Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter (Blu-ray)

Titel

Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter (Blu-ray)

Produktion/Vertrieb

LEONINE

Veröffentlichung

09.04.2021

Laufzeit

127:00 Minuten

Am meisten Aufsehen erregte die deutsche Regisseurin Katrin Gebbe wohl 2013 mit ihrem Spielfilmdebüt „Tore tanzt“, in dem es um religiösen Wahn, Qualen, Sadismus und Märtyrertum geht, aber auch um familiäre Probleme und Strukturen. Auch in ihrem Ausflug in den deutschen „Tatort“, bei der Folge „Fünf Minuten Himmel“, wurden teils wieder familiäre Probleme und erzieherische Fragen skizziert. Nun ist Gebbes mit ihrem neuen Streifen „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter zurück“, der auf dem Cover sogleich mit Ari Asters „Hereditary“ und „Midsommar“ in einen Topf geworfen wird. Dementsprechend erwartete ich von der deutsch-bulgarischen Produktion, für die Gebbes auch das Drehbuch schrieb, sogleich einiges. Die Story dreht sich um Pferdeflüsterin Wiebke, die einen Pferdehof betreibt, eine Adoptivtochter namens Nicolina hat, und eine Polizeieinheit zu Pferde unterrichtet. Da Wiebke als alleinerziehende Mutter in Deutschland nicht adoptieren darf, reist sie nach Bulgarien, und adoptiert dort die fünfjährige Raya. Wieder zurück auf dem Hof entwickeln sich aber zunehmend Probleme mit dem Kind, das immer seltsamere Verhaltensweisen an den Tag legt. Auch Wiebkes aufkeimende Romanze zu Polizist Benedict beginnt darunter zu leiden, und noch viel mehr ihr eigenes Familienleben. Trotz der immer größer werdenden Gefahr durch die emotional völlig verstörte Raya will Wiebke das kleine Mädchen um keinen Preis der Welt aufgeben…

Hier zu viel zu verraten ist im Grunde erst einmal nichtig, da „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“ bereits den Film im Titel trägt, und die kompletten zwei Stunden eigentlich maßgeblich von den Darstellern getragen werden. Und die machen ihre Sache richtig gut! Nina Hoss hat mich anfangs noch nicht so begeistert, ihre Rolle entwickelt sich aber zusehends, und entfaltet ihre Wirkung immer mehr. Auch Murathan Muslu als einfühlsamer Benedict füllt die Rolle hervorragend aus. Hervorzuheben ist aber definitiv die Darstellerin der kleinen Raya, denn was die hier abreißt macht „Das  Omen“ und „Der Exorzist“ Konkurrenz! Und da wären wir bei einem kleinen Problem, das der Film für mich mit sich bringt. Gebbes baut ihre Inszenierung großteils auf unheilschwangerer Atmosphäre auf, die eher in den Bereich Horror- oder Gruselfilm passen würde, denn einem Familiendrama, was „Pelikanblut“ schlussendlich eben ist und bleibt. Oftmals hat man als Zuschauer die Erwartungshaltung, dass es sich am Ende eben doch in diese Richtung entwickelt, was aber dann eben ausbleibt. Vielleicht hätte sich Gebbes da deutlicher in eine Richtung abgrenzen sollen. Eine eingestreute, deutlich mystisch angehauchte, Sequenz am Ende hätte sie sich komplett sparen sollen. Trotz diesen Mankos bleibt „Pelikanblut“ ein richtig guter Film, der zwar mit falschen Erwartungen etwas zu viel spielt, aber eben als extremes und überspitztes Mutter-Kind Drama für mich funktioniert. Den Arthouse-Charakter, den oben genannte Werke von Ari Aster innehaben, kann und möchte ich „Pelikanblut“ jedenfalls nicht attestieren. Bild- und Ton der Blu-ray sind gut, Extras leider nicht, da keine vorhanden. Hinsichtlich der Intention des Films hätte ich mir da etwas mehr Input seitens der Regisseurin gewünscht, vielleicht in Form eines Interviews oder Audiokommentars.

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Fazit
Bedrückend, beklemmendes Mutter-Kind Drama mit Horroranleihen
12
von 15
Edelstahl
Autor
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