Masse statt Klasse?

Ich habe ja seit längerem einen Beitrag in unserer Kolumne bezüglich des aktuellen Stands in der Rock-Szene angekündigt. Nun, jetzt ist es endlich soweit, ich habe Zeit und Muße gefunden, um einige meiner Gedanken mit euch zu teilen.

Da ist zum einen natürlich die momentane Corona-Situation ohne jegliche Konzerte. Am Anfang der Pandemie spielten die Künstler noch Konzerte im Wohnzimmer, im Autokino oder auf einer Bühne ohne Publikum. Diese wurden dann entweder gestreamt oder bei youtube ins Netz gestellt. Die Bild-und Tonqualität dieser „Not-Gigs“ war dabei meistens eher im unteren Bereich angesiedelt. Jedenfalls wurden diese Konzerte immer weniger und mittlerweile sind sie fast ganz von der Bildfläche verschwunden. Warum? Klar, die Aktualität lässt viele der etablierten Künstler auf bald folgende Konzerte hoffen, aber ich denke eher, dass Auftritte vor leeren Rängen einfach nicht funktionieren. Das Live-Gefühl lässt sich einfach nicht auf Bildschirme übertragen. Beim Fußball scheint das ja anders zu sein, was mir ehrlich gesagt tierisch auf den Sack geht! So muss sich jetzt, da schon zum zweiten Mal wieder die größten Festivals im Sommer abgesagt sind, hinsichtlich des Einkommens der Künstler und vor allen Dingen der anhängenden Arbeitnehmer wie Beleuchter, Ton-Techniker, Merch-Verkäufer etc. einiges ändern. Doch die Politik ist da mehr als träge bei ihren Bemühungen. Mal sehen, ob das bei der nächsten Bundestag-Wahl abgestraft wird. Der Stau bei den hoffentlich bald wieder stattfindenden Veranstaltungen wird sich jedenfalls nicht auflösen lassen, da werden viele Künstler auf der Strecke bleiben müssen…Das sollte jedem klar sein und das Hauen und Stechen zwischen den Musikern wird nicht lustig! Also zurück zu den Anfängen? Vielleicht, als anno Dazumal noch Platten-Verkäufe die Haupteinnahmequelle der großen Stars waren?

Damit komme ich zum zweiten Problem, nämlich der Masse an Neuveröffentlichungen, die uns Monat für Monat erreicht. Ich möchte das mal am Beispiel des großartigen Sängers Ronnie Romero, der seine Karriere mit den Live- Auftritten für Ritchie Blackmore`s Rainbow weltweit so furios startete, festmachen. Ronnie ist gefühlt bei jedem 2. Act, der was auf sich hält zu hören. Es wird sogar mit seinem Namen geworben! Das erinnert mich an dieser Stelle an Jorn Lande, der mittlerweile leider völlig weg vom Fenster ist und vor zwei bis vier Jahren noch ähnlich präsent war. Stimmlich geben sich die beiden übrigens nicht viel, die singen nämlich in der gleichen Liga!

Okay, aber leider ist die Qualität der Masse an neuen Platten insgesamt nicht mit früher zu vergleichen. Manchmal frage ich mich wirklich, wer das alles so hören will was Neues auf uns zukommt? Mein Sohn ist jetzt fast 18 Jahre alt und (Gottlob) hört er ausnahmslos Hard Rock und Metal wie sein Papa. Wenn wir uns über Musik austauschen ist da selten neues Zeug das ihn begeistert, auch er in seinen jungen Jahren scheint schon begriffen zu haben, dass es eben nicht viel Neues, sondern nur Aufgüsse von früher gibt. Aber das ist nicht schlimm, denn diejenigen Bands, die den Sound von früher zocken, haben auf jeden Fall ihre Berechtigung! Aber ohne Konzerte? Naja, da darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Die Streams lösen die physischen Produkte langsam ab, lediglich die Vinyl-Fans versuchen sich noch diesem Trend mehr recht als schlecht entgegenzustellen.

Und so frage ich mich tatsächlich, wie lange es dauert, bis diese ganze Musik-Blase platzen wird? Mir macht es trotz alledem noch Spaß, über neue Musik zu schreiben, obwohl diese Freude langsam aber sicher abnimmt. Ab und zu kommen ja tatsächlich noch Gruppen, die es wert sind weiterzumachen bzw. meinen Geschmack voll treffen, wie z.B. Temple Balls aus Finnland oder auch Manntra aus Kroatien. Das hilft dann schonmal, die Motivation des Schreibers aufrecht zu erhalten!

In diesem Sinne, bleibt wachsam und gesund!

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Die Melodie muss stimmen!