Der Norddeutsche Herbie Langhans hat schon auf vielen tollen Alben gesungen, ist derzeit noch mit Radiant, Avantasia und Firewind aktiv und hat jetzt eine neue, echte Band mit bekannten Musikern gemacht – Sonic Haven! Der allürenfreie Sänger gab uns ein entspanntes und ehrlich klingendes Interview.
Du hast jetzt mit Sonic Haven eine neue Band am Start, weil du ja auch sonst noch gut aktiv bist hat mich das überrascht, wie kam es denn dazu?
Das hat sich so ergeben, weil ich schon länger mit Frontiers Records am Verhandeln bin, damals wollte ich auch Radiant dort unterbringen. Das hat aber nicht so geklappt. Wir bleiben aber in Kontakt, da Frontiers aber mehr Metal machen wollen fragten sie ob ich nicht mit solch einer Band bei ihnen ankommen wollte. Da war das mit Firewind auch noch nicht klar! Das kam erst Dezember 2019 und im Sommer vorher hatte ich schon die Demos von Sonic Haven fertig. Das muss auch für mich händelbar sein. Die einzige Proberaumband die ich noch hatte waren Radiant, obwohl wir auch in ganz Deutschland verteilt leben. Aber da gehen wir noch klassisch in den Proberaum und schreiben auch dort die Songs und jammen. Mit Sonic Haven muss das auch wegen meiner anderen Projekte wie ein Uhrwerk laufen. Habe daher direkt an den Gitarristen Carsten von Radiant gedacht, der Dom am Bass ist auch ein langjähriger Freund und André Hilgers als Drummer kenne ich auch seit Jahrzehnten. Die können alle von zuhause aufnehmen, ich schreibe die Lieder daheim, dann drücken die Musiker noch ihren Stempel auf und fertig. Ich hatte noch nie so eine angenehme, stressfreie Produktion wie diese! Jeder macht halt seine Hausaufgaben, der Sascha Paeth hat ja gemischt. Jetzt schauen wir mal wie das so anläuft, die Premiere des ersten Videos war ja heute auf Youtube und die ersten Reaktionen waren gut!
Ich finde es auch gut, aber so weit ist es von deinen anderen Acts dann auch nicht weg. Hättest du die Scheibe auch mit Radiant umsetzen können?
Ne, ne! Mit Radiant soll das mehr im Hard Rock Bereich bleiben, auch die Achtzigerschiene. Da sind auch etwas AOR Sachen, dabei. Vielleicht sogar etwas Stoner Rock. Sonic Haven soll das klassische Metalbrett sein, klar wenn ich das Material schreibe und produziere klingt das schon schwer nach meiner Feder oft. Eigentlich haben Sonic Haven und Radiant nichts miteinander zu tun, außer dass der Gitarrist der Gleiche ist.
Ich habe mir eben mal euer Debütvideo angeschaut! Das ist ja echt schön heutzutage, wenn alle Musiker in einem Raum sind. Manche Acts haben das zwar teilweise geschickt gelöst, aber es ist schön mal keine Internetband zu haben!
Ja, das war uns schon wichtig, wir haben da Oktober 2020 zusammen ohne Probleme gedreht, so weit sind wir nicht auseinander. Frankfurt und Wilhemshaven sind die weitesteten Punkte. Dann treffen wir uns halt in Hannover so in der Mitte. Die Scheibe ist ja schon länger fertig, fast ein Jahr, da muss man da lange planen im Releaseplan. Da hatten wir die Scheibe schon fast vergessen, da wir alle auch viel machen. Live ist 2021 nicht zu planen, aber 2022 sind wir schon erpicht drauf die Sachen einfach auf die Bühne zu bringen!
Ich finde das einfach schön, wenn das eine Band noch recht organisch ist. Gerade bei Frontiers wo bestimmt 75 % sicherlich Studiobands sind!
Ja, die Nachfrage war da und ich wurde auch immer wieder gefragt wann ich mal wieder Metal mache! Ich bin auch bei anderen Bands aktiv und schreibe da auch mit wie bei Firewind. Habe gerade auch mit Gus geschrieben, es kann sein das da 2021 noch ein paar griechische Konzerte geben kann. Da schreibe ich dann auch Texte und das finde ich auch wichtig, dass ich da keine vorgefertigten Lieder vorgesetzt bekomme und nur singen muss. Die Scheibe ist ja unter Hochdruck entstanden für mich innerhalb von vier oder fünf Wochen musste ich da Gas geben. Danach kamen noch diverse Termine wie Videoclips und Fotosessions dazu.
Bei dem Beispiel fällt mir ein, dass du immer auch leicht anders klingst, was für mich als Hörer auch den Reiz ausmacht! Manche Sänger klingen immer gleich, was auch eine gute Sache ist, manchmal ist man dann aber übersättigt als Hörer!
Ich versuche ja immer alle paar Jahre mich neu zu erfinden, so auch als ich bei Avantasia „Draconian Love“ auf einmal so tief gesungen habe! Da habe ich selber gedacht, huch das bin ich? Das will ich dann auch immer mal wiedereinsetzen. Aber auch solche Blues-Rock Sachen wie bei Voodoo Circle waren dann ganz was anderes. Jetzt m der Zeit habe ich das nicht so erfahren, dass die Leute sagen: jetzt mach der schon wieder was Neues. Aber in der heutigen Zeit macht halt eine Band einem nicht den Kühlschrank voll das muss man auch wissen. Ich bin heute seit zwei Jahren als professioneller Musiker unterwegs. Vorher habe ich Arbeit und Musik immer kombiniert. Das war hart. Dazu habe ich die Ausbildung als Vocalcoach gemacht. In Zeiten der Pandemie sind mir auch mehrere zigtausend Euros flöten gegangen. Ich habe da auch verschiedene Projekte und Lieder als Gast eingesungen mit dem ich mich über Wasser halten konnte. Ich kann verstehen, dass die Leute rumjammern, die müssen auch die Musikersicht verstehen. Wir haben ja nicht mehr die goldenen Achtziger wo man mit einer Band durchstarten kann. Heute kann man ja durch Datentransfer und Homestudios weltweit arbeiten. Ich versuche mich aber den Bands anzupassen und songdienlich zu arbeiten, so dass ich auch individuell und anderes klinge wie du eben gesagt hast.
Du hast ja wie ich im Netz gelesen haben bei diversen Alben auch viele Backing Vocals gesungen wie z.B. Rhapsody. Das ist ja krass und das bekommt ja auch nicht jeder mit, da steht man ja nicht so im Rampenlicht und der Hörer hat dann weniger Ermüdungseffekte!
Das fing damals mit dem Gates Studio und Sascha Paeth an mit dem ich auch jetzt gut befreundet bin. Da habe ich dann bestimmt für fünf oder sechs Rhapsody Alben die Backings gemacht, allgemein auch viele Chöre und Kamelot. Mit dieser Band hat das alles angefangen.
Zurück zu Sonic Haven, ein Urgestein der Gates Studios, Keyboarder Miro war ja auch bei der neuen Scheibe an Bord, wie kam das?
Bei drei Songs, bei den meisten Liedern war noch ein anderer Spieler an Bord. Die etwas aufwändigeren Lieder hat dann Miro gemacht. Der Song „From White To Black“ hätte dann schon fast zu Radiant gepasst, so cheeesy Achtzigerstil (lacht).
Ich bin ja echt froh, dass ihr es nicht wie viele Acts im Moment macht: Am Ende einer Scheibe wird dann ein 10-15 Minuten Mammuttrack gesetzt der oft im Grunde nur drei Lieder am Stück ist!
Bei meiner ganzen alten Band Seventh Avenue haben wir so vertrackte Sachen schon mal gemacht. Mit tausenden Parts und so, das ist mir aber mittlerweile auch viel zu viel als Hörer und brauche da auch nicht wahnsinnig komplizierte Strukturen und Parts mit 20 Minuten. Ich mag es dann eher puristisch und einfacher.
Ich möchte keine Witze über Frontiers machen, aber viele Alben haben was von Stock Footage mit üblichen Themen und Motiven. Das hier ist schon spannender bei euch, wo habt ihr das her, ist das für euch gemacht worden?
Aus Budgetgründen ging das nicht anders bei uns! Ich musste da schon länger suchen. Aber es war nicht so, dass Frontiers uns 8-10 Alben gaben und sagten sucht euch was aus. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, dass es nach Metal und Vagabund aussehen soll, auch abstrakt. Das hätte sogar noch einen Tick mehr abstrakt sein können. Das Thema ist mir im Lockdown gekommen die Musiker und Künstler sind auch Vagabunden die auch in der Gesellschaft belächelt werden. Man bekommt dann Tipps der Sorte: Von der Musik leben? Such dir doch nen richtigen Job oder so!
Ein Artwork ist ja immer wichtig und eine Visitenkarte! Bist du denn textlich festgelegt, gibt es da einen roten Faden oder sind die Themen offen?
:Das ist hier offen, ich habe alle Texte bis auf einen geschrieben. Aber ansonsten ist alles von mir und da ist alles dabei. Ich schreibe gerne über Sachen die mich beschäftigen, ich mag keine Fantasy Geschichten erzählen die nichts mit der Realität zu tun haben. Auch Sachen die in der Lockdownzeit aufkamen wie Ängste, Verluste aber auch der Zusammenhalt der Musiker der auf einmal ganz stark wurde. Auch von der Fanseite. Der Zusammenhalt der Musiker war früher nicht so stark, das ist aber auch bisher geblieben. Ich gehe auch öfters hin und kaufe ne Scheibe von einem mir bekannten Musiker, obwohl da auch gesagt wird, ich schicke dir einfach eines. Aber ich kaufe es dann von deren Website. Das sind kleine bis große Gesten die auch unter Kollegen gerade ablaufen. Aber auch Musikthemen werden aufgegriffen, Fannähe und ähnliches. Das sind Sachen die mich alle beschäftigt haben und so könnte man jeden Text nehmen und etwas davon drin finden!
Ich merke heutzutage immer wieder wie wichtig es ist einen guten und markanten Bandnamen zu haben den nicht 10 andere Acts so oder ähnlich auch haben. Die neuen Bandnamen sind oft zwei Wörter und eurer ist ja ganz cool, Schallhafen. Wie kam es dazu?
Einen Bandnamen für etwas Neues zu finden ist immer eine schwierige Sache und entsteht meist aus einer Bierlaune. Er muss gut klingen und leicht auszusprechen sein! Es muss auch etwas Bedeutung haben, ich habe mich ja auch etwas in die Metal Songwritingsphase begeben, was ich selber länger nicht gemacht habe. Meine kleine Oase in Sachen Metalsongs, früher habe ich mehr Metalsongs geschrieben und mich dann eine Zeit lang mehr auf Hard Rock konzentriert. Dabei auch oft eher Melodien und Texte geschrieben. Das war dann der Hintergrund zu dem Bandnamen an sich.
Das ist doch mal eine gute Erklärung!