Weder das Betrachten des zweiten Studioalbums noch der Bandname LUNA’S CALL lassen anfänglich drauf schließen, das es sich bei der vierköpfigen Band um eine progressiven Death Metal Combo handelt. Vielmehr würde klassisch die Schublade des Power Metal Genre sich öffnen, um hier die Jungs aus Lincoln in Mittelengland einzusortieren. Um LUNA’S CALL kein Unrecht anzutun, wird das automatische Klischeedenken nun direkt über Bord geworfen und wir wenden uns „Void“ zu.
Mit „Merced’s Footsteps“ haben wir nicht nur den Eröffnungspart des zweiten Albums, sondern zugleich eine überraschende Vorschau auf das was in den nächsten 50 Minuten folgt. Die Briten setzen auf das musikalische Große und Ganze, sowohl in der Höhe als auch in der Breite. Mit himmlischer klingender Leichtigkeit hebt sich der Vorhang dieser virtuellen Metaloper. Nach diesem ergreifenden Beginn reißt einen „Sings“ aus der Wohlfühloase. Die Reise durch den Genrekosmos beginnt mit technischen Riffs, die gepaart mit klaren Vocals sind. Dieser lange Track bietet ein abwechslungsreiche Mischung aus schneller komplexer Aggression und harten Growls an. Nach der Hälfte kommt die weiche Seite von LUNA’s CALL zum Vorschein. Mit einem klassischen Gitarrensolo mündet dieser Track durch Raum ergreifende Synthesizerklänge und einem Klargesang in einem progressiven Finale.
Kommen wir zu „Solar Immolation“, welche mit knapp 14 Minuten der längste Track ist. Hier fließen erneut die unterschiedlichen Elemente der verschiedenen Genres mit ein. Einerseits klingt es nach einer mitreißenden Strömung aus zackig gespielten Riffs und rauen Vocals ohne erkennbares Ufer. Anderseits nimmt uns die Band erneut mit in ihre musikalische Wohlfühloase, die durch den erneuten Einsatz der Synthesizer praktiziert wird. Als spielerischen Rausreißer kommt ein kurzer Gitarren Freestyle part zum Einsatz, der jedoch wieder eingefangen wird. „Enceladus & the Life Inside“ ist eine akustisch geladene Ballade, welche an dieser Stelle ordentlich Harmonie verbreitet.
Und genau die vorhandene Stimmung schwappt nahtlos in „Locus“ rein. Durch den Bass begleiteter Klargesang herrscht weiterhin Friede Freude Eierkuchen, bis die kräftige Rifffront sich in den Vordergrund spielt. Es entsteht ein erneuter Mix aus progressiver Freude und spielerischer Aggressivität. Bei „In Bile They Bathe“ wird gnadenlos jegliche Harmonie über Bord geschmissen und nun kreist der tödliche Hammer. LUNA’s CALL Death Metal Seite wird offen gelegt um sich durch die Zeilen zu prügeln. Bis Dato eine Wendung um 180 Grad.
Nach dieser drei minütigen Verausgabung geht es wieder ab ins Körbchen. Mit dem erneuten akustischen Zwischenspiel „Silverfish“ schauen uns die Briten mit ihren unschuldigsten Blick an, als könnten sie keiner Fliege Leid zufügen. Apropo Fliege. Nach diesem kurzen Innehalten bewegen wir uns zurück in kosmische Spähren. Mit „Fly Further Cosmonaut“ werden die letzten knappe zehn Minuten von „Void“ nun in Anspruch genommen. Auch in diesem finalen Song zeigt eine extreme technische Zauberei und eine vielseitigen Klangpalette auf, um uns schlussendlich mit einem zufriedenen Lächeln in den weiten des Universums zurückzulassen.