Wenn Bands schon früh wegweisende Erfolge feiern konnten (wenn auch nicht zwingend auf kommerzieller Ebene), dann kann sich das im Laufe einer langen Karriere als Mühlstein um den Hals erweisen, muss es aber nicht. Mit „Blood In The Water“ belegen FLOTSAM AND JETSAM eindrucksvoll, dass man nicht zwingend an Szene-Meilensteinen wie dem 1986er „Doomsday For The Deceiver“ zerbrechen muss. Kleiner Tipp: Einfach die eigene Kreativität mit reichlich Frischhaltefolie umwickeln, dann klingt man auch etliche Jahrzehnte später relevant.
Dabei klingen FLOTSAM AND JETSAM eigentlich noch immer wie früher. Hier und da ein paar Takte, die durchschimmern lassen, dass man nicht auf den eigenen Ohren sitzt und schon ist es gelungen, den eigenen Sound weit ins neue Jahrtausend hinein zu retten. Schaden kann es dabei auch nicht, wenn jemand wie Jacob Hansen Mix und Mastering übernimmt, der die oben erwähnte Frischhaltefolie auch um den Sound wickelt. Sprich: Weder Songwriting noch Sound klingen nach Altenheim, wenn auch Präzision und Wucht der Darbietung für ein enormes Maß an Routine sprechen. Insbesondere bei der Stimme von Eric „A.K.“ Knutson macht sich diese Routine bemerkbar. Ohne könnte er solche Passagen wohl nicht mehr mit so viel Schmackes im Goldkehlchen intonieren. Apropos Schmackes: Die Felle der Drums werden von Ken K Mary ordentlich geschunden, selbst in langsamen Passagen ist sein Spiel nämlich äußerst wuchtig geraten. Feine Leistung. Jetzt seid ihr bestimmt neugierig. Da würde ich euch „Cry For The Dead“ ans Herz legen. Nicht, weil der Song typisch für die ganze Platte wäre, sondern weil die Vorzüge der Musiker bei dem eher ruhigen Track am deutlichsten zur Geltung kommen.
