20 Jahre Steelpreacher und ihr 6 Album mit dem Titel Back from Hell, waren Grund genug mit den Jungs nach 5 Jahren endlich noch einmal ein Ausführliches Interview zu führen. Dessen Wunsch die Band gerne entsprochen hat. Was in den letzten fünf Jahre so alles passiert ist und was die Band zum neuen Studio Album zusagen hat, könnt ihr hier lesen.
Hi zusammen, schön, dass ihr euch die Zeit nimmt uns ein paar Fragen zu beantworten, anlässlich zu euren sechsten Studio Album und man höre und staune auch zum 20-jährigenBestehen eurer Band. Gratulation erst einmal dazu. 20 Jahre Steelpreacher, mal ehrlich kommt es euch selber solange vor und was bedeutet euch das 20-jährige Jubiläum oder ist es einfach nur eine Zahl für euch?
Jens: Das ist in der Tat ein sehr seltsames Gefühl. Wenn ich mir rein faktisch vor Augen führe wo wir schon überall waren, was wir alles schon gemacht und erlebt haben, ist das schon eine Hausnummer. Auf der anderen Seite fühlt es sich so an, als wäre das alles erst in den letzten paar Jahren passiert. Die Zeit rast an dahin und heute sind wir “too old for dying young”. Kennste, oder?
Ja das, kenne ich leider (lacht). Das letzte Interview bei MyRevelations was wir mit euch führten ist jetzt schon tatsächlich 5 Jahre her, dabei kam es mir Persönlich gar nicht solange vor. Erzählt doch mal, was ist alles in den letzten5 Jahren passiert, gibt es Highlights an den ihr euch besonders gerne erinnert?
Jens: Unvergessen wird natürlich bleiben unser Auftritt beim Headbangers Open Air 2016 als wir nach dem Gig eine geschlagene Dreiviertelstunde lang ohne Pause Autogramme geben mussten. Das war schon eine geile Sache. Ein anderes Highlight war unser Special-Gig den wir 2017 im Florinsmarkt Koblenz, zusammen mit über 20 Gastmusikern aus 15 verschiedenen Bands hatten. Zudem weil es unser erster Auftritt mit Andi an der Gitarre war.
Gut das du es Ansprichst, denn die größte Veränderung ist wohl zum letzten Interview, das ihr eure Besetzung ergänzt habt und mit Andi The Wicked einen 2 Gitarristen am Bord geholt habt. Vor 5 Jahren hattet ihr zum damaligen Zeitpunkt, eher das Gefühl das ihr zu dritt bestens Aufgestellt seid und euch sowohl fühlt. Dieses belegt auch eine Aussage aus unserem letzten Gespräch, in dem Jens meinte das ihr sogar ein wenig die Angst hattet das ein zusätzliches Bandmitglied wahrscheinlich mehr schaden als helfen könnte. Auch wenn er damit es selbstverständlich nicht ausgeschlossen hat, dass es nicht doch einmal dazu kommen könnte. Wie ist es also zu der Zusammenarbeit gekommen und wie hat es vielleicht auch die Gewohnte Arbeitsweise der Band verändert?
Jens: Für den besagten Gig in Florinsmarkt fragte ich Andi, ob er nicht Lust habe für zwei oder drei Songs eine zweite Gitarre bei zu steuern. Ich schicke die ihm die Setlist und sagt ihm, dass er sich einfach die Songs selbst aussuchen soll die ihm gefallen. Als er dann zwei Wochen später bei uns im Proberaum stand und ich ihn fragte “Welche Songs hast du dir denn drauf geschafft?” war seine Antwort schlicht und einfach “Alle”. – und ich dachte mir “Wow, der Typ ist echt ein Psychopath”. Was für mich dann genau so umgehauen hat, war der Umstand, dass er es spontan schaffte meinen etwas eigenwilligen Gitarren Stil zu adaptieren und sich so nahtlos in das bestehende Bandgefüge einzugliedern. Damals dachte ich mir schon: “WENN wir mal einen zweiten Gitarristen in die Band nehmen sollten, dann müsste das genau SO ein Typ sein.” – und plötzlich kam einfach eines zum anderen…
Im Anschluss vielleicht direkt die Frage an Andi, wie war es für Dich, ein Teil des eingeschworenen Haufens zu werden, musstes du dich erst einmal eingewöhnen oder klappte das alles musikalisch gesehen auf Anhieb?
Andi: Ich kann mich dunkel erinnern, wie Mu und ich im Florinsmarkt mal bei ein paar Bier über meinen Einstieg diskutiert haben. Ich habe ihn damals sogar noch gefragt ob sie sich das gut überlegt haben, eben weil Steelpreacher seit jeher immer ein Trio – vor allem auch in derselben Besetzung waren. Die Antwort hätte eindeutiger nicht sein können! Sie haben sich das gut überlegt und Steelpracher hätte schon immer getan was sie selbst für richtig halten. Da ich vorher ohnehin schon ein Fan dieses „eingeschworenen Haufens“ war wäre ich blöd gewesen das Angebot abzulehnen! Ich habe den größten Spaß mit den Songs und mit den Jungs auch! Kann gerne noch 20 Jahre so weitergehen!
Nun seid ihr also mit neuem Album zurück das den Titel „Back From Hell“ trägt, in wie weit habt ihr euch aus eurer Sicht in neuer Besetzung, musikalisch zu den Vorgängern weiterentwickelt und was erwartet eure Fans vielleicht auch an Neuerungen auf dem neuen Album?
Andi: Steelpreacher ist und bleibt Steelpreacher! Wir werden nicht müde Songs über Metal und Bier zu schreiben! Sollte sich das jemals ändern: erschießt uns! Auf jedem Album wird zu einem kleinen Teil auch mal experimentiert, aber die Doktrin „Fuckin‘ Metal“ bleibt immer erhalten! Die Herangehensweise, dass Steelpreacher so lange an einem Song feilt, bis er das mit Hopfen veredelte in Stahl gegossene und vor allem anerkannte DIN ISO-Steelpreacher-Gütesiegel verdient wird auch mit erweiterter Besetzung genau so weiter angewendet. Und es Funktioniert! Da wird das Riff nicht einfach gut sein gelassen, wenn es nur so lala ist! Als wir die Songs für „Back From Hell“ geschrieben haben kam es sogar vor, dass wir selbst einen fast fertigen Song nochmal komplett über den Haufen geworfen haben oder sogar zwei verschiedene draus gemacht haben.
Jens: Tja, da sind wir echt skrupellos. Der Markt ist ja bereits total überfüllt mit halbgaren Alben. Wenn wir was abliefern, will ich auch, dass wir zu 100% dahinterstehen können!
In wie weit war das Album was die Aufnahmen angeht, durch die jetzige Situation der Corona Pandemiebetroffen, konntet ihr euren eigenen Zeitplan einhalten oder musstet ihr viel umorganisieren?
Zunächst mal haben wir so etwas wie ein Zeitplan überhaupt nicht, das wäre uns viel zu stressig. Aber im Wesentlichen hat Corona unsere Arbeitsweise am neuen Album nur minimalst eingeschränkt. Tatsächlich ist der einzige Unterschied der mir spontan einfallen würde der, dass wir im Studio bei den Gang Shouts nicht mit allen Leuten gleichzeitig um das Mikrofon stehen konnten wie wir das sonst immer gemacht haben. Ansonsten waren weder das Songwriting noch die Aufnahmen für uns in irgendeiner Form ungewöhnlich.
Ich persönlich kann euch auf alle Fälle zu dem neuen Silberling nur gratulieren, denn ich finde das neue Album sehr rund. Ich hatte ein wenig das Gefühl das es musikalisch eine Spur epischer zugeht wie zuletzt, täuscht mich der Eindruck? Wie würdet ihr die Mischung auf „Back from Hell“ selber beschreiben?
Andi: Vielen Dank für die Glückwünsche! Wir finden, es ist die klassische Mischung aus traditionellem Metal und Hard Rock. Titanfall ist ein wenig epischer geworden als üblich, das hast du gut erkannt, aber diesen Song mussten wir einfach so machen. Das Riff schrie ja schon danach verwendet zu werden, die Chöre und auch grade das fulminante Outro, was aus Mu´s Feder stammt, passen einfach wie Arsch auf Eimer! Ich zitiere gerne Jan (ACFM), der – als er das Album zum ersten Mal hörte, sagte: „Das ist ein richtiger Steelpreacher geworden!!!“
Jens: *Bier trink*
Einer der wichtigsten Tools das euch ausmacht, weil es zu euren Stärken gehört, sind sicher eure Live Shows, wie geht ihr zurzeit damit um das ihr Live nicht spielen könnt und damit ja auch keine Tour zur Album Veröffentlichung spielen könnt? Was plant ihr vielleicht auch stattdessen um eure Fans auf euer Neues Album aufmerksam zu machen und vor allen auch diejenigen die euch noch nicht kennen?
Andi: Diese unsägliche Pandemie geht an keiner Band spurlos vorbei! Wir vermissen die Fans und auch die Bühnen, aber es geht zurzeit nun mal nicht anders! Wir überlegen uns auch viel, was wir tun können um unsere Fans bei Laune zu halten. Die (a)sozialen Netzwerke sind zu Zeiten von Kontaktbeschränkungen und geschlossener Gastronomie das einzige Mittel dazu. Genau deswegen haben wir haben uns entschlossen, nicht nur die Songs unserer „Masters of the Underground DVD von 2019“ auf diversen Streaming Portalen zur Verfügung zu stellen, sondern auch viele Videoprojekte zu realisieren um die Menschen ein wenig bei Laune zu halten! Hendrik (Drums) hat gerade den größten Spaß am Filmen und Ideen gehen uns irgendwie nicht aus. Die Platte ist fertig und spielen können wir grade nicht. Also machen wir ein wenig Blödsinn vor der Kamera für euch!
Zurzeit greifen ja viele Bands auf das Mittel zurück Live – Konzerte ohne Zuschauer zu streamen, ist das etwas womit ihr euch beschäftigt oder ist das für eine „Underground“ Band aus eurer Sicht völlig unsinnig?
Andi: Eine Steelpreacher Show lebt vom Publikum! Und ohne ein geiles Publikum ist das alles irgendwie merkwürdig. Klar, kann man sich betrinken, abgehen, rumposen, oder bei „Start Raising Hell“ das Bierfass in einen leeren Raum spritzen, aber – mal ganz davon abgesehen, dass wir dafür wahrscheinlich Ärger bekommen würden, ist es einfach nicht dasselbe. Wir sind in der luxuriösen Situation, dass uns die Band nicht ernähren muss und eine Streaming Show sollte doch eher denen vorbehalten sein, die unter anderem damit ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, denn genau denen geht es grade sehr schlecht! Da will man als Underground Band mit geregelten Einkommen nicht noch reingrätschen nur um ein paar Platten mehr an den Mann oder an die Frau zu bringen. Wer uns zurzeit Live sehen möchte kann gerne unsere DVD kaufen oder mal auf You Tube reinschauen.
Wie haltet ihr das Privat seht ihr euch ein Live stream, von eurer Lieblings Band an? Mir ergeht es nämlich so, dass ich es als eher schlimm empfinde wegen der Mangelnden Atmosphäre, auch wenn es gut gemacht ist.
Jens: Kunst entsteht für mich aus zwei Faktoren: Zum einen das Werk selbst und zum anderen einen Betrachter der es als Kunst empfindet. Beide Faktoren gehören eisern zusammen. Wenn eine Band also ohne Publikum spielt, ist das für mich so, als würde ein Gemälde an der Wand hängen aber es wäre niemand da um es sich anzuschauen. Kunst die nicht gewürdigt wird macht mich einfach traurig. Leere Hallen ziehen mich dementsprechend einfach nur runter…
Damit komme ich auch schon zu meiner letzten Frage und hoffe, dass wir uns bald mal wieder bei einem kühlen Bier sehen werden und dass wir dann Interviews wieder mit allen von Angesicht zu Angesicht führen können. Hier also meine Abschluss Frage, ihr seid einmal als „Deutschlands kultigste Underground Band“ von einem Kollegen bezeichnet worden, wer ist denn zurzeit eure Lieblings „Underground Band“ die ihr unseren Lesern noch als Geheim Tipp empfehlen würdet?
Andi: Kühles Bier klingt gut! Da machen wir mit! Deine Frage beantwortet sich am besten mit Hinblick auf unser 20-jähriges. Sollte das Steelpreacher Festival tatsächlich stattfinden sind dort genau die Bands für euch auf der Bühne!
Jens: Viele Underground Bands die ich gut finde sind längst keine Geheimtipps mehr und es wäre unnötig die jetzt hier alle aufzuzählen, da diese längst im Rampenlicht stehen. Jedoch fällt mir da eine Band ein die meiner Meinung nach einfach mehr Beachtung verdienen würde, weil sie einfach geile Musik machen und das sind WILD RIDER! Unbedingt mal reinhören, das ist super genialer Hard Rock. Die spielen auch auf unserem Festival!
Zum Schluss hat wie immer bei mir die Band das letzte Wort, also tobt euch aus und rührt gerne noch einmal die Werbetrommel für euch und eure neuen Platte. Vielen Dank für eure Zeit.
Andi: Was kann man an dieser Stelle noch groß sagen? Vielen Dank für das Interview!!! Bleibt gesund, trinkt kein Bier aus grünen Flaschen und kommt zu unserem 20-jährigen! PROOOST!
Jens: SEE YOU IN HELL!