Robin McAuley – rundum zufriedener Weltenbummler!

Als Sänger Robin McAuley Anfang der Achtziger seine ersten beiden Platten mit der Band Grand Prix aufnahm, interessierte ich mich nur am Rande für Rockmusik. 1985 sah das schon anders aus, denn eine meiner ersten Schallplatten war das Debütalbum von Far Corporation, einem Rock-Projekt von Frank Farian. Fast zehn Jahre später sang sich Robin dann erneut in die Herzen vieler Fans, und zwar als Sänger von unserem allseits bekannten Flitzefinger Michael Schenker, der in den Neunzigern Furore mit der McAuley Schenker Group, logischerweise ebenfalls mit MSG abgekürzt, machte. Hier passte die einzigartige Stimme McAuleys hervorragend zu der damaligen etwas melodischeren Ausrichtung im Sound von Schenker, gerade die Akustik-EP „Nightmare“ ist vielen da noch in bester Erinnerung. Kürzlich erschien mit „Standing On The Edge“ das erst zweite Soloalbum in der Karriere des Sängers mit der langen, schwarz-gelockten Haarpracht. Doch bevor wir bei unserem Interview darauf zu sprechen kamen, schwelgte der äußerst symphathische Musiker noch in den von mir angesprochenen Erinnerungen an Far Corporation im Speziellen und Deutschland im Allgemeinen.

Ja, das war eine sehr schöne Zeit damals mit Far Corporation in Deutschland. Ich befand mich gerade zu Aufnahmen in Frankfurt/Main, als Frank Farian meine Stimme hörte und mich kurzerhand einlud, in seinem Studio in Rosbach gemeinsam mit Bobby Kimball, damals noch bei Toto, eine Version von „Stairway To Heaven“ einzusingen. Niemand konnte ahnen, dass dieses Lied unglaublich erfolgreich werden würde, aber scheinbar traf es den Geschmack der Leute. Wir waren damals sogar bei Thomas Gottschalk in der Sendung „Wetten Dass?!“ und ich habe noch ein paar rare Fotos in meiner Sammlung und erinnere mich sehr gerne an diese wunderbare und auch höchst erfolgreiche Zeit. Leider habe ích seit einigen Jahren keinerlei Kontakt mehr zu Frank Farian, aber gut dass du mich an ihn erinnerst, ich sollte mich bald mal wieder bei ihm melden.

Nach deiner ersten Zeit mit Michael Schenker warst du leider für viele Jahre in Deutschland nicht mehr so präsent. Gott sei Dank hat sich Michael wieder an dich erinnert. Ich muss zugeben, dass wir deine Stimme sehr vermisst haben. War das der erneute Startschuss für dich, ich nenne es mal eine kleine Wiedergeburt?

Ja, das kann man durchaus so sehen. Vor Covid 19 waren wir mit Michael Schenker Fest sehr beschäftigt und mit über zwei Stunden langen Shows überall auf der Welt in einem Zeitraum von vier Jahren unterwegs, in den USA und vor allem Japan eine ausverkaufte Show nach der anderen. Gary Barden, Graham Bonnett, Doogie White und meine Wenigkeit als Sänger, der unvergessene Ted McKenna, Gott hab ihn selig, an den Drums, Chris Glenn am Bass, natürlich Michael als Gitarrist und Steve Mann an den Keys und der zweiten Gitarre, das darf man wirklich als eine großartige Band bezeichnen, oder? Es lief also alles wunderbar, bis dieses unsägliche Virus in unser aller Leben traf! Seitdem sitzen wir alle irgendwie in einer Warteschleife.

Stimmt natürlich. Aber erst vor einem Jahr gab es da noch Black Swan, einer Art Supergroup aus dem amerikanischen Hard Rock-Bereich. Gibt es dahingehend vielleicht Neuigkeiten, schließlich kam das erste Album überaus gut an!?

Du wirst es nicht glauben, erst ganz kurz vor unserem Interview haben wir uns entschlossen, an den Arbeiten zu einem Nachfolger für „Shake The World“ anzufangen! Ganz ehrlich, ich liebe Black Swan und setze gemeinsam mit Jeff Pilson am Bass, Gitarrist Reb Beach und Drummer Matt Starr viel Energie in diese Geschichte. Für mich ist es eine richtige Band und kein 08/15 Projekt! Wir planen sogar ganz fest, sobald es wieder möglich ist live aufzutreten!“

Das klingt vielversprechend Robin! Du bist ja in Irland geboren, lebst aber wenn ich richtig informiert bin, in den USA. Wie kam es dazu?

Ja, das ist korrekt, ich wurde in Co. Meath Ireland geboren, aber ich besuchte im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal London, wo ich dann ganze 12 Jahre lebte! Ich war einfach fasziniert von dieser Stadt und der Kultur. Dann, als ich mit Frank Farian und Far Corporation arbeitete, lebte ich für eine ganze Weile auch bei euch in Deutschland, und zwar in Hannover und Frankfurt, bevor ich mit Michael Schenker im März 1988 für die Aufnahmen zum MSG-Album „Perfect Timing“ nach Los Angeles geflogen bin. Seitdem lebe ich hier und habe sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft und Familie.

Ich könnte mir auch wirklich sehr gut traditionelle irische Musik bei deiner Stimme vorstellen! Kein Interesse daran?

Das ist wirklich eine tolle Frage mein Freund, das hat mich noch niemand voher gefragt, haha! Tatsächlich liegt mir die Musik aus meiner Heimat sehr am Herzen und ich habe früher viel darüber nachgedacht, mal ein paar Songs aufzunehmen. Doch irgendwie wurde nichts daraus und der Plan geriet in Vergessenheit. Grundsätzlich denke ich, dass es viele Künstler aus Irland gibt, die Traditional Irish Folk besser bringen als ich es könnte. Aber wer weiß? Eines Tages werde ich es vielleicht mal ausprobieren, da hast du mich auf eine gute Idee gebracht.

Bei deiner großartigen Stimme frage ich mich tatsächlich, warum du nicht mehr als zwei Soloalben bis jetzt aufgenommen hast!?

Ach weißt du, tatsächlich hatte ich bisher nicht das große Interesse an Soloalben. Mein Debütalbum „Buiseness As Usual“ stammt aus dem Jahr 1999 und ich mochte es sehr, aber mir war es lieber, mit gestandenen Musikern gemeinsam etwas aus der Taufe zu heben. Erst als wir mit Black Swan vor zwei Jahren bei Frontiers das Album machten, brachte mich der Label Chef Serafino auf die Idee, ein neues Soloalbum aufzunehmen. Ich ließ mich dann gerne überreden, vor allem auch, weil die Platte mit Black Swan so gut angenommen wurde und ich spürte, dass ein paar Leute meine Stimme mögen. Es machte mir aber auch großen Spaß, nach langer Zeit wieder persönliche Texte und Musik für mein zweites Soloalbum zu schreiben. Für die Aufnahmen dafür war die Pandemie aber eher von Vorteil, denn ich weiß wirklich nicht, ob es ohne Covid 19 und der geplanten Tour mit Michael Schenker dazu gekommen wäre…wohl eher nicht, haha!

Na dann können wir ja Corona sogar noch dankbar sein. Die Scheibe ist ja sehr abwechslungsreich ausgefallen und stellt deine härtere Seite wie bei Black Swan, aber auch deine eher gefühlvollere Vorlieben gut dar. Hast du Songs, die dir besonders am Herzen liegen?

Ja, da gibt es tatsächlich ein paar Stücke. Als erstes möchte ich da „Late December“ nennen, das ich für meine Frau Gina geschrieben habe, mit der ich jetzt ganze 28 Jahre verheiratet bin, seit gut 30 Jahren in Los Angeles lebe und Zwillings-Söhne im Alter von 22 Jahren habe! Gina ist übrigens in Wien geboren. „Wanna Take A Ride“ drückt all das aus, was uns an der Pandemie so auf die Nüsse geht. Ich wollte eine positive Message senden, Fuck Covid, man sollte den Song also durchaus laut hören! Und da ist noch „Run Away“…als mir Alessandro Del Vecchio die Musik geschickt hat, hat mich das sofort an meine Kindheit und an einen Kino-Soundtrack erinnert. Das Gefühl, langsam erwachen zu werden und wie schnell es dann letztendlich doch geht ist das spezielle Thema, was auch wieder sehr persönlich für mich ist, weil unsere Jungs das auch gerade durchmachen.

Dann danke ich dir sehr für dieses schöne und persönliche Interview, denn das hat man in im Musik-Business nur sehr selten! Wir wünschen dir viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft. Bleib gesund, damit wir uns hoffentlich recht bald live in Concert wieder sehen können! Denn da sind noch einige Scheiben, die signiert werden möchten!

Das kriegen wir sicher hin, bis bald und Grüße an meine deutschen Fans!

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Die Melodie muss stimmen!