Radsportfans wissen es, auch der Rest der Welt sollte 1998 vom Dopingskandal bei der Tour de France mitbekommen haben. Doping ist ja seit jeher ein Thema auf diesem Gebiet, und ist es seither auch immer wieder. Der damalige „Festina-Skandal“ des gleichnamigen Radsportteams hat aber immerhin so große Wellen geschlagen, dass ihn sich nun Regisseur Kieron J. Walsh als Vorbild für seinen fiktiven Spielfilm „The Racer“ nahm. Stilecht spielt die Story des Films natürlich auch 1998. Die ersten Etappen der Tour de France wurden nach Irland verlegt, und der belgische Fahrer Dom Chabol wird kurz vor der Tour von seinem Team gefeuert. Für den Enddreißiger ist das Radfahren alles im Leben, er gibt körperlich (nicht zuletzt dank Doping) den letzten Rest. Allerdings ist Dom ein Domestique, einer der Fahrer die den Spitzenleuten die Strecke freimachen, einer der nie im Rampenlicht steht. Als jedoch ein Dopingfall auftritt, wittert Dom seine Chance doch noch das gelbe Trikot zu bekommen, einmal in seinem Leben. Doch die Dopingkontrollen nehmen ebenso zu, und auch abseits der Rennstrecke hat Dom so seine Probleme…
Walsh greift hier trotz der realen Bezüge zu dem damaligen Fall völlig auf fiktive Personen und Umstände zurück. Das ist etwas schade, denn wenn es schon so offensichtlich um eine Aufarbeitung realer Fälle geht, hätte man hier auch etwas genauer arbeiten können. Neben der Dopingsache ist natürlich auch Chabols persönliche Krise Thema, seine Familie, sein Alter, das Wegbrechen seines Lebensinhalts, und auch eine Romanze mit einer jungen Ärztin. Alles in allem ist „The Racer“ aber auch ohne direkte reale Fahrernamen ein durchaus packendes Radrenndrama mit allem was so dazugehört. Dazu trägt einerseits natürlich Louis Talpe bei, der die Figur des alternden Fahrers Dom wirklich gut verkörpern kann, obendrein eben auch körperlich. Andererseits spielt Iain Glen als Doping-Masseur und Ex-Profi hier ebenso glänzend auf, auch wenn seine Figur ziemlich überzeichnet wirkt. Für Radsportfans dürfte „The Racer“ ein gefundenes Fressen sein, zumal Filme aus diesem Metier ja ohnehin Mangelware sind, aber auch sonst sind Freunde von Sportlerdramen hier richtig. Die Blu-ray bietet den Film in guter Bild- und Tonqualität, als Bonus gibt es noch ein Making Of.
