CASKET – URN (EP)

Albumtitel

Urn (EP)

Label/Vertrieb

Neckbreaker Records

Veröffentlichung

04.06.2021

Laufzeit

33:35 Minuten

Genre

Death Metal

Kann es eigentlich etwas schöneres geben, als für eine halbe Stunde dem Alltag zu entfliehen und sich rund dreißig Jahre zurück in die Anfangsjahre des klassischen Death Metal zu katapultieren. Als dieses Genre Anfang der 90’er eine wahre Hochkonjunktur erfuhr und weltweit Death Metal Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, blieb Deutschland von diesem Phänomen nicht verschont. Mit den bekanntesten Vertretern wie MORGOTH, FLESHCRAWL oder ATROCITY bekam Good Old Germany die ersten extremen Farbklekse auf die Landkarte. Während die genannten Bands in der Regel im ersten Atemzug erwähnt werden, entstanden in unseren Breitengraden weitere Bands und die hiesige Metalszene wuchs beständig weiter. So auch im baden-württembergischen Reutlingen, wo sich CASKET 1990 gründete. Das Quartett begann damals mit ihrem extremen musikalischen Trip, welcher bis zum heutigen Tage ununterbrochen Bestand hat. Eine respektable Leistung, die mit einunddreißig Jahren Bandgeschichte nicht all zu oft zu finden ist. Die einzige Änderung in der Bandbesetzung erfolgte 2007, als Gitarrist Michael Gleibs die Band verließ. Auch wenn das süddeutsche Trio nicht zu den großen gefragten Acts des Genre zählt, werden sie ihrer Rolle als beständiger Underground-‚Geheim‘-Tipp unter den Death Metal Fans voll und ganz gerecht.

Befasst man sich mit der Discographie der Württemberger waren die ersten Jahre mit Demos gepflastert, bis 1998 „Under the Surface“ die erste Vollbedienung erschien. Von da an setzte sich eine Todeswalze in Bewegung, die bis heute nicht mehr gestoppt wurde. Weiter im Programm folgte zehn Jahre später „Upright Decay“, welches sich von der einheitlichen Qualität nahtlos in der Meer von unzähligen anderem Todesblei mit eingereiht hat. Mit „Undead Soil“ gab es 2013 das dritte Lebenszeichen des Trios, welches zu den rabiaten Veröffentlichungen von CASKET zählt. Das bisher vierte und aktuell letzte Album „Unearthed“ (2017) zählt uneingeschränkt zur Kategorie der brachialen Abrissbirnen. Der aufmerksame Leser wird feststellen, das die CASKET Discographie bisher von EP’s verschont geblieben ist. Um diese Lücke nach nun dreißig Jahren endgültig zu schließen, werden wir mit der Extended Play „Urn“ beglückt. Diese runden dreißig Minuten sind in zwei Parts aufgeteilt. Während die ersten einundzwanzig Minuten fünf Mal neues Material bietet, wurden zwei Liveaufnahmen von „Unearth“ und ein Livemitschnitt des „Upright Decay“ Albums mit drauf gepackt.

Das Georg ‚Schorsch‘ Gerriets über ein mächtiges Reibeisenorgan verfügt, war bereits auf den letzten Alben zu vernehmen. Dieses wird direkt beim ersten Track „Bombing Graves“ dem Hörer durch die Lauscher gepustet. Der Track strotzt vor Hartherzigkeit im eingängigen Midtempo und zeigt sich stellenweise selbstbewusst mit Varianten der Leadgitarre. „The Rope“ setzt sich gegenüber dem Auftakt stilistisch anders in Szene. Mit einem schleppenden Beginn gleitet das Trio in einen gemäßigten aber abwechslungsreiche Spielbereich ab. Je öfter dieser Track rotiert, des so mehr gängige Riffs der alten Schule kommen zu Tage und lassen durch die eingebauten Breaks die rabiate Seite von CASKET aufblitzen. Nähmaschinen artige Doublebase wird einem bei „Amnesia“ um die Ohren gehauen und wirkt dabei alles andere als eine Gedächnisstörung. Auf ausgewogener Basis paaren sich Wildheit und Rhythmus gleichermaßen. Bemerkenswert ist, dass hier nicht nur stumpf drauf los geschrammelt wird, sondern es schwingt auch immer ein gewisser technischer Anspruch mit, ohne dabei ins nervige Gefrickel überzugehen! Das DM Trio hat sich für diesen Song den REVEL IN FLESH Frontmann Ralf Hauber für eine gesangliche Verstärkung ins Haus geholt.

Auch der Track Nummer vier hat es in sich. Während der Bass zu Beginn von „To Separate The Flesh From The Bone“ den Hauptact miemt, wird er von einem Gewitter, bestehend aus Blastbeats und wilden Riffing, abgelöst. Diese Mischung mit einem akkustischen Gitarrenausklang, ist wie das Salz in einer leckeren Death Metal Suppe. Freundliche Gesangsunterstützung gibt es hier von Roman Thyzorn Schönsee. Das Finale des neuen Hörmaterials ist eine weitere unerbittliche Angelegenheit. Durch das niederprasselnde Dauerfeuer aus Riffs und Blastbeats wirkt „Final Predicament“ wortwörtlich wie ein letzte Zwangslage, die unausweichlich als letzte Zufluchtsort möglich ist. Gnadenlos wurden auch ganze Arbeit messerscharf und punktgenau eingezimmert. Drummer Marinko ‚Stinge‘ hat wieder ordentlich viel Holz zu zerkleinern, was die Leistungen der restlichen Band natürlich nicht schmälern soll ! In der langen Festival und Konzert Abstinenz ist man heutzutage fast schon Dankbar über neue Livemitschnitte, auch wenn sie nur durch die heimischen Boxen dröhnen. Von CASKET gibt es auf „Urn“ gleich dreifachen Livegenuß als Zugabe. „Onwards To Destruction“ & „Kill The Red Lamb“ jeweils vom „Unearthed“ Album und „Faces Of The Dead“ vom 2008 „Upright Decay“ stehen in akzeptabler Aufnahmequalität zum Anhören bereit.

CASKET haben Bock eine fette Ladung Old School Death Metal vom Stape zu lassen und das ist dem Material auch anzuhören, denn der Energie geladene Level ist hoch und die Spielfreude jederzeit zu vernehmen. Durch den kaltschnäuzigen Grundsound geht dabei auch nicht die Intensität der uns dargebotenen Death Metal-Kultur verloren. Für Old School-Todesbleifreaks sollte die Debüt EP „Urn“ wirklich ein hervorragender Leckerbissen sein, der ihnen nicht zu schnell fade werden sollte, denn die rund dreißig Minuten bieten simple Klasse der alten Schule.

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Fazit
CASKET besinnt sich mit "Urn" auf die gereiften Grundtugenden des Death Metal und liefern eine ordentliches Brett ab.
12
von 15
Edelstahl
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