Nach „The Courts Of Chaos“ sollten elf Jahre vergehen, bis mit „Atlantis Rising“ das nächste richtige MANILLA ROAD-Album erschien. Die wohl wichtigste Neuerung war der Einstieg von Sänger Bryan Patrick, den alle „Hellroadie“ nennen und dessen Stimme perfekt zur Band passte, denn sie war der frühen Mark Shelton-Stimme sehr ähnlich. Da Mark nun wesentlich tiefer sang, mussten einige Songs des nur ein Jahr erschienenen „Spiral Castle“ für Hellroadie angepasst werden und bekamen sogar neue Titel.
„Spiral Castle“ ist wahrlich eine gute Platte, doch nach dem „Circus Maximus“-Desaster von 1992 und der eher ordentlichen „Atlantis Rising“ musste die Band verlorenen Boden wieder gut machen. Dabei sollte man bedenken, dass das Standing von MANILLA ROAD 2002 noch nicht annähernd so war wie heute. Nach einem kurzen Intro steigt die Band stilgerecht mit dem Titeltrack ein und präsentiert einen typischen MR-Song, der wunderbare epische Momente hat und bei dem die Melodie wieder über die Geschwindigkeit siegt. Positiv fällt der geradezu heldenhafte Gesang von Hellroadie auf, der durch tiefe Growl-Einlagen von Mark flankiert wird. „Shadow“ kann da nicht ganz mithalten und bleibt etwas blass. Danach wird es aber wieder nahezu perfekt mit dem verträumten „Seven Trumpets“, das von seinen Melodien und der ansteckenden Atmosphäre lebt. „Throne Of Lies“ ist der härteste Track der Scheibe und lässt erahnen, wie die Thrash-Phase der Band, Ende der 80er, sich angehört hat. Der Wechselgesang ist auch hier markant und tut dem Song sehr gut. Mark sägt ein paar fette Riffs mit seiner Gitarre und es läuft einem wohlig über den Rücken. Das opulente, zehnminütige „Merchants Of Death“ ist für mich der heimliche Höhepunkt von „Spiral Castle“. Hart und druckvoll beginnend, entwickelt sich die Nummer zu einer epischen Hymne, die einfach nur mitreißend und erhebend ist. Das orientalisch angehauchte Instrumental „Sands of Time“ dagegen ist zum Abschluss entbehrlich. Auf über acht Minuten regiert die Langeweile, da hätte es ein dreiminütiges Outro ganz locker getan.
Allein das Cover dieser Platte rechtfertigt schon die 500er Neuauflage von High Roller. Mag „Spiral Castle“ auch nicht unter den Top 3 Alben von MANILLA ROAD landen, so ist es doch ein kleines, aber ganz feines Schatzkästchen der Amerikaner.