Ich bin ehrlich. Es ist alles andere als einfach, eine Rezension zu einem Projekt wie SCOUR nicht mit einem Roman über Phil Anselmos Eskapaden zu beginnen. Aber erstens höre ich beim Schreiben einer Rezension aus Prinzip das zu besprechende Album in Dauerschleife, was bei einer so kurzen EP auf Dauer eintönig wird, und zweitens haben das Elend wahrscheinlich eh alle mitbekommen, die nicht seit Jahren unter massiven Findlingen schlafen. Festzuhalten bleibt, dass er einen unverspielbaren Bonus aus seinen Tagen als Frontmann der mächtigsten Liveband der frühen Neunziger zu haben scheint und darüber hinaus so offensichtlich kaputt ist, dass ihm nicht genügend Leute dauerhaft ernstlich böse sein können.
Die neue EP „Black“ startet mit Sirenen, doch bevor wir in die schützenden Bunker fliehen können, setzt eine fiese Melodiegitarre die Marschrichtung für die kurze Zeit später loswalzenden Drums. Anselmos Gesang ist durchaus variabel, die Gitarren spielen prägnante, aber alles andere als innovative Riffs. Welches Genre das jetzt genau ist, die Diskussion lassen wir, extrem ist das auf jeden Fall. Leider auch zuweilen in negativen Belangen. Das Gitarrensolo im ersten Song „Doom“ ist so extrem belanglos, dass ich es auch nach dem x-ten Mal des Hörens gleich wieder vergessen habe. Da macht es das atmosphärisch gehaltene Pendant im nächsten Song „Nail“ schon wesentlich besser. Mit darüber geschichtetem Gebrüll ergibt sich hier der erste Gänsehautmoment der EP. Einer ähnlichen Rezeptur folgt auch „Propaganda“, und auch dieser ist vorbei, bevor er einen so richtig eingefangen hat. Die Riffs des Songs sind zwar arg einfallslos, aber in Kombination wird trotzdem ein geiler Song draus. „Flames“ lebt durch seine Wechsel aus Groove und Geballer. Auch hier gibt es auf der Habenseite kurze Augenblicke schwarzmetallischer Erhabenheit und auf der Sollseite ein austauschbares Gitarrensolo aus der Kerry-King-Gedächtnis-Mottenkiste. „Microbes“ ist ein Interlude wie aus dem Metallehrbuch, nacheinander setzen Klavier, Sprachsamples, Cello, Violinen, E-Gitarre und Bläser ein, um schließlich abrupt zu enden und holprig in den letzten Song der EP zu stolpern. „Subprime“ ist mit einer Spielzeit von 3:33 Minuten der längste, und meiner Ansicht nach auch beste Song der EP. Die mit „Microbes“ aufgebaute Atmosphäre wird durch die Gitarren weitergeführt und bereichert, die Riffs in vielen Songparts greifen die Harmonien aus „Microbes“ wieder auf. SCOUR scheinen hier ihr alles in die Waagschale werfen zu wollen, was sie an Songwritingkünsten zu bieten haben, und liefern ein richtig gutes Stück extremen Metals ab.
„Black“ ist eine verdammt starke Scheibe geworden, die aber nicht immer mit Einfallsreichtum glänzt. Anselmo auf PANTERA und SCOUR auf Anselmo zu reduzieren wäre höchst ungerecht, besonders Drummer Adam Jarvis setzt hier Akzente. Die Platte steht und fällt mit ihm. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass ich erst beim letzten Song erst so richtig im Sounduniversum von SCOUR angekommen bin und die EP dann auch schon wieder vorbei ist. Man könnte sagen, nach einem wechselhaften Vorspiel endlich in Fahrt gekommen, und dann ist er schon fertig. Es wäre schön, könnten sich die Herren mal zu einer Scheibe auf Albumlänge durchringen.
SCOUR – BLACK (EP)
Fazit
SCOUR liefern extremen Metal ab, der gut ist, aber leider viel zu kurz.