musiker ist ja in seinem künstlerischen Schaffen ohne persönliche Einflüsse unterwegs. Wie sieht das bei euch aus?
Selbstverständlich, bei unserem Gitarristen Trond ist das seit seinem vierzehnten Lebensjahr Edward Van Halen, Gott hab ihn selig! Ich weiß genau, dass das Leben für Trond ohne ihn nicht mehr das Gleiche ist wie vorher! Aber du hast Recht, auch Wig Wam sind von einigen vielen Gruppen und Künstlern beeinflusst. Ich würde mal behaupten, dass das wie für viele anderen auch die üblichen Verdächtigen wie KISS, Alice Cooper, Van Halen, Slade, Queen oder Nazareth sind. Ich persönlich höre aber auch jede Mange anderer Musik, wie zum Beispiel in letzter Zeit Tom Petty, der ja ebenfalls leider nicht mehr unter uns weilt. Unser Drummer Øystein steht da noch auf modernere Mucke wie Rammstein, Volbeat oder Avanged Sevenfold. Vielleicht macht diese Vielfalt genau den Sound von Wig Wam aus?!
Das kann ich ohne Zweifel genauso stehen lassen! Eure Musik ist prädestiniert für die Bühne. Wie fühlt ihr euch in der jetzigen Situation mit Corona und der wohl noch längeren Zeit der Unsicherheit?
Ja was soll ich dazu sagen? Sehr unangenehm und traurig das Ganze! Wir können momentan nur warten, bis wir wieder raus dürfen. Zurzeit toure ich tatsächlich in Norwegen, es sind aber nur ganz kleine, intime und akustische Gigs mit wenig Zuschauern. Ich spiele da hauptsächlich meine Solo-Sachen, aber besser als nichts. Es ist für uns als Band aber frustrierend, denn Wig Wam sind eigentlich eine Stadion-Band verdammt noch mal! Wir alle warten auf unsere Chance und hoffen, dass sie bald kommt. Im Juni nächstes Jahr ist das „Tons Of Metal“-Festival mit den Scorpions, Deep Purple, Europe, Mastodon, Steel Panther oder eben mit uns in Oslo geplant, da hoffen wir sehr, dass dann auch stattfinden kann! Vor kurzem haben wir einige Konzerte mehr für nächstes Jahr gebucht, auch bei euch in Hamburg, also hoffe ich, dass wir uns da sehen!?“
Warten wir es also ab, drücken euch und allen Fans aber ganz fest die Daumen, dass es möglichst bald wieder losgehen kann mit Live-Musik!