Ohne Musik wäre die Welt grau und trostlos. Für viele Menschen ist sie ein Rückzugsort, um Kraft zu tanken oder einfach Stress abzubauen. Oft fühlen wir uns danach besser. Es ist etwas, worauf wir uns alle beziehen können, vermittelt Gefühle und dabei lassen wir unseren Gedanken freien Lauf. Dieser ständige Begleiter ist immer für uns da, in guten wie in schlechten Zeiten. Im Laufe des Lebens erleben wir oft ungewollte Negativität. Der Verlust eines Menschen mit den dazu gehörigen Gefühlen gehören ganz besonders zu den einschneidenden Erlebnissen. Die da draus resultierenden unbeantworteten Fragen an das Leben, lassen einen unvollständig zurück. Auch das sensible Thema der weit verbreiteten Depression, wird selten im Metal behandelt. Und genau diese dunklen Themen sind es, die von der Band CLOUDS behandelt werden. Das Artwork liefert hier ein passendes Bild. Einfach aber treffend ist es, die Umrisse eines gebrochenen Menschen da zustellen. Rund 3 Jahren nach der Erstveröffentlichung mit „Dor“ eine Neuauflage herausbringen ist schon ein Wagnis. Auf dem Weg mehr Bekanntheit zu erlangen, haben sich CLOUDS zu diesen Schritt entschieden.
Direkt zu Beginn werfen CLOUDS gleich den Mantel der Melancholie aus. „Forever and a Day“ plätschert wie das trübe Wasser des Lebens vor sich hin, bis die zerrenden Hände des Untergangs nach einem greifen und durch die einsetzenden Instrumente eine wunderschöne Visualisierung entfalten. Hier wird ein elfminütiger Trauermammut vorgesetzt, der durch langgezogenes Growling und einsetzende Geigen seine schwarze Faszination entfaltet. Ein schöner Auftakt. Bei „The Last Day of Sun“ blühen der Doom Metal gleich komplett auf. Es werden die genre typischen Elemente eingesetzt und der vorhandene Raum mit den kraftvollen Klängen gefüllt. Die Balance zwischen dem bedächtigen fast schon romantischen Mittelpart und den kraftstrotzenden Teil ist hier geglückt. Die beiden Vocals geben sich gegenseitig genug Spielraum und füllen ihre Parts bestens aus. Gefühlt schält sich der Sound aus der Funeral Doom Ecke heraus und fließt stilistisch in die Breitengrade von BLACK SUN AEON ein.
Wenn man den Klängen eines Klaviers lauscht, löst es unterschiedliche Emotionen aus. Setzt hier dann noch ein Orchester als Begleitung im Hintergrund ein ist eine Basis für Großes geschaffen. Hierfür wurde Gogo Melone von AEONIAN SORROW ins Boot geholt, um „When I’m Gone“ zu erschaffen. Das Gesangsduett schlägt direkt in die großartige THEATRE OF TRAGEDY Kerbe und verleiht diesem Track eine eingehende emotionale Note, die hängenbleibt. Nach dieser Gehörgangsverköstigung wird es wieder melancholisch. „Dor“ schwelgt in spärlichen Sphären, die durch trostlosen Klaviereinsatz gepaart mit Geigenklängen bekräftigt werden, bevor der Doom Hammer mit voller Wucht zuschlägt. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gut die Band Schönheit und Brutalität in Einklang bringt. Die Brücke zwischen intensiver Traurigkeit und deprimierender Wut spiegelt sich in „The Forever Sleep“ wieder. Gastsänger Pim Blakenstein der holländischen Doom/Death Combo THE 11TH HOUR präsentiert eine kraftvolle Anklage gegen Gott in dieser bitteren Komposition, welche in dieser deprimierenden Aura einen Ort des kurzen Innehalten transportiert.
Wenn die Ballade „Alone“ von ihrer Stimmung bildlich beschrieben werden sollte, würde der Verlust eines geliebten Menschen genau dieses zerreisende Gefühl auf den Punkt treffen. Eine Welt die in Schmerz des endgültigen Abschieds liegt und alles um einen herum keinen Sinn mehr macht. Ein inneres Gefühl der Einsamkeit, was niemand erleben möchte. On top gibt es bei dieser Neuauflage den Bonustrack „Closeness“. Ein andächtiges Anhängsel was eine gefühlsintensive Reise hier zum Abschluss bringt.